Neue Medien-Holding im Westfälischen

Das alte Aschendorff-Verlagsgebäude in Münster
Foto: Frank Biermann

Aschendorff übernimmt das Westfalen-Blatt (WB), das Westfalen-Blatt und die Neue Westfälische (NW) kooperieren. Unter den Verlegern gilt das als Gebot der Stunde, es wird kooperiert und fusioniert, wo es nur geht. Selbst über alte Gräben hinweg. Irgendwie müssen die Verluste durch die wegfallenden Einnahmen aus dem kriselnden Printgeschäft ausgeglichen werden. Ein publizistisches Konzept hinter diesen Maßnahmen sucht man meist vergeblich.

Die Gesellschafter der Unternehmensgruppe Aschendorff aus Münster und der Unternehmensgruppe Westfalen-Blatt in Bielefeld haben die Entscheidung getroffen, ihre Medienaktivitäten im Münsterland und in Ostwestfalen zum 1. Januar 2019 unter dem gemeinsamen Dach der Westfälischen Medien Holding AG im Wege einer Fusion zusammenzuführen. Das Kartellamt hat bereits zugestimmt. An den Strukturen der beiden Unternehmen im Münsterland mit den Aschendorff Medien und in Ostwestfalen mit dem Westfalen-Blatt ändere sich durch diese Fusion nichts, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Verlage. Beide Unternehmensbereiche würden als Tochtergesellschaften der Westfälischen Medien Holding AG weitergeführt und sollen über das neue gemeinsame Dach weiterentwickelt werden.

In der neuen Holding, die grundsätzlich für weitere Partner offen sein soll, sind zukünftig das Tageszeitungs-, Anzeigenblatt-, Druckerei-, Rundfunk- und Reisebürogeschäft beider Unternehmen gebündelt. Die Unternehmensgruppe Aschendorff, die im Münsterland unter anderem die Tageszeitungen Westfälische Nachrichten und Münstersche Zeitung herausgibt, ist bereits seit 2011 über die C.W. Busse Holding indirekt am Westfalen-Blatt beteiligt.

„De facto handelt sich es wohl eher um eine Übernahme des schwächelnden Westfalen-Blatts durch die Aschendorff-Gruppe“, so Werner Zeretzke, Vorsitzender des Medienfachbereichs im ver.di-Bezirk Münsterland. 76,5 Prozent der Unternehmensanteile lägen demnächst in Münster. Skeptisch sei auch die Ankündigung des Chefredakteurs der Westfälischen Nachrichten Dr. Norbert Tiemann zu sehen, dass es zu einer punktuellen Zusammenarbeit im redaktionellen Bereich kommen solle. „Das hört sich jedenfalls nicht so an, als ob da neue redaktionelle Jobs entstehen würden.“ Beim Westfalen-Blatt seien ohnedies schon viele Redaktionen etwa im Kreis Gütersloh praktisch geschlossen worden.

Realität geworden ist bereits die redaktionelle Zusammenarbeit zwischen den beiden ewigen Konkurrenten in Ostwestfalen, der Neuen Westfälischen und dem Westfalen-Blatt. Diese werden Berichte im Lokalsport austauschen. Die NW liefert künftig Berichte über den Lokalsport in Bielefeld, Gütersloh und Herford an den Konkurrenten. Im Gegenzug erhält sie vom WB Sportberichte aus dem Hochstift oder aus Lübbecke. Die Kooperation solle auf den Lokalsport beschränkt bleiben, betonen die Verlage. Dirk Töpper, ver.di-Mediensekretär in OWL, befürchtet hingegen: „Das wird zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten im Redaktionsbereich führen und die Qualität der Zeitung verschlechtern. Es ist damit zu rechnen, dass es weitere Abo- und Anzeigenverluste geben wird.“ Die beiden Zeitungen selbst betonen bisher, dass es keine weiteren Kündigungen oder Kooperationen geben soll.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Filmtipp: Turmschatten

Hannu Salonens Verfilmung des Romans „Turmschatten“ ist ein famos fotografierter Hochspannungs-Thriller. Heiner Lauterbach spielt in der sechs-teiligen Serie den deutschen Juden und ehemaligen Mossad-Agenten Ephraim Zamir, der zwei Neonazis für den Tod seiner Adoptivtochter verantwortlich macht. Die Internetgemeinde soll über ihr Schicksal entscheiden. Er nennt sich „Vollstrecker“, weil er angeblich nur den Willen der Mehrheit ausführt, aber in Wirklichkeit ist Zamir Staatsanwalt, Richter und Henker in einer Person.
mehr »

Der SWR-Staatsvertrag wird erneuert

Die Landesregierungen von Baden-Württemberg und Rheinland-Platz wollen den Südwestrundfunk künftig (SWR) moderner aufstellen. Dazu legten sie Anfang November einen Entwurf zur Novellierung des SWR-Staatsvertrags vor. Zentrale Änderungen betreffen die Organisationsstrukturen sowie die Aufsichtsgremien des SWR. Rundfunkrat und Verwaltungsrat sollen bei der Mitgliederzahl jeweils um rund 30 Prozent verkleinert werden. Der SWR soll noch stärker auf Regionalität ausgerichtet werden.
mehr »

Die Medienwende nach dem Mauerfall

35 Jahre nach dem Mauerfall bietet die Medienlandschaft im Osten Deutschlands ein zwiespältiges Bild. Nach wie vor verlieren die von westdeutschen Großverlagen kontrollierten ehemaligen DDR-Traditionstitel überdurchschnittlich an Auflage und Anzeigenvolumen. Der aufgelöste staatliche DDR-Rundfunk ist nach anfänglichem Hickhack erfolgreich in ARD und ZDF integriert. Gescheitert ist indes früh der Traum der Ex-Bürgerrechtler von einem „Dritten“ Medienweg.
mehr »

Kodex für mehr Respekt beim Film

Auf Initiative der Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, des Bundesverbands Schauspiel (BFFS) und Allianz Deutscher Produzentinnen und Produzenten – Film, Fernsehen und Audiovisuelle Medien hat eine Gruppe aus Branchenvertreter*innen von Verbänden, TV-Sendern, Streamingdiensten, Förderern und unter Beteiligung der BKM, der Themis Vertrauensstelle e. V. und der BG ETEM nach über einem Jahr gemeinsamer Beratung heute den Respect Code Film (RCF) beschlossen.
mehr »