Meilenstein

Kommentar zum Schweriner Medienbericht

In der Kürze liegt die Würze? 24 Seiten für einen Abriss über die Entwicklung der kompletten Medienlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns in den vergangenen Jahren sind ein äußerst eng gesteckter Rahmen. Für einen genaueren Blick auf die Gefahren, die der zunehmende Verlust an Qualität und Vielfalt mit sich bringt, bleibt da kaum Platz.

Trotzdem ist das Papier für die von der Initiative „Unser Land braucht seine Zeitungen. Qualität und Vielfalt sichern.“ angestoßene Debatte ein Meilenstein. Zeigt es doch, wie ernst es um die Medien in Mecklenburg-Vorpommern steht. Drastischer Personalabbau bei der Schweriner Volkszeitung, Aufsplitterung des Nordkuriers in diverse Tochterverlage, Produktion großer Teile des Mantels der Ostsee-Zeitung in Lübeck sind deutliche Indikatoren. Ebenso alarmierend ist eine weitere Zahl, die der Bericht nennt: Zwischen 2004 und 2007 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Presseunternehmen um fast 14 Prozent gesunken. Gleiches gilt für die Auflagenentwicklung, ging doch bei den Regionalblättern die Zahl der verkauften Zeitungen pro 1000 Einwohner von 1996 bis 2006 um rund 30 Prozent zurück.
Dass es sich hier um einen sich gegenseitig verstärkenden Teufelskreislauf handeln könnte, sagt der Bericht nicht. Aber immerhin wird die kontroverse Debatte zu Medienlandschaft und Meinungsvielfalt in MV auf drei Seiten skizziert. Ebenso knapp beleuchtet der Bericht die Bereiche Rundfunk, Fernsehen, Anzeigen-Blätter und Online-Portale. Tenor: Die Breite der Medienangebote in Mecklenburg-Vorpommern habe in den letzten Jahren zugenommen. Die Verflechtung von Zeitungsverlagen mit den Privatsendern, zum Beispiel über die MV Beteiligungsgesellschaft, wird allerdings nicht thematisiert. Gleiches gilt für die zum Teil erheblichen Schwächen dieser Angebote.
Fazit: Aller Anfang ist schwer, zumal die Verfasser keine eigenen Landesdaten für den Medienbereich zur Verfügung hatten. Der Bericht fußt daher ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Quellen.

Weitere aktuelle Beiträge

Medien im Wahlkampf: AfD gepusht

Wie sollen die Medien mit der AfD umgehen? Keine ganz neue Frage – sie ist so alt wie die AfD selbst - aber eine, die sich vor der Bundestagswahl mit zugespitzter Dringlichkeit stellte. Vor allem die öffentlich-rechtlichen Anstalten hatten sich viel vorgenommen. Schließlich liegen die Fakten seit Jahren auf dem Tisch: Die AfD ist eine im Kern rechtsextreme Partei mit national-völkischer Programmatik. Punkt. Demgegenüber sind ARD und ZDF laut Medienstaatsvertrag bei der Erfüllung ihres Auftrags der verfassungsmäßigen Ordnung verpflichtet, inklusive der Einhaltung elementarer journalistischer Standards.
mehr »

Social Media: Mehr Moderation gewünscht

Wer trägt die Verantwortung, um etwas gegen zunehmenden Hass in den sozialen Medien zu unternehmen? Die Plattformen? Die Politik? Die Nutzer*innen? Alle drei Gruppen jeweils zu einem Drittel. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie der Technischen Universität München (TUM) und der University of Oxford. Sie zeigt auch: der Großteil der Menschen in den zehn untersuchten Ländern wünscht sich mehr Moderation bei Inhalten.
mehr »

Viel Parteienfunk, wenig Transparenz

Im Gefolge des Skandals beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) werden auch die öffentlich-rechtlichen Kontrollgremien verstärkt kritisch beäugt. Geht es nach dem Urteil des Journalisten und Medienbloggers Peter Stawowy, dann ist das trotz einiger Reformbemühungen nach wie vor mehr als berechtigt. Zu starker Parteieneinfluss, mangelnde Transparenz, ineffiziente Strukturen -  dies nur einige der Defizite, die der Autor in seiner im Auftrag der Otto Brenner verfassten Studie ermittelt hat.
mehr »

„Bedrohung für die Menschheit“

Während Behörden und Institutionen auf regionaler, nationaler sowie EU-Ebene teilweise sehr kleinteilig Medienregulierung betreiben, gibt es kaum Möglichkeiten, gegen im Internet verbreitete Fakenews vorzugehen. Die immense politische Dimension, zeigen gezielte Desinformationskampagnen, die demokratische Staaten destabilisieren könnten. Eine neue Situation ergibt sich außerdem durch die Allianz von US-Präsident Trump und den Tech-Milliardären Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg und Tim Cook. Diese steinreichen Unternehmer kontrollieren den Großteil der Social Media Kommunikation in der westlichen Welt. Der Investigativjournalist Günter Wallraff sieht darin eine der größten…
mehr »