Funke plant Amputation bei der Bergedorfer Zeitung

Die Beschäftigten der „Bergedorfer Zeitung“ drohen Opfer der Umstrukturierungen in der Funke-Mediengruppe zu werden. Den 41 Beschäftigten der sogenannten Vorstufe soll jetzt im März gekündigt werden, um die Abteilung im Juni ganz zu schließen. Das würde fast eine Halbierung der Belegschaft bedeuten. Beschäftigte, Betriebsrat und Gewerkschaften wehren sich unter anderem mit Warnstreiks. Sie fordern die Rücknahme des Kündigungsplans und die Aufnahme von Verhandlungen über Tarifvertrag und Sozialplan.

Die „Bergedorfer Zeitung“ gehört zum Zeitungs- und Zeitschriften-Portfolio, das 2014 im Rahmen der großen Übernahme von Axel Springer zur Funke-Mediengruppe überging. Über das spezielle Geschäftsmodell der Zeitung war sich dabei wohl niemand im Klaren: Neben klassischen Zeitungserlösen steuerte die umfangreiche Vorstufe durch Dienstleistung für Dritte immer zusätzliche Einnahmen bei. Sie sicherten über Jahre auch die Existenz des im Hamburger Stadtbezirk Bergedorf und dem Umland mit täglich etwa 18 000 Exemplaren erscheinenden Blattes. Im Zuge der Übernahme boten die Gewerkschaften ver.di und DJV der Geschäftsführung Gespräche an mit dem Ziel, Verhandlungen über einen Beschäftigungssicherungstarifvertrag aufzunehmen. Das schien umso dringlicher, da für die Vorstufe noch unter Ägide von Springer der Austritt aus dem Arbeitgeberverband Druck und Medien betrieben worden war und zum Jahresende 2014 wirksam wurde. Im Januar 2016 folgte Tarifflucht auch in Redaktion und Verlag.

Im Rahmen des angekündigten konzernweiten Umstrukturierungsprogramms der Funke-Gruppe wurden Verhandlungen bei der „Bergedorfer Zeitung“ zunächst hinausgezögert. Später sollten große Teile der Vorstufe mit dem Erfurter Satzbetrieb der zu Funke gehörigen Thüringer Zeitungsgruppe zusammengeführt werden. Ende 2015 hieß es gar, das „Harmonisierungs“-Projekt in Bergedorf sei gestoppt. Am 29. Februar 2016 wurde Betriebsrat und Beschäftigten dann ohne Vorwarnung die Schließung der gesamten Vorstufe verkündet.

Dieser Beschluss eskaliert den bestehenden Tarifkonflikt mit Funke und der lokalen Geschäftsführung. „Fragen nach Alternativen zur Stilllegung der Vorstufe stellen sich im Zusammenhang mit der Zukunft der gesamten Zeitung“, erklärt Martin Dieckmann, ver.di-Fachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie in Hamburg. Die Belegschaft sei überwiegend gewerkschaftlich organisiert, zu über 70 Prozent in ver.di. In einer gemeinsamen Mitgliederversammlung mit dem DJV wurde an 5. März beschlossen, um den Erhalt der Arbeitsplätze und für einen Sozialplan zu kämpfen sowie Forderungen nach einem Sozialtarifvertrag zu unterstützen. „Die Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen und die Abwehr der kompletten Schließung der Vorstufe sind jetzt am dringendsten“, so Dieckmann. Doch der Verlag müsse endlich auch zu Verhandlungen über Tarifverträge bereit sein.

Mehr Informationen auf der Website der dju Hamburg

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »