Redakteurin für Social-Media

Ein neues Berufsbild mit interessanten Herausforderungen

Mit dem Siegeszug von Social Media entstehen auch in den Redaktionen neue Berufsbilder, tradierte Berufe wandeln sich, die Grenzen zwischen den einzelnen Tätigkeiten verschwimmen. „Social-Media-Redakteur_in” ist solch ein neues Berufsbild. Die ausgebildete Journalistin Tina Halberschmidt ist Teamleiterin für Social Media beim „Handelsblatt”. M sprach mit ihr über ihren Werdegang, ihren Arbeitsalltag und über die Frage, was eine gute Social-Media-Redakteurin ausmacht.

Tina_Halberschmidt, Teamleiterin für Social Media beim Handelsblatt Foto: Online Print Symposium 2016
Tina_Halberschmidt, Teamleiterin für Social Media beim Handelsblatt
Foto: Online Print Symposium 2016

Ihre journalistische Laufbahn beginnt Halberschmidt zunächst als Freie bei der WAZ-Mediengruppe (seit 2013 Funke Mediengruppe), wo sie auch ihr Volontariat absolviert. Schnell macht sich die Affinität zu Online bemerkbar. Sie wird Online-Redakteurin. Unter anderem wirkt sie am Aufbau des WAZ-Portals Der­Westen.de mit, das von 2007 bis 2012 als Online-Angebot für die einzelnen Zeitungen der Verlagsgruppe fungierte. Während eines Abstechers in die Unternehmenskommunika­tion der WAZ-Mediengruppe betreut sie in ihrer Funktion als Online-Referentin deren Social Media-Aktivitäten, bevor sie sich dann 2011 auf die Stellenausschreibung für eine Social Media Redakteurin beim Handelsblatt bewirbt. Fünf Jahre sind seitdem vergangen. Tina Halberschmidt ist inzwischen festangestellte Social-Media-Teamleiterin und betreut gemeinsam mit zwei freien Mitarbeiter­_innen die Social-Media-Kanäle des Handelsblatts auf Facebook, Twitter, Xing, LinkedIn, Instagram und Google+.

Ebenso wie Social Media selbst, ist auch das Berufsbild des Social-Media-Redakteurs ständiger Entwicklung und permanentem Wandel unterworfen. Hinzu kommt, dass es sich um einen sehr facettenreichen Beruf handelt, dessen einzelne Tätigkeitsfelder je nach Arbeitgeber stark variieren. Fragt man Tina Halberschmidt nach ihrem Arbeitsalltag, wird schnell klar, dass eine klare Abgrenzung der einzelnen Tätigkeiten in einer Redaktion heute kaum noch möglich ist. Als Social-Media-Redakteurin bespielt sie nicht nur die einzelnen Social-Media-Kanäle des Handelsblatts mit den Beiträgen, die die Redakteur_innen in den einzelnen Ressorts an sie weiterleiten. Als Teil der Redaktion sitzt sie am Newsdesk, beobachtet die sozialen Netzwerke, iden­tifiziert Trending Topics und relevante Themen. Kommt ihr ein besonders interessantes Thema unter, übernimmt sie dessen redaktionelle Umsetzung auch schon mal selbst. So schreibt sie Postings für das Social Web, und weiterhin auch Bei­träge für Print und Online, ein Aspekt, den sie an ihrer Position als Social-Media-Redakteurin beim Handelsblatt besonders schätzt. Daneben wird sie gelegentlich als Community Managerin aktiv, kommentiert Beiträge oder versucht, aus dem Ruder gelaufene Diskussionen wieder zurück in die richtigen Bahnen zu lenken – falls ihr die Zeit dazu bleibt, denn natürlich gehört mittlerweile auch die (Weiter-) Entwicklung der Social-Media-Strategie zu ihren Aufgaben.

