Aktionstag bei Madsack für zukunftssichere Arbeitsplätze
Hunderte von Beschäftigten der Madsack-Mediengruppe protestierten bei einem Aktionstag am 13. November gegen die angekündigte Umstrukturierung des Konzerns. In Hannover, Rostock, Leipzig, Marburg und Lübeck forderten sie die sozialverträgliche Umsetzung des Konzernumbauprogramms „Madsack 2018“, den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und Tariftreue. Wie viel Geld eingespart werden soll – nämlich 44 Millionen Euro – hatten sich die Manager genau ausrechnen lassen. Wie viele Arbeitsplätze es kosten wird, sagten sie bisher nicht.
„Faire Arbeitsteilung zwischen allen Standorten statt Zentralisierung in Hannover um jeden Preis!“ und „Flagge zeigen für sichere Arbeitsplätze im Tarif!“ forderten mehr als 50 Journalisten der Ostsee-Zeitung sowie Beschäftigte aus Verlag und Technik vor dem Pressehaus in der Rostocker Innenstadt. Angesichts des drohenden Verlustes von Arbeitsplätzen bei Mecklenburg-Vorpommerns größter Tageszeitung appellierten sie an die Madsack-Gesellschafter – ausdrücklich an den größten, die SPD-Medienholding ddvg (23,1 Prozent) – ihre Verantwortung wahrzunehmen. „Wir erwarten von der Schweriner Regierungspartei SPD, sich über ihre Beteiligungsgesellschaft ddvg aktiv für die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen und tariflichen Arbeitsbedingungen in unserem Land einzusetzen“, forderten die Demonstranten. Nach Recherchen des Betriebsrats wies die OZ zuletzt einen Gewinn von 8,3 Millionen Euro aus. Damit sei sie ein überdurchschnittlich erfolgreicher Betrieb innerhalb der Mediengruppe, die insgesamt 30 Millionen Euro erwirtschaftete. Der Standort Rostock dürfe daher nicht schrittweise abgewickelt werden.
In Rostock ging ein „Mad-Sack“ herum, in Hannover war es ein Geldsack. Vor dem Konzernsitz hatten sich rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versammelt, darunter auch die streikenden Potsdamer Drucker und die bereits in der sechsten Woche streikenden Beschäftigten des Kunden-Service-Centers (KSC) in Hannover. Seit dem 24. September sind die KSC-Mitarbeiter im Ausstand, um einen Haustarif zu erreichen und die erste Lohnerhöhung nach 13 Jahren. In Marburg zeigten währenddessen 30 Kolleginnen und Kollegen aus Verlag und Redaktion der Oberhessischen Presse, dass sie sich mit „Madsack 2018“ nicht kampflos abfinden wollen und endlich ein Haustarifvertrag für die Redakteurinnen und Redakteure auf den Tisch muss. In Leipzig fand unter dem Motto „5 vor 12 – Zeit zum Handeln“ eine Kundgebung vor dem Verlagsgebäude statt, an der rund 100 Mitarbeiter sowie Vertreter von ver.di und des DJV Sachsen teilnahmen. In Lübeck informierten sich zahlreiche Beschäftigte beim Betriebsrat.
Der stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende Frank Werneke, der in Hannover sprach, kritisierte das Projekt „Madsack 2018“: Es bedeute nicht nur einen massiven Arbeitsplatzabbau, sondern auch einen Angriff auf die Arbeitsbedingungen derjenigen im Konzern, die aktuell noch den Schutz von Tarifverträgen genießen. Er rief alle Madsack-Beschäftigten auf, sich nicht einschüchtern zu lassen und selbstbewusst für ihre Arbeitsplätze und faire Arbeitsbedingungen einzutreten: „Protest und Streik sind unser demokratisches Recht!“ Die streikenden Kolleginnen und Kollegen bei KSC und in Potsdam seien „Vorbilder für alle im Konzern“, so Werneke, „wir wollen sie unterstützen und ihnen Respekt und Solidarität bezeugen.“ Auch er erinnerte die SPD-Medienholding ddvg an ihre Verantwortung im Konzern als Madsack-Teilhaberin. Und noch eines machte Werneke deutlich, nämlich die Querverbindung zu den laufenden Tarifverhandlungen für die Journalistinnen und Journalisten in Tageszeitungen. Die vom BDZV geforderte Regionalisierung der Tarife, die eine Koppelung an den Kaufkraftindex vorsieht, bedeute das Einfrieren der Gehälter auf unbestimmte Zeit, erklärte Werneke. Davon bedroht seien vor allem „der Norden und der Osten – Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Niedersachsen, Hessen und Thüringen – also just die Bundesländer, in denen Madsack verlegerisch aktiv ist.“