Zwei große Suchdienste befinden sich im harten Wettstreit um die Nutzer
Journalisten nutzen im World Wide Web Suchmaschinen, um zu finden. Doch immer weniger Suchmaschinen durchwühlen das World Wide Web nach nützlichen Informationen. Nach einer ganzen Reihe von Pleiten, Fusionen und Übernahmen stehen sich nur noch zwei große Suchdienste gegenüber: Google und Yahoo.
Noch im vergangenen Jahr deutete nichts auf diese dramatische Entwicklung hin. Google und Yahoo arbeiteten einträchtig Hand in Hand: Google ergänzte den Yahoo-Katalog mit der Websuche und verdiente sein Geld allein mit seinem Suchdienst. Die Gegner der beiden hießen Altavista und Alltheweb. Google profitierte von der Kooperation mit Yahoo, verbesserte seine Techniken laufend und wurde immer beliebter: Etwa 80 Prozent der Suchmaschinenanfragen wickelt Google inzwischen ab, täglich führen Nutzer mehr als 200 Millionen Suchanfragen durch. Bei der Suche in Newsgroups hat Google sogar das Monopol.
Einstieg in den Werbemarkt ließ Alarmglocken läuten
Doch der Erfolg weckt Begehrlichkeiten: Webseiten, die Google aus seinem Index nimmt oder erst gar nicht erfasst, sind damit im Internet so gut wie tot. Gerade deshalb wird Google auch zum Hauptziel von Rechtsanwälten und Regierungsbehörden, die unliebige Seiten sperren wollen. Dass Google länderbezogen unterschiedliche Suchergebnisse zeigt, belegt eine Studie der Harvard Law School. In den USA musste Google beispielsweise Seiten von Scientology-Gegnern aus dem Index nehmen. Die Church of Scientology hatte sich wegen eines angeblichen Copyright-Verstoßes erfolgreich auf den Digital Millenium Copyright Act (DMCA) berufen.
Allerdings läuteten erst mit dem Googles Einstieg in den Werbemarkt bei Yahoo die Alarmglocken. Zum Jahreswechsel stellte Google eine eigene, englischsprachige Produktsuchmaschine namens Froogle vor, die alle Suchergebnisse mit Bild, Preis sowie einer kurzen Produktbeschreibung nach verschiedenen Kategorien präsentiert. Als Google im März ein neues Werbeprogramm vorstellte, das Anzeigen kontextbezogen in extra ausgezeichneten Kästen auf Kunden-Websites einblendet, war die Trennung bei Yahoo bereits beschlossene Sache.
Für den Absprung rüstete sich Yahoo bereits zum Jahresende mit dem Kauf von Inktomi, einem der größten Lizenzgeber für Suchtechnologien. Inktomi leistet die Suche für MSN, Amazon.com, eBay, HotBot, aber auch für die Bezahlsuchmaschine Overture. Inktomi war Yahoo allerdings schon länger mehr als ein Begriff: Bevor Google für Yahoo suchte, lieferte Inktomi für Yahoo Suchergebnisse aus dem Web.
Ouverture mit größtem Partnernetz der Welt
Yahoo bereitete aber nicht nur die Entwicklung auf dem Werbemarkt Sorgen: Sein wichtigster Werbepartner, die Bezahlsuchmaschine Overture, schnappte sich nach einem sehr erfolgreichen Geschäftsjahr den angeschlagenen Suchmaschinenklassiker Altavista sowie Googles größten Konkurrenten Fast, der unter anderem die Suchmaschine Alltheweb betreibt. Die Frage für Yahoo war: Würde die erfolgreichste Marketingfirma im Netz nun Yahoo auch als Suchdienst Konkurrenz machen?
Wie wichtig Overture für Yahoo ist, zeigen allein die Zahlen: Die Kooperation brachte Yahoo im ersten Quartal 54 Millionen US-Dollar ein – ohne sie hätte Yahoo 7 Millionen Verluste verbuchen müssen. In Deutschland erzielt Overture über sein Partnernetz mit fast 40 großen Websites bereits eine Reichweite von mehr als 85 Prozent. Zu den Partnern zählen neben Yahoo auch die Suchdienste Lycos, Fireball und Hotbot. Weltweit bindet Overture über 88.000 Werbekunden an sich und verfügt damit über das größte Partnernetzwerk der Welt. Mit den bezahlten Links erzielte Overture im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viel Umsatz wie Google.
Warum ist Overture kommerziell so erfolgreich? Das Geschäftsmodell von Overture beruht allein auf Marketing: Jeder Link, den ein Nutzer bei Overture anklickt, wird von Werbekunden bezahlt. Die Preise in Deutschland rangieren derzeit zwischen 10 Euro-Cent und 25 Euro pro Klick. Overture betreibt damit das seltene Geschäftsmodell, bei dem Partner nicht investieren, sondern abkassieren. Yahoo trat Anfang Juli die Flucht nach vorn an: Es erwarb Overture für 1,6 Milliarden US-Dollar. So gestärkt, könnte nun der technologische Vorsprung von Google bald schmelzen. Denn Yahoo verfügt jetzt nicht nur über die Inktomi-Suchtechnologie, sondern auch noch über 58 Altavista-Patente, drei Fast-Patente und zwei Overture-Patente. Fast glänzt bislang mit seiner hohen Sprachfähigkeit. Altavista kann besonders gut mit Bildern und Tönen umgehen, während Inktomi auf eine gute Verschlagwortung zurückgreift. Nun will Yahoo diese Stärke in einem Suchprodukt bündeln. Eine einzige Supersuchmaschine wird es jedoch nicht geben. Yahoo will die einzelnen Portale von Overture, Altavista und Alltheweb / Fast weiterführen. Und Altavista und Alltheweb haben von Google bereits gelernt: Ihre Startseite ist inzwischen genau so puristisch gehalten wie die von Google.
Mehr Wind durch Konkurrenz
Die so gestärkte Google-Konkurrenz wird wieder etwas mehr Wind in die Suchlandschaft bringen. Man wird sehen, ob die Nutzer von Google abwandern werden. Man darf gespannt sein, welche Suchmaschine nun im Wettstreit um die Nutzer die besten Ergebnisse präsentieren wird.