Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen ehemalige NDR-Fernsehfilmchefin
Vor einem Jahr hat die Süddeutsche Zeitung aufgedeckt, dass die NDR-Fernsehfilmchefin Doris Heinze ihren Sender systematisch betrogen hat. Unter anderem hat sie dem NDR Drehbücher verkauft, die sie selbst unter Pseudonym verfasst hat. Außerdem hat sie Drehbücher betreut, die ihr Mann Claus Strobel ebenfalls unter einem Pseudonym geschrieben hatte. Nun hat die Hamburger Staatsanwaltschaft Anklage gegen Heinze erhoben. Strobel muss sich ebenso wie Produzentin Heike Richter-Karst vor der Wirtschaftsstrafkammer verantworten.
Damit sich derartige Betrugsvorfälle nicht wiederholen, hat der NDR zahlreiche Maßnahmen ergriffen. So ist zum Beispiel der Revisionsleiter als interner Antikorruptionsbeauftragter eingesetzt worden. Wer einen Ansprechpartner außerhalb des Senders sucht, kann sich an einen Vertrauensanwalt wenden. Außerdem müssen sämtliche Autoren der Redaktionsleitung etwaige Pseudonyme offen legen. Der Sender erwartet laut Fernsehdirektor Frank Beckmann zudem, „dass Autoren persönlich bekannt und bei Besprechungen mit den Programmgestaltern auch anwesend sind; zumindest, wenn sie öfter für den NDR arbeiten.“ Schließlich hat man bei der Entsendung von Redaktionsmitgliedern in Fördergremien die Rotation eingeführt. Niemand soll laut Beckmann „länger als zwei Amtsperioden Teil eines solchen Gremiums sein, damit sich Problemfelder gar nicht erst ergeben.“ Selbstverständlich dürften verantwortliche Redakteure beim NDR keine Drehbücher mehr für Fernsehfilme oder Serien schreiben.
Der Fernsehdirektor kann auch erklären, warum die Mauscheleien im Sender niemand aufgefallen sind: „Doris Heinze hat eine besondere Vertrauensstellung genossen, da hat man natürlich Entscheidungsspielräume. Der Betrug hat so reibungslos funktioniert, weil sie Komplizen in Produktionsfirmen hatte, die die Prozesse weiter verschleiert haben.“ Außerdem seien Treatments und Bücher geliefert worden, viele der Produktionen seien zudem sehr erfolgreich gewesen; „es gab keinen Anlass, Verdacht zu schöpfen.“
Innerhalb der ARD wurde beteuert, die Betrügereien seien ein Einzelfall gewesen. Beckmann sagt jedoch: „Wenn jemand Regeln bricht und seine Vertrauensposition ausnutzt, wenn er dann auch noch Mitwisser und Mittäter hat, dann wird man einen Betrug nicht hundertprozentig verhindern können, weder beim NDR noch anderswo. Bei der Produktion von Fernsehfilmen gilt dasselbe wie auch sonst im Leben: Es muss ein gewisses Grundvertrauen geben.“