Timo Busch wird es schmeicheln, als Verleger bezeichnet zu werden. Einst war er nur Kino-Experte. Heute ist er durch den Kauf der Gruner + Jahr Entertainment Media zum Chef eines Fachverlages für Print und Onlinepublikationen für die Unterhaltungsindustrie aufgestiegen. Doch er will noch höher hinaus, plant eine Web-Plattform für alle Kreativunternehmen und den Börsengang. Doch ist es wirklich eine Erfolgsstory, die da gerade in München geschrieben wird? Zweifel sind angebracht.
Mitarbeiter, die unter anderem für „Blickpunkt:Film“, „Games Markt“ u.a. Beiträge schreiben, müssen ihre Honorare einklagen. Auch bei den fest angestellten Redakteuren sollen die Gehaltszahlungen nicht regelmäßig erfolgen. Steckt Timo Busch, steckt die Busch Group samt Timo Busch Entertainment in finanziellen Schwierigkeiten?
„Er ist ein Typ. Er hat Ideen, die verfangen und Mitarbeiter begeistern“, sagt ein Insider. „Aber“, so der Nachsatz, „leider hat er kein Management, das seine Ideen umsetzt. Denn Ideen allein reichen nicht. Timo Busch ist über seine Sandkastenspiele nicht hinausgekommen.“ Der Kölner, der gerade mal 33 Jahre alt ist, war vor seinem Aufstieg zum Verleger als Kinokenner bekannt. Er gründete die Zeitschrift „Kino & Co“ (2004) und verkaufte sie im Jahre 2010. Für die Cineplex-Kinos gestaltete er die Internet-Auftritte. Vier Jahre später, im Jahr 2014, übernahm er vom Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr den Fach- und Special-Interest-Verlag, Entertainment Media (EMV) in München, der die Fachzeitschriften „Musikwoche“, „Blickpunkt:Film“, „Games Markt“, „Treffpunkt Kino“, die online-Medien Kino.de, Mediabiz.de sowie Datenbanken und Nachschlagewerke für B-to-B-Zielgruppen produzierte. Als Busch Entertainment Media ist der Verlag seither ein Unternehmen von Busch Business Media und Teil der Busch Group.
Erst Stillstand, dann Kündigungen
„Wir Mitarbeiter waren froh, als Timo Busch kam. Unser mittelständisches Unternehmen passte nicht zu Gruner + Jahr. Die haben versucht, uns wie einen Konzern zu führen. Timo Busch schien gute Ideen für unser Haus zu haben“, so ein anderer Mitarbeiter, der nicht genannt werden möchte. Doch die Freude bei den rund 100 Angestellten des Fachverlags währte nicht lange. Im ersten Jahr nach der Übernahme herrschte Stillstand und dann wurden Kündigungen ausgesprochen. Die Hälfte der Belegschaft musste gehen. Und auch die so genannten freien Mitarbeiter kriegten zu spüren, wie ernst es Timo Busch mit der selbst verordneten Schlankheitskur war. „60 Prozent pro Filmkritik weniger und Bezahlung 60 Tage nach Veröffentlichung. Das war hart“, sagt ein Betroffener. Doch obwohl die Mehrheit der Freien, die zum Teil seit über 20 Jahren zum Stamm der Autoren gehören, sich auf diese deutliche Verschlechterung einließ, kam es für sie noch schlimmer: „Statt wenig, wurde gar nicht mehr gezahlt.“ Oder nur ein Teil der Summe. „Bei vielen liefen Beträge bis zu 10 000 Euro auf, die uns der Verlag schuldig war“, berichtet eine Autorin. Sie und andere Kollegen mussten ausstehende Honorare bzw. Gehälter einklagen. „Es ist wirklich sehr schade. Das war mal ein toller Verlag. Jetzt bibbern alle um ihre Arbeitsplätze und haben keinen Mut mehr, sich zu wehren“, bedauert die Frau.
Ist das so? Was hält die Belegschaft von der Ausgliederung der einzelnen Titel („Blickpunkt: Film“, „Games Markt“ und „MusikWoche“) in einzelne GmbHs? Der darüber ins Bild gesetzte Betriebsrat will sich zu allen aktuellen Vorgängen im Haus nicht äußern. Man hoffe, dass alles gut werde, heißt es. Ja, man sei im Gespräch. Doch natürlich weiß auch ein Betriebsrat, dass Alt-Verträge der Beschäftigten in den neuen, ausgelagerten GmbHs nur ein Jahr Bestandschutz haben. Dann kann für jeden Mitarbeiter neu verhandelt, dann könnte aber auch entlassen werden. Aus gut informierten Kreisen heißt es hinter vorgehaltener Hand, dass der Betriebsrat der Busch Entertainment GmbH aktuell nicht anwaltlich vertreten werde. Der Anwalt habe sein Mandat niedergelegt, weil Busch nicht gezahlt hat, wird gemunkelt.
„Creative“ im Erfinden
Um die Stimmung im Haus Busch in München scheint es aktuell nicht gut bestellt zu sein. Bei der jüngsten Betriebsversammlung seien, so berichten Beschäftigte, weitere Namen von Angestellten verlesen worden, die das Unternehmen bald verlassen müssten. Sprich: Es geht um neuerliche fünf Kündigungen, die nun angeblich aus finanziellen Gründen erfolgen müssten, weil Autoren und Mitarbeiter ihre Honorare einklagten.
Vor diesem Hintergrund erscheinen die seit 2014 gehegten Pläne für die Branchenplattform „creativebase“ und die damit verbundene Suche nach Investoren geradezu logisch. Wie viel Geld das Unternehmen benötigt, ist unklar. Was eine neue Internet-Plattform kostet, ebenfalls. Timo Busch wirbt jedoch in seinem hauseigenen Magazin „Blickpunkt:Film“: „Es gehört zur DNA eines Verlages, sich immer neu zu erfinden. Wir sind einer der wenigen Fachverlage, die über ein funktionierendes digitales Geschäftsmodell verfügen und haben mit unseren Datenbanken eine nicht kopierbare Alleinstellung im deutschen Sprachraum. Unser Ziel ist ein komplett personalisiertes Informations- und Kommunikationsangebot für creative professionals.“ Samt Stellenbörse.
Geschäftsführer Timo Busch hat sich zu all diesen Vorgängen, Behauptungen und Spekulationen nicht geäußert. Auf telefonische und schriftliche Anfragen gab es keine Reaktion.