Sicher im Netz mit mehr Medienkompetenz

Julia Hoffmann, freie Journalistin Foto: privat

Für Kinder und Jugendliche ist das Internet ein digitaler Abenteuerspielplatz mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten. Aber auch Beleidigungen, Diskriminierung, Belästigung und Hetze sind dort allgegenwärtig. Fake News verbreiten sich rasch und sind oft schwer zu erkennen. Um das Internet für alle sicherer zu machen, müssen Kinder und Jugendliche also früh lernen sich in allen Bereichen des Netzes zurechtzufinden. Dazu bedarf es vor allem mehr kritischer Medienkompetenz.

Der Zugang zu digitalen Medien ist für Kinder und Jugendliche eine Form von gesellschaftlicher Teilhabe. Sie teilen sich in sozialen Netzwerken mit, posten Bilder, lernen auf Online-Plattformen oder kommunizieren mit ihren Freund*innen. Rund 89 Prozent der 10- bis 15-Jährigen nutzen laut statistischem Bundesamt Messenger-Dienste wie WhatsApp, Telegram oder Viber. Fast zwei Drittel sind in sozialen Netzwerken aktiv und nahezu die Hälfte teilt sogar auf Webseiten selbst erstellte Inhalte. Digitale Kompetenzen sollten daher schon früh geübt werden.

Der Safer Internet Day am 9. Februar kann dabei helfen. Der von der EU ausgerufene weltweite Aktionstag will für mehr Online-Sicherheit für Kinder und Jugendliche werben. Die EU-Initiative klicksafe koordiniert den Aktionstag in Deutschland. Dazu werden mehr als 150 Online-Veranstaltungen zu Medienkompetenz und Meinungsbildung im Internet angeboten. In Deutschland steht der Aktionstag dieses Jahr unter dem Motto „Was glaube ich – Meinungsbildung zwischen Fakt und Fake“. Ziel ist, auf die Gefahren von Desinformation im Netz hinzuweisen und im Umgang mit Falschmeldungen zu unterstützen. Dass Falschnachrichten zu Hass, Hetze und allgemeiner Verunsicherung führen können – denken 90 Prozent der 14- bis 24-Jährigen laut einer aktuellen forsa-Umfrage. Ein Viertel der Befragten hat allerdings Probleme, Fake News überhaupt zu erkennen.

 Es ist die gleiche Altersgruppe, die auch Desinformationskampagnen am stärksten ausgeliefert ist. Denn gerade jüngere Menschen nutzen in Deutschland immer weniger klassische Medien, um sich beispielsweise über Tagespolitik oder Geschichte zu informieren. Sie greifen zu diesem Zweck auf soziale Medien, Blogs oder YouTube zurück. Informationen, die sie dort bekommen, können sie in ihrem Wahrheitsgehalt häufig nicht unterscheiden. Sie sehen aus wie seriöse Zeitungen, Nachrichtensendungen und Geschichtsbücher, verbreiten aber falsche Informationen, Verschwörungsphantasien oder rassistische Vorurteile. Gerade Algorithmus gesteuerte Medien bergen somit die Gefahr, dass eigene nicht-faktenbasierte Realitäten geschaffen werden, die sich durch einen Klick schnell verbreiten.

Nur wer in der Lage ist, Informationen nachzuprüfen und Quellen zu beurteilen, kann auch Fake News erkennen und schützt sich vor kommunikativen Echokammern. Das sind Fähigkeiten über die sicherlich auch die meisten Erwachsenen nicht verfügen.

Im täglichen Medienkonsum die Falschinformation von der vertrauenswürdigen Meldung zu unterscheiden, ist daher eine künftige Kernkompetenz. Sie ist am Safe Internet Day auch gut aufgehoben, gehört aber eigentlich in den Schulunterricht. Nicht zuletzt ist Medienkompetenz eine wichtige Voraussetzung, um Demokratiekompetenz zu erlangen.

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ähnlich ist presseähnlich?

Der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Ralf Ludwig, erwartet, dass es für die öffentlich-rechtlichen Sender künftig schwerer werde, insbesondere jüngere Zielgruppen online zu erreichen. Grund dafür sei die „Schärfung des sogenannten Verbots der Presseähnlichkeit“, sagte Ludwig Ende Mai im Medienausschuss des sächsischen Landtags.
mehr »

ARD-Nachrichtentag: Mehr Transparenz

Nachrichten sind das Herz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie sollen gut recherchiert und aufbereitet sein, sollen verständlich Ereignisse vermitteln und einordnen. Beim ARD-Nachrichtentag am 5. Juni gab es einen offenen Einblick, wie das eigentlich geschieht. Teilnehmende bekommen Einblicke in den journalistischen Alltag und erfahren den Wert unabhängiger Nachrichten in Hörfunk, Fernsehen und Social Media.
mehr »

Was tun gegen defekte Debatten

Das Land steckt in der Krise und mit ihm die Diskussionskultur. Themen wie Krieg und Pandemie, Migration und Rechtsextremismus polarisieren die politische Öffentlichkeit. In ihrem Buch „Defekte Debatten: Warum wir als Gesellschaft besser streiten müssen“ suchen Julia Reuschenbach, Politikwissenschaftlerin an der FU Berlin und Korbinian Frenzel, Journalist und Redaktionsleiter Prime Time bei Deutschlandfunk Kultur, nach Auswegen aus der diskursiven Sackgasse.
mehr »

Breiter Protest gegen Radiokürzungen

Als die Bundesländer im vergangenen September Reformvorschläge für ARD, ZDF und Deutschlandfunk vorgelegt haben, war klar: Diese beinhalten starke Kürzungen. Die ARD-Häuser müssen im Auftrag der Politik über die Verringerung von Radiowellen entscheiden. Die Anzahl der regionalen Hörfunkprogramme in der ARD soll demnach von rund 70 Wellen auf 53 sinken. Dagegen regt sich breiter Protest.
mehr »