WAZ-Gruppe auf Sparkurs

Gewinn von 150 Millionen Euro avisiert

Aufgrund der „dramatischen Umsatzentwicklung“ bei den Werbe- und Vertriebserlösen sollen bei der Essener WAZ-Mediengruppe bis 2014 die Kosten um zwanzig Prozent in allen Bereichen gesenkt werden. Dies hat jetzt der neue Finanzchef der WAZ-Mediengruppe, Thomas Ziegler, in einer öffentlich gewordenen und inzwischen bestätigten E-Mail den Führungskräften der Gruppe mitgeteilt. Es sei gegenüber Banken und Gesellschaftern erklärtes Ziel, für 2014 ein Gruppen-EBITA (also einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 150 Millionen Euro zu erreichen. Die Führungskräfte, darunter auch die Chefredakteure der Zeitungstitel der Gruppe, forderte Ziegler auf, Modelle und Maßnahmen für die Umsetzung dieses Ziels vorzubereiten. Das Sparziel könne nur erreicht werden, formulierte Ziegler weiter, wenn „heutige Prozesse und Strukturen nicht fortgeführt werden“. Von den erwarteten Kostenreduzierungen sollen durchweg alle deutschen Bereiche der WAZ-Mediengruppe unabhängig ihrer aktuellen Ergebnis- und Renditesituation betroffen sein.
In einer gemeinsamen Erklärung hat sich die Arbeitgemeinschaft der Betriebsräte der Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung, Westfälische Rundschau, Westfalenpost und WAZ New Media „sehr irritiert“ über das Vorgehen der Gruppengeschäftsführung (GGF) gezeigt. Die Redaktionen aller vier Zeitungstitel der WAZ-Gruppe in NRW hätten vor drei Jahren mit dem Abbau von 300 Stellen 30 Millionen Euro eingespart. Danach hätten sich alle Beteiligten auf ein Konzept für eine „lokale Offensive“ geeinigt, um die Zeitungen zukunftsfähiger zu machen. Dieses Konzept könne nur funktionieren, wenn die Redaktionen so ausgestattet seien, dass sie Qualität liefern könnten. „Warum wird so kurz nach dem Start schon wieder alles in Frage gestellt?“, fragen die Betriebsräte. Hilfreicher wäre es aus Sicht der Betriebsräte gewesen, wenn die GGF ihre Absprachen genauso konsequent einhielte, wie sie es von der Belegschaft erwarte. „Wir brauchen jetzt Unterstützung, keine Panikmache und keine demotivierenden Drohungen“, schreiben die Betriebsräte.
Nach dem Bekanntwerden des Schreibens von Ziegler hatte Geschäftsführer Christian Nienhaus versucht zu beschwichtigen: „Es ist nicht beschlossen, mit dem Rasenmäher zu verfahren,“ sagte er der F.A.Z. In welchen Bereichen wie viel gespart werden solle, sei noch offen. WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz erklärte in einer Betriebsversammlung seiner Zeitung Mitte September, dass bis November der erste Teil für die Planung der Einsparung einer „beträchtlichen Summe“ stehen müsse.

 WAZ Mediengruppe

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Mediengeschehen gibt der neue Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Im Frühjahr nun hat das Internet erstmals das Fernsehen als wichtigste Quelle für „News“ abgelöst. Die gedruckten Auflagen der Pressemedien gehen weiter zurück, die Digitalumsätze legen zu. Fest steht außerdem, Zeitungen erhalten keine Zustellförderung. 
mehr »

Tarifverhandlungen: Unfaire Forderungen

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde mit der dju in ver.di hatte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Doch der Verband legte am 25. Juli in Frankfurt am Main keine konkreten Zahlen vor. Die Tarifverhandlungen hatten am 27. Mai begonnen. Die dju in ver.di fordert zwölf Prozent mehr für Gehälter und Honorare. Damit soll der eingetretene Reallohnverlust ausgeglichen werden.
mehr »

Recherchen für die Demokratie

Die Uhr tickt – politisch und ökologisch. „Der Ton wird rauer, die Angriffe intensiver“, so NDR-Intendant Joachim Knuth im Begrüßungsgespräch mit Daniel Drepper, dem Vorsitzenden der Journalist*innenvereinigung Netzwerk Recherche (NR), die ihre Jahreskonferenz unter das Motto stellte: „Now is the time. Recherchen für die Demokratie“. Etwa 900 Teilnehmende trafen sich beim NDR Fernsehen in Hamburg zu Austausch und Debatte über die Rolle der Medien in Zeiten des politischen Rechtsrucks und der Klimakrise. 
mehr »

Renaissance einer Redaktion in Guatemala

Am 15. Mai 2023 stellte Guatemalas investigative Tageszeitung „elPeriódico“ ihr Erscheinen ein. Rund ein Jahr später sind die Köpfe hinter dem linken Leitmedium mit dem Online-Portal „eP Investiga“ wieder da. Die beiden Buchstaben eP erinnern an den alten Titel des Blattes, das sich dem Kampf gegen die Korruption verschrieben hatte. Offiziell gibt es keine Verbindung zur Familie Zamora und dem nach wie vor in Haft sitzenden Zeitungsgründer José Rubén Zamora. Allerdings tritt das investigative Portal für sein journalistisches Credo ein. 
mehr »