Zum kommenden Juni sollen die mittelhessischen Zeitungen der Verlagsgruppe Rhein-Main (VRM) einen zentralen Newsdesk für ihre Lokalseiten bekommen. Er werde in Wetzlar angesiedelt, teilte die Geschäftsführung den Redaktionen mit. Künftig schicken die Redaktionen zwischen Herborn im Westen und Lauterbach im Osten einzelne Mitglieder als „Macher“ nach Wetzlar. Vor Ort bleiben Reporter*innen, die mehr Artikel als bisher selbst recherchieren und schreiben sollen.
Seit Jahresbeginn stehen den Lokalredaktionen deutlich weniger Honorarsummen für freie Mitarbeiter*innen zur Verfügung. Den Redaktionsleiter*innen bleibt überlassen, wie sie mit diesem Etat klarkommen. „Wir müssen Auflagen- und Anzeigenrückgängen begegnen, indem wir Kosten sparen“, schrieb Frank Kaminski, der Chefredakteur der mittelhessischen VRM-Zeitungen, in einem Rundbrief an die Freien. Die Zahl der Lokalseiten werde schrumpfen. Zugleich forderte Kaminski von den Freien einen profilierteren Journalismus: „Wir legen den Fokus auf starke Ankerseiten und vor allem auf die journalistische Qualität. Wir setzen auf Themen statt auf Termine. Wir identifizieren und besetzen konsequent Schlüsselthemen.“
Schon in der zweiten Jahreshälfte 2018 waren die Internet-Seiten der Zeitungstitel umgestaltet worden. Die Zahl der kostenfrei lesbaren Artikel auf der gemeinsamen Webseite http://www.mittelhessen.de/ ist damit drastisch gesunken. Eigene Geschichten mit größerem Nutz- und Unterhaltungswert stehen nun hinter einer Bezahlschranke.
Die mittelhessische Zeitungsgruppe der VRM entstand im Frühjahr 2018 durch die Fusion der Wetzlardruck (Wetzlarer Neue Zeitung) mit den Titeln des Gießener Anzeigers. Die Gesamtauflage aller darin erscheinenden Lokalzeitungen beträgt laut VRM mehr als 95 000 Exemplare. Darüber hinaus erscheinen Anzeigenzeitungen mit einer Gesamtauflage von mehr als 500 000 Exemplaren in der Wochenmitte und mehr als 270 000 Exemplaren am Wochenende. Die Online-Dienste der Gruppe erzielen rund sechs Millionen Seitenaufrufe.
Die VRM mit Sitz in Mainz erreicht nach eigenen Angaben mit ihren 28 Tageszeitungen im Rhein-Main-Gebiet knapp eine Million Leserinnen und Leser. Darunter die Abonnent*innen der Allgemeinen Zeitung in Mainz, des Wiesbadener Kurier und der südhessischen Echo-Zeitungstitel der Echo Medien. Die Gießener Anzeiger-Gruppe erreiche mit ihren Tageszeitungen in Gießen, Usingen, der Wetterau und dem Vogelsberg eine Reichweite von etwa 140 000 Leserinnen und Lesern. Der Gießener Anzeiger hatte laut IVW im vierten Quartal eine verkaufte Auflage von 23 188 Exemplaren – 2,38 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Die Zahl der E-Paper-Abonnements stieg um 419 auf 1520.