Europas Kreative punkten auf Brüsseler Konferenz
Die „Autoren-Rechte in der digitalen Welt“ war das Thema der 5. Creators’ Conference des European Writers’ Council (EWC) am 15. April in Brüssel im Hause des Europäischen Parlaments.
Dr. Helga Trüpel aus Bremen (als „Grüne“ keineswegs durchgängig auf Parteilinie), stellvertretende Vorsitzende des Committee on Culture and Education, plädierte in ihrem Resümee für den Grundsatz das Digital Fair Trade durchzusetzen, Buy-out-Verträge abzuschaffen, das Urheberpersönlichkeitsrecht strikt beim Kreativen zu belassen, neue Geschäftsmodelle (wie Abonnements, Micropayments, ggf. sektorale Flatrates…) zu entwickeln. Auch bedürfe die digitale Welt weder national noch in Europa und weltweit einer Reform des Urheberrechts selbst. Notwendig sei eine Reform des Urheberrechts-Managements (wie One-Stop-Shop-Systeme, kollektive Lizenzierung mithilfe eines reformierten Vertragsrechtes u.a.m.). Auch die Verwertungsgesellschaften seien unverzichtbar für Datenerhebung und das Inkasso, für das Verteilen der Einnahmen an die geistigen Eigentümer und den sozialen Beistand für Kreative. Ebenso bemerkenswert waren die Beiträge von Vladimir Sucha und Xavier Troussard von der Generaldirektion (GD) Kultur und Bildung. Sie zeigten sich sehr offen für die latent-aktuellen Nöte der Kreativen, durch die Content-Industrie und die Free-Access-Bewegung zunehmend um ihren gerechten Lohn gebracht zu werden. Sogar Tilman Lüder (GD Binnenmarkt, Abteilungsleiter Copyright) machte sich laut Gedanken über urhebergerechte Rahmenbedingungen bei der europäischen digitalen Zentralbibliothek EUROPEANA.
Aus der umfangreichen Liste der Themen und der Referenten sind besonders hervorzuheben der Kölner Wettbewerbs- und Urheberrechtler Prof. Matthias Leistner und die Grande Dame der englischen Schriftstellerzunft Mauren Duffy, die frühere EWC-Präsidentin. Sie nimmt mit ihren über 75 Jahren bis heute Ehrenämter für ihren kreativen Berufsstand in Großbritannien wahr und setzt sich nach wie vor vehement gegen das angelsächsische Copyright-System zur Wehr. So auch in einem flammenden Appell in Brüssel mit ausdrücklichem Bezug auf die „europäisch kontinentale“ Berner Konvention: „Keine Nutzung, ohne Bezahlung!“
Leistner plädierte nachdrücklich dafür, dass der Schutz der individuellen Autorenrechte Vorrang haben muss vor Verbraucherrechten. Mehr noch, er unterstrich die Rolle der Verwertungsgesellschaften mit Blick auf das Wettbewerbsrecht in der EU. Kollektive Rechte-Management-Systeme sollten Vorrang haben und der Wettbewerb in der EU muss durch vermehrte Gegenseitigkeitsabkommen der Verwertungsgesellschaften gefördert werden. Da traf es sich, dass unmittelbar vor Leistner der kaufmännische Geschäftsführer der VG WORT, Rainer Just, an der Reihe war, die Katalysatoren-Rolle der Verwertungsgesellschaften auch in digitalen Welten zu untermauern. Helga Trüpel bilanzierte auch die fünfte Creators’ Conference u.a. mit dem richtungsweisenden Slogan: „Free access – but not for free“.
Links:
www.europeanwriters.eu;
11 Thesen zugunsten Digital Rights Fair Trade: www.helgatruepel.de