Hamburger Stadtportal nun in Springer-Hand

portal Hamburg.de wurde mehrheitlich an die Axel Springer AG verkauft. „Der Senat hat mit seiner Entscheidung die Medienkonzentration gefördert und kleinere Anbieter ignoriert“, kritisiert ver.di-Landeschef Wolfgang Rose diesen Coup.

Unter fünf Kaufinteressenten habe ausgerechnet der Verlag den Zuschlag erhalten, der in Hamburg über eine besonders starke Medienmacht verfüge. Man trete dem Hause Springer nicht zu nahe, wenn man ihm eine besondere Zuwendung zur Politik des Senats attestiere. Es dränge sich der Eindruck auf, dass der vielfach gedruckte Bürgermeister Ole von Beust hier kurz vor der Bürgerschaftswahl einen wichtigen Verbündeten bedient habe, heißt es in der ver.di-Pressemitteilung.
Auch der Hamburger Politikwissenschaftler Prof. Hans J. Kleinsteuber rät dem Bundeskartellamt, einen kritischen Blick auf diese Übernahme zu werfen. In einer Expertise erinnerte er daran, dass sich Springer in den 90er Jahren selbst an einem Stadtportal versucht habe, „allerdings mit geringen Erfolg“. Nun erwerbe das Unternehmen, das bereits im Zeitungsmarkt (Bild, Das Hamburger Abendblatt, die Welt) und an führenden Radiostationen wie Radio Hamburg und an dem einzigen Ballungsraum-TV-Sender (Hamburg 1) beteiligt ist, die Mehrheit bei Hamburg.de „Damit sind endgültig alle Chancen vertan mit dem Stadtportal ein Stück autonomer Bürgeröffentlichkeit zu schaffen“, sagt Kleinsteuber. Kritische Stimmen würden so kaum mehr den Weg in die Öffentlichkeit finden.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Unabhängige Medien in Gefahr

Beim ver.di-Medientag Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen diskutierten am 20. April rund 50 Teilnehmende im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig die aktuelle Entwicklungen in der Medienlandschaft, die Diversität in den Medien und Angriffe auf Medienschaffende. Das alles auch vor dem Hintergrund, dass bei den kommenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg die AfD laut Umfragen stark profitiert. 
mehr »

ARD-Krimis werden barrierefrei

Untertitelung, Audiodeskription, Gebärdensprache – das sind die so genannten barrierefreien Angebote, die gehörlosen oder extrem schwerhörige Fernsehzuschauer*innen gemacht werden. Die ARD sendet fast alle neu produzierten Folgen ihrer Krimireihen „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ auch mit Gebärdensprache. Beide Reihen seien „die ersten und aktuell die einzigen regelmäßigen fiktionalen Angebote mit Gebärdensprache in der deutschen Fernsehlandschaft“, erklärte die ARD.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »