Offene Fragen

ARD und ZDF überarbeiten Konzept für einen Jugendkanal

Die Hoffnung, spätestens im Frühsommer nächsten Jahres einen öffentlich-rechtlichen Jugendkanal für Zuschauer zwischen 14 und 29 Jahren zu starten, haben einen kräftigen Dämpfer bekommen: Die Ministerpräsidenten haben das gemeinsame Konzept von ARD und ZDF bei ihrer Konferenz Ende Oktober abgelehnt.

Damit ist das Vorhaben keineswegs grundsätzlich ad acta gelegt. Erwartet wird eine Klärung verschiedener Aspekte. Angeblich haben vor allem die Repräsentanten der CDU-regierten Bundesländer mit Skepsis auf das Programmkonzept reagiert. Im Entwurf von ARD und ZDF heißt es, der neue Sender habe „einen hohen journalistischen Anspruch“, er solle aber auch „das große Unterhaltungsbedürfnis der jungen Zielgruppe“ bedienen. Unter anderem wird bezweifelt, dass das ehrgeizige Projekt mit einem Jahresetat von 45 Millionen Euro gestemmt werden könne. Kritisiert wurde auch die „inhaltliche Tragfähigkeit“, die noch Fragen offen lasse.
Der Jugendkanal ist als Vollprogramm konzipiert und soll mit Ausnahme teurer fiktionaler Eigenproduktionen alle gängigen TV-Genres abdecken. Das Programm soll auf die Bedürfnisse und Sehgewohnheiten der Zielgruppe zugeschnitten werden. Geplant sind Reportagen, Doku-Soaps, Talkshows und Nachrichten, aber auch innovative Unterhaltungsformate etwa aus dem Bereich Comedy. Ergänzt wird das Angebot durch Wiederholungen „zielgruppenaffiner Formate“ aus den beiden Hauptprogrammen, die unter anderem zwischen 20.15 und 21.45 Uhr ausgestrahlt werden sollen. In dieser „Primetime“ zeigt die kommerzielle Konkurrenz ihre quotenträchtigsten Produktionen, da räumen die Verantwortlichen dem Jugendkanal offenbar keine großen Chancen ein. Der Sender soll seine Kräfte daher auf die Strecken zwischen 18 und 20 Uhr sowie 22 bis 0 Uhr konzentrieren.
Auch den Ministerpräsidenten ist nicht entgangen, dass ARD und ZDF seit Jahren an der jungen Zielgruppe vorbeisenden. Abgesehen von wichtigen Fußballspielen, den Sonntagskrimis im „Ersten“ sowie so genannter Event-Produktionen wie etwa dem Weltkriegsdreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ (ZDF) erreichen die beiden öffentlich-rechtlichen Sender nur eine Minderheit der 14- bis 29-Jährigen. Die Politiker haben daher die Einrichtung eines mit Jugendlichen besetzten Programmbeirats angeregt. Er soll gewährleisten, dass die Bedürfnisse der Zielgruppe berücksichtigt werden. ARD und ZDF haben bis zum nächsten Treffen der Ministerpräsidenten im März Zeit, ihr Konzept zu überarbeiten.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Digitalabgabe könnte Schieflage ausgleichen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) begrüßt die vom Staatsminister Wolfram Weimer geäußerten Pläne für eine Digitalabgabe, die Big-Tech-Unternehmen mit digitalen Plattformdiensten in Deutschland zu entrichten hätten. Wie unter anderem der Spiegel berichtet, überlegt die Bundesregierung, eine Digitalabgabe einzuführen. Diese könnte Unternehmen wie Google und Meta dazu verpflichten, einen festen Prozentsatz ihrer Werbeeinnahmen abzuführen.
mehr »

Gleichstellungsbeauftragte im ÖRR stärken

Das Bekenntnis zur Gleichstellung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeigt sich unter anderem im Vorhandensein von Gleichstellungsbeauftragten. Grundlage ist die jeweils entsprechende gesetzliche Regelung der Bundesländer, in denen die Sender angesiedelt sind. Gleichstellungsbeauftragte sollen nach dem Bundesgleichstellungsgesetz (BGleiG), die Beschäftigten vor Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechtes zu schützen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz durchzusetzen.
mehr »

Die ganz große Verweigerung

Der  öffentlich-rechtliche Rundfunk war schon immer Hassobjekt der Rechten. Auf politischer Ebene wollen sie ihn abschaffen, am Stammtisch wird gegen ARD und ZDF gehetzt. In Sozialen Medien oder in Chatgruppen geht es richtig zur Sache. Dort treffen sich sogenannte Rundfunkverweigerer. Ralf Hohlfeld und Vivian Stamer beschäftigen sich an der Uni Passau mit den Bereichen Journalistik und Strategische Kommunikation. Für ihre Studie haben sich die beiden auf die Suche nach sogenannten Rundfunkverweigerern gemacht.
mehr »

Eine Medienplattform für Europa

Für ARD und ZDF war es eine richtungsweisende Entscheidung, als sie vor einem Jahr mitteilten, ihre Mediathek-Software gemeinsam entwickeln zu wollen. Mit im Boot ist inzwischen auch das Deutschlandradio. Unter dem Projektnamen „Streaming OS“ laufen die Arbeiten. OS steht für „Operating System“, aber auch für „Open Source“. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen wichtige technische Bausteine für ihre Streaming-Aktivitäten auch anderen Anbietern und Organisationen frei zugänglich machen. Eine europäische Ausrichtung haben sie ebenso im Blick.
mehr »