Schon entdeckt? ZAG

52 Ausgaben hat die ZAG seit 1991 produziert. Nicht wenig für ein Magazin, das ohne eigenes Büro auskommt.

„Wir sind erstaunlich stabil“, sagt Tobias Faßmeyer. Er stieß vor der 18. Ausgabe zur Zeitschrift antirassistischer Gruppen und ist damit dienstältester Redakteur. Wie seine derzeit fünf KollegInnen arbeitet er unentgeltlich in seiner Freizeit an dem Magazin. Neben der Druckerei wird nur der Layouter bezahlt, und der bezieht ein symbolisches Honorar. Die Optik der ZAG ist avantgardistisch, mit grob gerasterten Fotos und gezielt eingesetztem Weißraum. „Das Erscheinungsbild spielt eine große Rolle“, erklärt Faßmeyer, „bei besonders gelungenem Layout steigen die Verkaufszahlen“. Daher gewährt man dem Gestalter gern ein wenig Narrenfreiheit. Aktuell ziert Angelina Jolie den Titel. Mit Brad Pitt und ihren Kindern bilde sie immerhin „die berühmteste Multi-Kulti-Familie“, erläutert Faßmeyer. Das unerwartete Cover passe daher gut zum Heftthema „Anti-Diskriminierung in der EU“.
Bei ihrer Gründung war die ZAG die erste Publikation, die sich schwerpunktmäßig Fragen des (Anti-)Rassismus widmete. Von Beginn an sah man sich als Fachmagazin. „Eine Publikumszeitschrift waren wir nie“, sagt Faßmeyer. Dafür seien Themenstellung und Zugang zu speziell. Neben aktuellen Berichten und Rezensionen besteht jedes Heft aus einem wechselnden Schwerpunkt, zuletzt etwa „Verschwörungstheorien“ oder „Migration von Frauen“. Die mal journalistischen, mal akademischen Beiträge umfassen selten mehr als drei Seiten. Sichtbaren Wert legt die Redaktion auf die Lesbarkeit der Texte. „Wir sehen uns nicht als gesammeltes Flugblattwerk“, so Faßmeyer. Viele RedakteurInnen haben einen journalistischen Hintergrund, folgen bei der ZAG aber stärker einem politischen Ansatz. Eine starre Redaktionslinie gibt es allerdings nicht. Pluralismus und pointierte Meinungen werden bei der ZAG gern gesehen. „Es gibt viel zu diskutieren“, bekräftigt Faßmeyer. Nicht zuletzt begreift man sich als Debattenplattform für die antirassistische Bewegung.
Immerhin 1.200 Ausgaben setzt die Redaktion bis zu drei Mal im Jahr ab. Davon gehen rund 800 an die AbonnentInnen, der Rest wird über Buchhandlungen verkauft. Neben Spenden und gelegentlichen Fördermitteln bilden Abos die Hauptfinanzierungsquelle der ZAG. Regelmäßig gelesen werde die Zeitschrift vor allem von AktivistInnen und dem universitären Umfeld, sagt Faßmeyer.
Sorgen bereitet ihm eine andere Entwicklung: „Wir verlieren immer mehr ans Internet“. Die gezielte Suche nach Themen oder einzelnen Artikeln schlage sich zwar in den Zugriffszahlen auf der Homepage nieder. Hingegen stagniere die Zahl der NeuabonnentInnen seit einiger Zeit. Aufs Internet will sich die Redaktion trotzdem nicht verlegen. „Ein gedrucktes Medium wird stärker rezipiert, und man erreicht andere Leute“.

Weitere aktuelle Beiträge

Für ein digitales Ökosystem

Markus Beckedahl, Journalist und Gründer des Online-Portals www.netzpolitik.org, erkennt  im System des öffentlich-rechtlichen Rundfunk den Ort, wo alternative digitale Infrastrukturen gut entwickelt werden können.
mehr »

Rechte Influencerinnen im Netz

Rechtextremismus und rechte Parolen verbinden viele Menschen automatisch mit testosterongesteuerten weißen Männern. Diese Zielgruppe füttert AfD-Politiker Maximilian Krah mit simplen Parolen wie: „Echte Männer sind rechts.“ Das kommt an bei Menschen, die im Laufe der Zeit irgendwann beim „Gestern“ stecken geblieben sind. Inzwischen verfangen solche rechten Klischees auch bei Frauen. Vor allem im Internet.
mehr »

KI macht Druck auf Suchmaschinen

Die Künstliche Intelligenz frisst den Traffic: Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) meldet massive Einbrüche bei der Suchmaschinen-Nutzung aufgrund von Chatbots bei Google oder ChatGBT. Weil viele Nutzer*innen sich mit den Zusammenfassungen von KI zufrieden geben, klicken sie nicht mehr weiter zu den Websites, von denen die Informationen bezogen werden.
mehr »

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »