Hirn will Arbeit

Deutschlandradio Wissen – eine Art Labor mit Netzanschluss

Hirn will Arbeit – mit diesem forschen Slogan startete am 18. Januar mit „DRadio Wissen“ das dritte Programm des 1994 gegründeten Deutschlandradios. „Eine wunderschöne Abrundung unseres Qualitätsbouquets“, freut sich DLR-Intendant Willi Steul über diese „ideale Ergänzung“ zum Deutschlandfunk und zu Deutschlandradio Kultur, den anderen beiden Säulen der DLR-Programmfamilie. DRadio Wissen will sich allem widmen, „was wissenswert ist: von Wissenschaft bis Alltagswissen, von Campus bis Karriere, von Natur bis Literatur, von Web bis Wirtschaft“, so die sendereigene Beschreibung.


Das Programm sei eine Art Labor mit Netzanschluss, sagt Steul, „wir werden darin die Grenzen des Experimentellen ausloten“. Man fühle sich privilegiert, in medienpolitisch bewegten und wirtschaftlich schwierigen Zeiten „etwas komplett Neues auf die Beine zu stellen“, bekennt Programmchef Dietmar Timm. Die rechtliche Grundlage lieferte der 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, in dem die Länder das Deutschlandradio ausdrücklich mit der Entwicklung von DRadio Wissen beauftragten. Das Programmschema sieht tagsüber von sechs bis 18 Uhr so genannte Nachrichtenquadranten vor. Zur vollen und zur halben Stunde werden klassische News ausgestrahlt. Um Viertel nach und Viertel vor jeder vollen Stunde stehen Kultur- und Wissenschaftsnachrichten auf dem Programm. Dazwischen gibt es thematische Blöcke, sortiert nach Rubriken wie Agenda, Natur, Medien, Globus und Kultur. Am späteren Abend sind Halb- oder Ganzstundensendungen vorgesehen.

Kooperationen mit vielen Partnern

Dabei kooperiert DRadio Wissen mittels „Radiolinks“ mit geeigneten Redaktionen verschiedener ARD-Landesrundfunkanstalten, etwa mit „SWR2 Campus“ oder mit „hr2 Kultur Wissenswert“. Daneben gibt es auch eine Zusammenarbeit mit internationalen Radiopartnern, etwa mit dem Schweizer DRS und mit Radio France. Eine Kooperationsvereinbarung mit der BBC ist geplant; im Februar startet die Zusammenarbeit mit Zeit Online. Werktags um 18:30 Uhr lädt das Programm zur anderthalbstündlichen „Redaktionskonferenz“, in der Redakteure, Hörer und Gäste aktuelle Themen diskutieren. Eine Besonderheit bildet auch die „Musikfarbe“: Sie besteht aus Soundstreams, die teilweise Auftragsarbeiten prominenter DJs sind.
Gestemmt wird das innovative Programm von elf Festen und 60 bis 70 Freien Mitarbeitern. Der Jahresetat liegt bei 6,9 Millionen Euro, davon sind vier Millionen Programmmittel. Mittel, die im aktuellen Haushalt nicht eingeplant sind, sondern einstweilen aus eigenen Reserven rekrutiert werden. Über UKW ist der neue Sender nicht zu empfangen, wohl aber über Kabel und Satellit sowie als Livestream im Internet. Alle Beiträge lassen sich aber schon direkt nach Fertigstellung unter http://www.dradio.de/ abrufen. Frei nach der Devise „online first!“ Ein Service, auf den speziell die Zielgruppe der jüngeren Hörer gern zurückgreifen dürfte.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Der Rotstift beim Kinderfernsehen

ARD und ZDF halten es nicht für sinnvoll, wenn die Bundesländer im Reformstaatsvertrag einen fixen Abschalttermin für das lineare Programmangebot des Kinderkanals KiKa festlegen. Die lineare Verbreitung zu beenden, sei „erst dann sachgerecht, wenn die weit überwiegende Nutzung eines Angebots non-linear erfolgt“, erklärten ARD und ZDF gemeinsam auf Nachfrage. „KiKA bleibt gerade für Familien mit kleinen Kindern eine geschätzte Vertrauensmarke, die den Tag linear ritualisiert, strukturiert und medienpädagogisch begleitet.“
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »