Die Südwestdeutsche Medienholding, zu der auch die “Süddeutsche Zeitung” und Regionalblätter wie die “Stuttgarter Zeitung” gehören, informierte gestern über eine neue „Mediengruppen-Strategie“. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen demnach 100 Millionen Euro vor allem in Digitalangebote investiert werden. CEO Christian Wegner kündigte zugleich Stellenabbau an.
Man wolle mit allen zur SWMH gehörenden Verlagen weiterhin Top-Journalismus anbieten und im deutschsprachigen Raum Abo-Marktführer für Qualitätsmedien und Fachinformationen werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Vor dem Hintergrund rückläufiger Printauflagen und Einbrüchen im Werbemarkt wolle man „in der Gruppe stärker miteinander kooperieren“ sowie „Arbeitsabläufe und Effizienz kontinuierlich verbessern“. Im Zuge der aktuellen Strategie ist von einem Stellenabbau bis Ende 2020 die Rede, den man „überwiegend sozialverträglich umsetzen“ zu können glaubt.
Konkrete Zahlen wurden bisher nicht genannt. Wohl aber, dass die Unternehmensbereiche Süddeutscher Verlag, Medienholding Süd und die Stuttgarter Holding selbst betroffen sein sollen – „allenfalls in jeweils zweistelliger Höhe“, heißt es.
In Betriebsratskreisen geht man von hohen zweistelligen Zahlen beim Süddeutschen Verlag und der Medienholding Süd aus, bei der Zentrale von einer etwas niedrigeren zweistelligen Zahl. Insgesamt rechnen Interessenvertreter mit einem Umfang von etwa 200 Stellen.
Genauere Informationen hat die SWMH für Anfang nächster Woche angekündigt. Am Montagvormittag sind betroffene Betriebsräte einbestellt, danach soll es Betriebsversammlungen geben.
Die SWMH-Gruppe produziert nach eigenen Angaben mit rund 5500 Beschäftigten an mehr als 30 Standorten im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus Zeitungen und Magazine, Anzeigenblätter und Fachinformationen.
Aktualisierung 16.10.2019
Missachtung der Mitbestimmungsrechte
Am 14. Oktober wurden gegenüber den versammelten Betriebsräten mehrerer Tochterunternehmen der SWMH weitere Details der Sparmaßnahmen genannt. Leider blieb auch vieles, etwa im Bereich der Medienvermarktung, noch im Unklaren. Fest steht: In der Gemeinschaftsredaktion von „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ sollen 40 bis 45 der 270 Vollzeit-Stellen abgebaut werden. Die Außenredaktionen in Göppingen, Esslingen, Waiblingen und Böblingen werden geschlossen. Die Produktion des allgemeinen Teils der konzerneigenen Regionalzeitungen soll in Stuttgart mit weniger Personal konzentriert werden. Anstelle der zur Schließung anstehenden Lokalredaktionen sollen mit anderen Konzern- und Partnerunternehmen in den vier Städten Gemeinschaftsredaktionen gebildet werden.
Über den Stellenabbau wurde die Betriebsräte nicht vorab informiert, zudem will der Konzern keine Sozialpläne verhandeln. „Dass der milliardenschwere Medienkonzern SWMH umfangreichen Personalabbau ohne soziale Mitbestimmung der Betriebsräte betreiben will, ist ein empörender Missbrauch von wirtschaftlichen Sonderrechten, die ursprünglich dazu dienen sollten, die publizistische Vielfalt in Deutschland zu sichern“, kritisierte Siegfried Heim, Leiter des baden-württembergischen ver.di-Landesfachbereichs Medien, das Vorgehen des Unternehmens in einer Pressmitteilung. wen