„Passauer Neue Presse“ schluckt „Donaukurier“

Der in Ingolstadt ansässige „Donaukurier“ wird zum 1. Januar 2017 von der Verlagsgruppe der „Passauer Neuen Presse“ übernommen. Allerdings müssen die Kartellbehörden noch zustimmen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. ver.di befürchtet, dass mit dem Zusammenschluss beider Verlagsgruppen „eine neue, gefährliche Stufe der Pressekonzentration in Bayern eingeleitet“ und damit die Meinungsvielfalt weiter eingeschränkt werde, so Karl-Heinz Kaschel-Arnold, Gewerkschaftssekretär in Bayern.

Der Gewerkschafter erwartet negative Auswirkungen nicht nur auf die Redaktionen, die wohl ausgedünnt würden. „Auch die Beschäftigten in den Druckereien und in der Verwaltung werden bei solchen Prozessen erfahrungsgemäß unter starken Druck geraten“, erklärte Kaschel-Arnold. Dies gelte umso mehr, als sich die „PNP“ schon seit langem weigere, mit den Gewerkschaften Tarifgespräche zu führen. Die „Kriegskasse“ der PNP war nach den Verkäufen in Tschechien mit Erlösen von etwa 80 Millionen Euro bis auf 250 Millionen Euro angewachsen, schätzt Kaschel-Arnold. Diese Verkäufe seien wohl schon im Hinblick auf den geplanten Zukauf in Ingolstadt über die Bühne gegangen.

PNP-Verlegerin Simone Tucci-Diekmann sieht in dem Kauf des Ingolstädter Verlages einen weiteren, konsequenten Schritt im Rahmen der Wachstumsstrategie ihres Hauses und ein klares Bekenntnis zum regionalen Zeitungsgeschäft in Deutschland. Donaukurier-Herausgeber Georg Schäff schätzt der PNP zufolge die Übernahme als „eine fruchtbare und zukunftsweisende Verbindung im Interesse der Leser und Abonnenten, der Werbekunden und der Mitarbeiter beider Häuser“ ein.

Nach eigenen Angaben erscheint die „PNP“ mit ihren Lokalteilen während der Woche mit einer Gesamtauflage von knapp 165.000 Stück in den niederbayerischen Landkreisen Regen, Freyung-Grafenau, Dingolfing-Landau, Deggendorf, Rottal-Inn und Passau sowie in den oberbayerischen Landkreisen Altötting, Traunstein und Berchtesgadener Land.

Der „Donaukurier“ erscheint mit seinen Heimatzeitungen in Ingolstadt sowie in den Landkreisen Roth, Neumarkt, Eichstätt, Kelheim, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen und Aichach-Friedberg. Die Auflage beträgt laut „PNP“ rund 85.000 Exemplare.

Um ihren Forderungen nach einem Haustarifvertrag bei der „PNP“ Nachdruck zu verleihen, haben ver.di und der Bayerische Journalistenverband (BJV) am kommenden Samstag zu einer Protestaktion aufgerufen. Diese soll zwischen 13 und 15 Uhr in der Passauer Fußgängerzone stattfinden. Der BJV fordert zudem die redaktionellen Mitarbeiter der „PNP“ auf, sich von der in einer außerordentlichen Mitarbeiterversammlung versprochenen Einmalzahlung in Höhe von 500 Euro „nicht einlullen“ zu lassen. „Diese lächerliche Summe wiegt nicht annähernd den Betrag auf, um den die Redakteure und Volontäre durch die Verweigerung der Zahlung von tariflichen Gehältern in den letzten neun Jahren gebracht worden sind“, so BJV-Vorsitzender Michael Busch.

 

 

 

 

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Filmtipp:  Nürnberg ’45 

Hauptfigur des bewegenden Dokudramas über die Nürnberger Prozesse ist der junge jüdische Auschwitz-Überlebende Ernst Michel, der nun als Journalist über die Verhandlungen berichtet. Den dokumentarischen Teil prägen Michel selbst (gesprochen von Heino Ferch), seine Tochter (Annette Frier) und der Sohn (Herbert Knaup) einer polnischen Überlebenden. In den Spielszenen wirken außerdem Francis Fulton Smith als Hermann Göring und Wotan Wilke Möhring als dessen Anwalt mit.
mehr »

dju fordert Schutz für Medienschaffende

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert nach dem erschreckend milden Urteil im Verfahren zum Angriff auf Journalist*innen in Dresden-Laubegast staatlich garantierten Schutz für Medienschaffende. Über zehn Männer hatten im Februar 2022 in Dresden-Laubegast am Rande einer Demonstration im verschwörungsideologischen Milieu sechs Journalist*innen und ihren Begleitschutz angegriffen.
mehr »

Unsicherheit in der Medienlandschaft

Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Auswirkungen auf die Medienbranche wurden auch bei des diesjährigen Münchner Medientagen intensiv diskutiert. Besonders groß sind die Herausforderungen für Online-Redaktionen. Im Zentrum der Veranstaltung  mit 5000 Besucher*innen, mehr als 350 Referent*innen aus Medienwirtschaft und -politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, stand allerdings die Frage, wie Tech-Konzerne reguliert werden sollten.
mehr »

Für faire Arbeit bei Filmfestivals

„Wir müssen uns noch besser vernetzen und voneinander lernen!“, war die einhellige Meinung bei der Veranstaltung der ver.di-AG Festivalarbeit im Rahmen des  Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm. Die AG hatte zu einer Diskussionsrunde mit dem Titel Labour Conditions for Festival Workers: Roundtable & Fair Festival Award Launch eingeladen. Zu Gast waren internationale Teilnehmer*innen. Die Veranstaltung war auch der Startschuss zur ersten Umfragerunde des 4. Fair Festival Awards.
mehr »