Saarbrücken: Heftiger Stellenabbau geplant

Die Saarbrücker Zeitungsgruppe hat sich ein Sparprogramm mit Personalabbau verordnet. In den nächsten drei Jahren sollen 100 Stellen in allen Bereichen abgebaut werden. Bereits Ende des Jahres soll der Startschuss fallen. Als Begründung führt die Geschäftsführung „starke Kostensteigerungen bei der Zeitungszustellung und anhaltende Einbrüche bei nationalen Werbekunden“ an. Die Betriebsräte halten „Zwangsmaßnahmen wie Personalabbau“ für falsch. Sie plädieren für eine zusätzliche Produkt- und Markt-Offensive.   

Wie schon bei vielen anderen Zeitungsverlagen sei jetzt auch bei der SZ-Gruppe ein „schmerzhafter Stellenabbau“ unvermeidbar, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Joachim Meinhold. Er gehe davon aus, dass die Verlage und Redaktionen von Saarbrücker Zeitung, Trierischer Volksfreund und Pfälzischer Merkur in Zweibrücken betroffen sein werden. Um die Unternehmensgruppe zukunftssicher zu machen, sei eine weitere Zusammenführung von Aufgaben über die Standorte hinweg, ein Austausch von überregionalen Inhalten, eine Optimierung der Struktur der Lokalausgaben und eine intensivere gemeinsame Monetarisierung digitaler Beiträge und Angebote geplant.

Personalabbau sei unproduktiv. Die jetzt schon teilweise erdrückende Arbeitsverdichtung in allen Abteilungen werde sich damit noch weiter erhöhen, warnten die Betriebsräte. Sie schlagen stattdessen eine „zusätzliche Produkt- und Markt-Offensive vor, mit dem Ziel, die Umsatzeinbrüche aufzufangen und langfristig sowohl das Print- als auch das Digital- und Online-Geschäft zu steigern“.

„Personalabbau kann keine Problemlösung sein, um die SZ Gruppe zukunftsfähig zu machen,“ sagte Michael Holdinghausen, Landesfachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie im ver.di Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland. „Die Branche ist im Wandel, das steht außer Frage. Doch gerade für diesen Wandel braucht es geeinte, motivierte und innovative Beschäftigte in einem sicheren Arbeitsverhältnis. Diese Verunsicherung ist der falsche Weg.“ Die Zeitungen würden von der guten Arbeit ihrer Beschäftigten leben, sowohl in den Redaktionen als auch im Verwaltungsbereich, betont der Gewerkschafter. Er versichert, dass ver.di dem Betriebsrat als auch der Geschäftsleitung zur Verfügung stehe, um im Rahmen von Sozialtarifverhandlungen Einschnitte beim Personal weitestgehend zu vermeiden. „Niemand darf in der Unsicherheit stehen, ob er oder sie morgen noch einen Job hat. Das schadet nicht nur den Menschen, das schadet auch der SZ-Gruppe,“ betont Holdinghausen. Ein von Oben diktierter Stellenabbau, berge die große Gefahr, dass insbesondere jüngere Beschäftigte das Unternehmen verlassen. Dies sei weder im Sinn der Beschäftigten noch kann dies im Sinne des Unternehmers sein.

Für die Saarbrücker Zeitungsgruppe arbeiten 950 Mitarbeiter in Verlagen und Redaktionen sowie rund 3200 Zusteller bei Tochterunternehmen. Zur Firmengruppe gehört auch der internationale Digital-Dienstleister AMPLEXOR mit 1.850 Mitarbeitern in 22 Ländern. Mehrheitsgesellschafter der Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei ist die Rheinische Post Mediengruppe in Düsseldorf. Weitere Anteile liegen bei der Gesellschaft für Staatsbürgerliche Bildung Saar und einer Beteiligungsgesellschaft der Mitarbeiter.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Journalismus gefordert wie noch nie

„Demokratie im Krisenmodus – Journalismus gefordert wie nie!“ lautet das Motto des 37. Journalismustags der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, der am 25. Januar in Berlin stattfindet. Angesichts von Digitalmonopolen, Autoritarismus und Desinformation lädt die dju zur Debatte darüber ein, welche Rolle Journalismus in dieser gesellschaftlichen Situation spielen kann.
mehr »

SZ-Streik macht sich bemerkbar

Mit Plakaten, Sirenen und deutlichen Forderungen läuteten 120 Redakteur*innen der Süddeutschen Zeitung am Dienstag den dritten Streiktag in München ein. Im Zentrum der Kritik: Ein Angebot der Arbeitgeber, das die inflationsbedingten Reallohnverluste kaum abfängt – und vor allem Berufseinsteiger*innen hart treffen würde.
mehr »

Intime Szenen beim Film

Neben Regie, Kamera und Ton sind immer öfter auch sogenannte Intimitätskoordinator*innen Teil des Stabs von Film- und TV-Produktionen. Wie arbeiten diese Spezialist*innen für intime Szenen und wie profitiert das Team von ihrem Einsatz? Über Herausforderungen und Hindernisse beim Drehen intimer Szenen sprachen wir mit der Bremer Intimitätskoordinatorin Sarah Lee.
mehr »

Filmtipp: The Next Level

„The Next Level“ ist eine herausragend gute sechsteilige Dramaserie der ARD mit Lisa Vicari als Reporterin, deren Neugier geweckt wird, als sie von einem tragischen Todesfall erfährt. Aber das ist bloß der Auslöser der Handlung. „Spiegel“-Autor Alexander Osang bietet mit seinem ersten Drehbuch seit zwanzig Jahren eine fesselnde Mischung aus doppeltem Beziehungsdrama, Eltern/Töchter-Ebene und Berlin-Geschichte.
mehr »