Social-Media-Redakteurin, Community Managerin, Redakteurin und auch Referentin für Social Media, wenn sie ihre Kolleg_innen in Workshops im Umgang mit Facebook, Twitter und Co. schult. „Von allem ein bisschen eben”, so Halberschmidt. Und es ist eben diese Vielseitigkeit, für die sie ihren Job liebt. Kein Tag ist gleich, ständig warten neue Herausforderungen. Selbst Hasskommentare und Trolle können diese Begeisterung nicht trüben. Im Gegenteil, der Umgang mit diesem mittlerweile Social-­Media-inhärentem Phänomen stellt für Halberschmidt eine dieser Herausforderungen dar, die ihre Arbeit nie eintönig werden lassen. Auch wenn man in solchen Situationen natürlich eine „gehörige Portion Humor und Gelassenheit” benötigt: „Da muss man manchmal schon ein bisschen durchatmen und den Spaß an der Sache darf man sich dann nicht verderben lassen”, sagt sie. Überhaupt sieht sie in der Liebe zum Social Web und im „Spaß an der Sache” die wohl wichtigste Eigenschaft, die eine Social-Media-Redakteurin neben Kreativität und Vielseitigkeit mitbringen sollte. Eine journalistische Ausbildung sei zwar von Vorteil, aber keine zwingende Voraussetzung. Vor allem sollte man es nicht als Last empfinden, abends oder auch mal am Wochenende eine Facebook-Nachricht zu schreiben oder einen Tweet abzusetzen. Wenn sich in den Kommentarspalten etwas entwickelt, dann sei nun mal schnelles Handeln gefragt. Offline gehen? Das macht sie auch, im Urlaub zum Beispiel – auch wenn es schwer fällt.

Weitere aktuelle Beiträge

Medienkompetenz: Von Finnland lernen

Finnland ist besonders gut darin, seine Bevölkerung gegen Desinformation und Fake News zu wappnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Schulen, aber die Strategie des Landes geht weit über den Unterricht hinaus. Denn Medienbildung ist in Finnland eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auf vielen Ebenen in den Alltag integriert ist und alle Altersgruppen anspricht. Politiker*innen in Deutschland fordern, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Kann das gelingen?
mehr »

Beim Tatort selbst ermitteln

Ein Zocker sei er nicht. So sagte es Kai Gniffke, Intendant des Südwestrundfunks (SWR), als er im August vorigen Jahres auf der Gamescom in Köln zu Gast war. Am ARD-Stand hat sich der damalige Vorsitzende des Senderverbunds dennoch zum Zocken eingefunden, zu sehen auch im Stream auf der Gaming-Plattform Twitch. Erstmals hatte die ARD einen eigenen Auftritt auf der weltweit größten Messe für Computer- und Videospiele – ein deutliches Signal, dass die ARD auch auf Games setzt. Und das hat maßgeblich mit dem SWR zu tun.
mehr »

Europäische Serien werden erfolgreicher

Das Festival Series Mania bietet alljährlich einen internationalen Überblick der kommenden TV-Serienhighlights, wenn rund 5000 Branchenprofis aus 75 Ländern zusammenkommen. Auch in diesem Jahr feierten zahlreiche Produktionen mit ungewöhnliche Themen Premiere. US-Amerikanische Serien waren diesmal kaum vertreten. Das hat politische Gründe.
mehr »

Die unendliche Krise des RBB

Der Schock sitzt nach wie vor tief. „2025 wird ein Schicksalsjahr für den RBB“, so die unfrohe Botschaft von Intendantin Ulrike Demmer Ende Januar auf einer Informationsveranstaltung vor der fassungslosen Belegschaft. Was folgte, war ein radikales Sanierungsprogramm für den Sender. Insgesamt 22 Millionen Euro will die Geschäftsleitung am Personal- und Honoraretat einsparen. Das entspricht 10,2 Prozent der bisherigen Aufwendungen und ziemlich genau 254 Vollzeitstellen.
mehr »