An einen ungewöhnlichen Ort, nämlich die Luther-Kirche in Dortmund, haben die dju Westfalen und der evangelische Kirchenkreis Dortmund zu einer Diskussion über Kirche und Medien mit dem Chefredakteur des Evangelischen Pressedienstes (epd) Karsten Frerichs geladen. Das Thema der Veranstaltung hätte nicht besser gewählt sein können, ist doch Dortmund im Juni Schauplatz des Evangelischen Kirchentages und dessen Präsident Hans Leyendecker selbst ein bekannter Journalist.
Etwas öffentlich zu machen und den Sprachlosen eine Stimme zu geben, das sei für den epd die Richtschnur, so Frerichs, seit anderthalb Jahren Chefredakteur des epd. Der epd berichte als Fachagentur genau über jene Themen, die entsprechend den Grundüberzeugungen der evangelischen Kirche einen angemessenen Platz im öffentlich Diskurs haben sollen.
Rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zähle der epd bundesweit, die Agentur habe mehr als 30 Standorte in sieben Landesdiensten. Texte und Bilder des epd würden von mehr als zwei Dritteln der deutschen Tageszeitungen genutzt, „sodass wir derzeit rund 90 Prozent der gedruckten Zeitungsauflage in Deutschland erreichen“, sagte Frerichs.
Zum epd gehören auch diverse Fachinformationen. Der Branchendienst „epd sozial“ etwa richtet sich an Entscheider in der Sozialbranche. Und der renommierte Fachdienst „epd medien“, der in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert, gelte, so Frerichs, in den Aufsichtsgremien und Intendanzen der öffentlich-rechtlichen Anstalten als unverzichtbar.
Zum journalistischen Selbstverständnis des epd stellte Frerichs fest: „Bei uns gelten die journalistischen Standards. Unsere Meldungen sind frei von Kommentaren, wir lassen alle relevanten Stimmen zu Wort kommen, wir legen unsere Quellen offen und wir arbeiten unabhängig. Ja, wir arbeiten unabhängig, auch von der evangelischen Kirche, die sich eine Nachrichtenagentur leistet, die den Finger in die Wunde legt, auch wenn es mal weh tut.“
Zentral für Frerichs Verständnis von Journalismus ist die Demut. Zwar gebe es keinen christlichen Journalismus, aber die nie vollständig gelingende Suche nach Erkenntnis mache epd-Journalist*innen demütig. „Demut ist eine journalistische Grundhaltung auf die wir uns viel stärker besinnen sollten.“ Demut im Journalismus heiße für ihn zudem, dass Journalist*innen sich selbst stärker als fehlbar und begrenzt wahrnehmen sollten: „Wir müssen stärker aus unseren eigenen Echokammern und Filterblasen heraustreten.“ Demut bedeutet für Frerichs auch, dass man sich im Journalismus häufiger mal Zeit lasse. Das falle gerade den auf Schnelligkeit getrimmten Nachrichtenjournalist*innen schwer, die vom Grundsatz „Be first“ getragen würden, sagte Frerichs, der vor seiner Ernennung zum Chefredakteur Nachrichtenchef beim epd war. Richtig müsse der Satz dagegen lauten: „Be first, but first be right and relevant“. Allerdings präzisierte Frerichs auch, dass er mit Demut weder Unterwürfigkeit noch das Kuschen vor den Mächtigen meine, es gehe vielmehr darum, sich beim Versuch, absolute Wahrheiten zu finden, die eigenen Grenzen aufzuzeigen.
Evangelisch müsse man übrigens nicht unbedingt sein, um Mitarbeiter des epd zu werden, erklärte Frerichs auf Nachfrage noch. Es werde aber schon die Mitgliedschaft in einer christlichen Religionsgemeinschaft erwartet. Beim epd gebe es einen Betriebsrat, teilweise unterlägen die Mitarbeiter auch dem kirchlichen Arbeitsrecht, bezahlt werde nach Tarif.
Die Festschrift zum 70-jährigen Bestehen von epd medien (mit einem Vorwort von Karsten Frerichs) kann kostenlos hier herunter geladen werden https://www.epd.de/sites/default/files/uploads/epd-medien_Sonderausgabe_70Jahre.pdf