apm vor Insolvenz: Kampf um Standort und Arbeitsplätze

screenshot: apm - "Von der kreativen Idee bis hin zur vollstufigen Produktion von Druckerzeugnissen wie Zeitschriften, Magazinen, Katalogen und Broschüren bietet apm alles aus einer Hand", heißt es auf der Homepage der tarifgebundenen Druckerei in Darmstadt.

In der Darmstädter Druckerei apm produktions GmbH stehen nach einem Insolvenzantrag zahlreiche Arbeitsplätze auf dem Spiel. Von den rund 160 Stellen sind akut 75 bedroht. ver.di und der Betriebsrat befürchten weitere negative Folgen für den Standort, wenn die geplante Reduzierung der Produktion trotz voller Auftragsbücher umgesetzt wird. In Darmstadt werden auch die Publikationen „M Menschen Machen Medien“ und „Druck und Papier“ gedruckt, die wie viele andere Beilagen der Fachbereiche gemeinsam mit ver.di Publik an die Mitglieder versendet werden.  

Die gewerkschaftlichen Vertrauensleute und der Betriebsrat der apm haben aus Sorge um den Standort und die Beschäftigten am 13. August 2018 eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, in der die gerichtlich bestellte vorläufige Sachwalterin des Insolvenzverfahrens und der Gläubigerausschuss aufgefordert werden, alle Optionen zu prüfen, die einen Erhalt der kompletten Produktion in Darmstadt und den Verzicht auf Kündigungen ermöglichen.

Nach der quasi Halbierung der Belegschaft sollen nur noch wenige Kunden, darunter vor allem die Gewerkschaften ver.di, IG Metall und IG Bau direkt in Darmstadt bedient werden. Die Aufträge anderer Kunden sollen offenbar an andere Druckereien weitergereicht werden. „Die gewerkschaftlichen Vertrauensleute und der Betriebsrat halten den Kurs für falsch, der maßgeblich vom Vorstand der Muttergesellschaft apm AG gesteuert wird“, heißt es in der Erklärung. Die hervorragenden Geschäftsbeziehungen zu den gewerkschaftlichen und nicht-gewerkschaftlichen Kunden und das umfassende Leistungsangebot der Druckerei würden durch die Verkleinerung des Betriebs und die Auslagerung von Aufträgen hochgradig gefährdet. Gefordert wird, den Maschinenpark zu erhalten, der auf die speziellen Bedürfnisse der apm-Kunden zugeschnitten sei. Der geplante Verkauf von Maschinen müsse gestoppt werden. Aufträge von apm-Kunden sollen nicht an Fremddruckereien vergeben werden. Zudem sei zu prüfen, ob externe Investoren bereit seien bei apm einzusteigen.

Vertrauensleute und Betriebsrat weisen darauf hin, dass die Beschäftigten der apm über viele Jahre durch Sanierungstarifverträge einen erheblichen Beitrag zum Erhalt des Betriebes geleistet haben. So sei mit Blick auf die möglich erscheinende nachhaltige Sanierung der apm lange Zeit auf Jahresleistung und Urlaubsgeld verzichtet worden. Insbesondere die gewerkschaftlichen Kunden würden faire Preise zahlen, um die von ihnen zu Recht verlangte Tarifbindung der apm an den Flächentarif der Druckindustrie zu gewährleisten. An ver.di, IG Metall, IG BAU und andere Gewerkschaften wird appelliert, weiter solidarisch an der Seite der Beschäftigten zu stehen und ihnen die notwendige Rückendeckung für die Forderungen nach Erhalt der Arbeitsplätze und der Produktion am Standort Darmstadt zu geben. Kampflos werde die apm-Belegschaft ihre Arbeitsplätze nicht aufgeben.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Schon entdeckt? Wie Rechte reden

Jede Woche die Analyse eines rechten Zitats – ob aus dem Bundestag oder beim Weihnachtsessen mit der Familie. Das bietet der Newsletter „Wie Rechte reden“ von Maria Timtschenko und Johannes Giesler. Denn: „Die Neue Rechte ist da“, wie die Autor*innen in der Ankündigung ihres Newsletters schreiben: „Sie ist auf der WG-Party bei deinen Freund:innen eingeladen. Sie steht neben dir in der Schlange für ‚Einmal Döner, bitte‘." Und sie verschiebt ihren menschenfeindlichen und autoritären Diskurs in die gesellschaftliche Öffentlichkeit, in Kommentarspalten, eigenen Medien oder Gruppenchats.
mehr »

RSF: Exilmedien als Quelle

Sie decken Korruption und Unterdrückung auf, wo ausländische Korrespondent*innen keinen Zugang haben: Exilmedien sorgen dafür, dass zuverlässige Informationen aus geschlossenen Diktaturen weiterhin verfügbar bleiben. In Kooperation mit dem JX Fund stellt Reporter ohne Grenzen (RSF) dar, wie wichtig Exiljournalist*innen in der internationalen Berichterstattung sind.
mehr »

Urheberrecht: ChatGPT-Urteil ist Anfang

Ein Präzedenzfall ist das Urteil im Rechtsstreit zwischen der Verwertungsgesellschaft Gema und dem KI-Unternehmen OpenAI vom 11. November 2025 sicherlich. Aber abgesehen von einem zu erwartenden längeren Instanzenweg stellt sich auch die Frage, wie sich die gesamte Kreativwirtschaft gegen die ungefragte Nutzung von geistigem Eigentum wehren kann.
mehr »

Initiative: KI besser nutzbar machen

Der Dominanz der globalen Big-Tech-Konzerne etwas entgegensetzen – das ist das Ziel einer Initiative, bei der hierzulande zum ersten Mal öffentlich-rechtliche und private Medienanbieter zusammenarbeiten. Sie wollen mit weiteren Partnern, vor allem aus dem Forschungsbereich, ein dezentrales, KI-integriertes Datenökosystem entwickeln. Dadurch soll die digitale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Medienstandorts gestärkt werden.
mehr »