VG Wort: Fachzeitschriften werden Publikumszeitungen

Wer für Zeitschriften schreibt, erhält – An- und Beitragsmeldung vorausgesetzt – im Juni jeden Jahres einen Scheck der Verwertungsgesellschaft Wort. Wie hoch die Summe darauf ist, hängt nicht nur von Zahl und Umfang der Veröffentlichungen ab, sondern wesentlich auch davon, wie Zeitschriften von der VG Wort eingestuft werden.

Neben Pressespiegelvergütung und Lesezirkelausschüttung gibt es für Zeitschriftenautoren zwei große „Töpfe“: das Presse-Repro (Ausschüttung 1998: 2,7 Millionen Mark) für Artikel in „Publikumszeitungen“ (auch Zeitschriften) und die Ausschüttung für Zeitschriftenbeiträge im Bereich Wissenschaft (8,8 Millionen Mark) für Artikel in „Fachzeitschriften“. Die Einzelmeldungen im Bereich Wissenschaft sind für Autoren zwar aufwändiger, aber durchaus auch lukrativer, da jede Normseite (1500 Zeichen) mit 3,80 Mark vergütet wird.

Was eine Fachzeitschrift ist, entscheidet die VG Wort selbst. Bisher gehörten wie selbstverständlich auch alle Special-Interest-Zeitschriften in diesen Bereich. Das scheint sich zu ändern. Man hört dann und wann im Kollegenkreis, dass „eine Meldung nicht anerkannt wurde.“ Dass es bei der VG Wort eine Tendenz gäbe, Zeitschriften jetzt anders einzustufen, wird von Frank Thoms, Leiter der Abteilung Wissenschaft, allerdings bestritten: „Einzelfälle“.

Ein solcher Einzelfall wurde jetzt von der Fachzeitschrift zur Publikumszeitung umgestuft, weil die Zeitschrift „neben fachlichen Informationen ein breites Spektrum“ beinhaltet. Denn dort wurde „auch der Kosovo-Konflikt, Buchtipps und sportliche Themen abgehandelt, ferner enthielten die Exemplare auch Kurzgeschichten, Fernsehtipps, eine Ratgeberseite mit Kreuzworträtseln etc.“

Wenn diese Ausschlusskriterien – vielleicht mit Ausnahme Kosovo-Konflikt – auch auf andere Special-Interest-Zeitschriften angewendet werden, würden die meisten durchs Raster fallen. Fachzeitschriften wären für die VG Wort nur noch knochentrockene Spezialisten-Postillen ohne Leserservice. Und eine Ausschüttung im Bereich Wissenschaft würden nur noch ausgewiesene Wissenschaftsjournalisten, je nachdem, wo sie publizieren, Professoren oder Juristen erhalten.

Betroffen war in diesem Fall übrigens die IG-Medien-Zeitschrift „Druck+Papier“ in ihrem 137. Erscheinungsjahr. Sie wird von ihren Leserinnen und Lesern aus der Druckindustrie und Papierverarbeitung unter anderem deswegen geschätzt, weil sie außer gewerkschaftlichen auch viele Brancheninformationen und Fachseiten wie „Form+Technik“ enthält.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Der SWR-Staatsvertrag wird erneuert

Die Landesregierungen von Baden-Württemberg und Rheinland-Platz wollen den Südwestrundfunk künftig (SWR) moderner aufstellen. Dazu legten sie Anfang November einen Entwurf zur Novellierung des SWR-Staatsvertrags vor. Zentrale Änderungen betreffen die Organisationsstrukturen sowie die Aufsichtsgremien des SWR. Rundfunkrat und Verwaltungsrat sollen bei der Mitgliederzahl jeweils um rund 30 Prozent verkleinert werden. Der SWR soll noch stärker auf Regionalität ausgerichtet werden.
mehr »

Die Medienwende nach dem Mauerfall

35 Jahre nach dem Mauerfall bietet die Medienlandschaft im Osten Deutschlands ein zwiespältiges Bild. Nach wie vor verlieren die von westdeutschen Großverlagen kontrollierten ehemaligen DDR-Traditionstitel überdurchschnittlich an Auflage und Anzeigenvolumen. Der aufgelöste staatliche DDR-Rundfunk ist nach anfänglichem Hickhack erfolgreich in ARD und ZDF integriert. Gescheitert ist indes früh der Traum der Ex-Bürgerrechtler von einem „Dritten“ Medienweg.
mehr »

Kodex für mehr Respekt beim Film

Auf Initiative der Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, des Bundesverbands Schauspiel (BFFS) und Allianz Deutscher Produzentinnen und Produzenten – Film, Fernsehen und Audiovisuelle Medien hat eine Gruppe aus Branchenvertreter*innen von Verbänden, TV-Sendern, Streamingdiensten, Förderern und unter Beteiligung der BKM, der Themis Vertrauensstelle e. V. und der BG ETEM nach über einem Jahr gemeinsamer Beratung heute den Respect Code Film (RCF) beschlossen.
mehr »

rbb-Intendantin blockiert Tarifeinigung

ver.di ruft die Beschäftigten des rbb ab dem 30. Oktober 2024 zu einem dreitägigen Warnstreik auf. Grund ist die Weigerung der Intendantin Ulrike Demmer, den seit dem Frühjahr ausgehandelten Beendigungsschutz-Tarifvertrag für freie Beschäftigte im Programm zu unterzeichnen und in Kraft zu setzen. Dabei hat auch der Verwaltungsrat dem Tarifvertrag schon seit Monaten zugestimmt.
mehr »