Enger zusammen

M.DuMont Schauberg übernimmt endgültig Kölner Konkurrenz

„Kölner Verlagshäuser rücken enger zusammen“ meldete der „Kölner Stadt-Anzeiger“, Flaggschiff des M.DuMont Schauberg Konzerns. Das klingt nett und heimelig. Von kuscheligem „Zusammenrücken“ kann indes keine Rede sein: M.DuMont Schauberg übernimmt nun endgültig die Verlagsgeschäfte des lokalen Konkurrenten Heinen, in dem die „Kölnische Rundschau“, die „Bonner Rundschau“ und einige Anzeigenblätter erscheinen. Damit ist der Kölner Zeitungsmarkt vollständig in den Händen des Großverlegers und ehemaligen Industrie- und Handelskammer-Präsidenten Alfred NevenDuMont. Wo man enger zusammenrückt, wird der Raum knapp für Arbeitsplätze: Bis zu 300 sollen beim Heinen-Verlag wegfallen, bis zu 100 in der Druckerei.

Seit 1982 ist M.DuMont Schauberg, neben dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ u.a. Verleger des Boulevardblattes „Express“, der „Mitteldeutsche Zeitung“ in Halle und zahlreicher Anzeigenblätter, mit 20 Prozent am Heinen-Verlag beteiligt. Seit Mitte der achtziger Jahre gab es immer wieder mal Gerüchte, Heinen könne die wirtschaftlich kränkelnde „Rundschau“ nicht halten. Jetzt soll der Kölner Zeitungsmarkt endgültig ohne interne Konkurrenz sein: Wenn das Kartellamt zustimmt, was für Ende Juni zu erwarten ist, übernimmt M.DuMont Schauberg zum 1. Januar 1999 das gesamte Verlagsgeschäft und die Verlagsrechte für die „Kölnische Rundschau“, die „Bonner Rundschau“ und die jeweiligen Unterausgaben, den Vertrieb, den Anzeigenbereich und den Druck. Das bedeutet: Die Zeitungen erscheinen im selben Verlag und im selben Format und werden einen identischen Anzeigenteil und -tarif haben. Bei Heinen verbleiben lediglich Teile der Buchhaltung für die Anzeigenblätter und Verwaltungsteile.

Beim Heinen-Verlag arbeiten derzeit 500 Menschen – im Januar 1999 sollen es nur noch um die 200 sein. In der Druckerei sind derzeit um die 250 Menschen beschäftigt, fast die Hälfte ist gefährdet. Das Wort „Entlassungen“ ist natürlich schon gefallen, auf einer großen Betriebsversammlung bei Heinen in der ersten Mai-Woche war der Schock groß. Die Vertriebsleute, die Abo-Verwaltung, die Werbung, Anzeigenakquisition, die Herstellung, die Verwaltung, der Druckbereich sind betroffen. Verleger Heinen hat dem Betriebsrat Gespräche angeboten. Ob und wieviele Arbeitsplätze mit Übernahmen beim ehemaligen Konkurrenten erhalten bleiben können, ist noch völlig offen. Sozialplanverhandlungen wird es geben müssen.

Gleiches Format, gleicher Anzeigenteil

Und die Redaktion? Die soll „publizistisch, personell und organisatorisch“ vollständig im Heinen-Verlag und „unverändert unter der Verantwortung von Herausgeber Helmut Heinen“ stehen, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ verlautbarte. M.DuMont Schauberg „garantiert die Unabhängigkeit der Redaktion und ihrer Arbeit“ hieß es. Was solches in Köln heißen kann, haben zwei verlorene Prozesse des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in jüngster Zeit eindrucksvoll belegt: Die Entlassung und gerichtlich erzwungene Wiedereinstellung von Hartmut Schergel (s. M 10/96, 2/97) und das Schmerzensgeldurteil gegen die Autoren Rügemer und Schöfer (s. Seite 11). Wie man hört, soll der Redaktionsetat gleichbleiben – der redaktionelle Teil freilich wird, da mit dem wesentlich größeren Anzeigenmantel des „Stadt-Anzeiger“ ausgestattet, größer werden müssen. „Schon jetzt“, klagt die Kölner dju, „wird in Köln schlecht unterrichtet, wer sich nur durch die DuMont Presse unterrichten läßt … Aber außer der Bild-Zeitung gibt es künftig keine Tageszeitung mit Kölner Lokalteil, die nicht von Neven DuMont kontrolliert wird. Uns stellt sich erneut und noch dringender die Frage, ob die Pressefreiheit und das Recht der Öffentlichkeit auf verläßliche Unterrichtung nicht in schroffem Widerspruch zur Verfügungsgewalt einiger weniger Pressezaren über die Zeitungen stehen“.

Spekuliert wird in einschlägigen Kreisen, daß DuMont Schauberg sich zunehmend umzingelt fühlt: Vom Süden her durch die „Rhein-Neckar-Zeitung“, von Westen her durch die „Rheinische Post“ und von Norden her durch den WAZ-Konzern. Da liegt es nahe, im heimischen Revier die Reihen fest zu schließen.

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