Zeitungspreis für „Pulse of Europe“

Den Bürgerpreis der Zeitungen haben in diesem Jahr Sabine und Daniel Röder erhalten, die Gründer der Initiative „Pulse of Europe“. Geschockt von der Abstimmung für den Brexit Großbritanniens und der Wahl Donald Trumps haben die beiden Frankfurter Wirtschaftsjuristen eines Abends im November 2016 beschlossen, eine positive Bewegung, eine Bewegung zur Unterstützung eines geeinten Europas zu gründen.

Bei ihren Freunden stießen die beiden auf große Resonanz. Am ersten Adventssonntag 2016 begann in Frankfurt am Main eine sich ständig erweiternde Welle proeuropäischer Demonstrationen am Sonntagnachmittag. Die Bewegung hat sich bis heute in 130 Städte in 20 europäischen Ländern ausgebreitet, wie Joachim Braun, Chefredakteur der Frankfurter Neuen Presse, bei der Preisverleihung in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften unterstrich. Seine Zeitung und der Kölner Stadtanzeiger hatten den 259 Chefredakteuren der Mitgliedsverlage des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger die Initiative „Pulse of Europe“ für den Bürgerpreis vorgeschlagen. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert.

Europa sei die größte und wichtigste Vision der Gegenwart, erklärte BDZV-Präsident Mathias Döpfner (Springer). Dass aber auch hier die Berichterstattung sehr gefährlich werden kann, hätten genügend Ereignisse der jüngsten Zeit gezeigt. Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, war als Laudator kurzfristig für den Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble eingesprungen, der wegen der Kanzlerwahl zur selben Zeit im Bundestag unabkömmlich war. Der Aachener, geprägt durch eine Grenzregion, betonte, wie wichtig die Initiative der Röders sein, um in einer Zeit vieler Krisen dem Bürgersinn und der Zivilgesellschaft einen Raum zu geben. „Viele große Veränderungen haben oft mit wenigen Menschen angefangen“, meinte Laschet. Europa müsse den Bürgern im positiven Sinne nahegebracht werden. Der Kampf gegen Terrorismus, eine künftige Wirtschaftsunion, die Erforschung künstlicher Intelligenz seien Aufgaben, welche die EU-Länder nur gemeinsam leisten könnten. Es brauche mehr Europa, nicht „weniger Brüssel“. Deshalb sein Lob auf die Initiatoren von „Pulse of Europe“: „Sie haben diesen Preis mehr als verdient.“

Sabine und Daniel Röder kündigten in ihrer Dankesrede neue Projekte für das Jahr 2018 an: So soll am 10. Juni in der Frankfurter Paulskirche und auf dem Römerberg eine große Veranstaltung stattfinden, um das geeinte Europa, die Zivilgesellschaft und die Bürgerbeteiligung in der Politik zu feiern. „Pulse of Europe“ wolle sich den „schleichenden Prozessen“ des Einsickerns „populistischen, negativen Gedankenguts“ entgegenstellen. Daniel Röder, der auch den Zeitungen für ihren wichtigen Beitrag zur Demokratie dankte, erklärte: „Wer das Risiko, das auch für Deutschland besteht, nicht sieht, ist naiv.“ Es gebe nicht nur Bürgerrechte, sondern auch Bürgerpflichten, und jetzt sei die richtige Zeit sich zu engagieren.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

Schon entdeckt: Soli:Mag

SOLI:MAG ist das Magazin der DGB-Jugend, es ist 2024 hervorgegangen aus dem Newsletter Soli aktuell. Das Printmagazin-Format gab es zwischen 1949 und 1995 bereits. Zurzeit hat es 24 Seiten, entwickelt hat es die Design-Agentur 4S Design aus Berlin. Layout und Satz: Heiko von Schrenk. Redakteur ist der Berliner Journalist Jürgen Kiontke. Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH. Erscheinungsweise: vierteljährlich. Es ist das einzige regelmäßig erscheinende Print-Magazin der Gewerkschaftsjugend.
mehr »

„Gewerkschaften müssen Schutz bieten“

Marina Weisband hat zuletzt zusammen mit Doris Mendlewitsch das Buch "Die neue Schule der Demokratie. Wilder denken, wirksam handeln." herausgegeben. Die 37-Jährige diskutiert im Gespräch mit M die Rolle von Medien und Gewerkschaften in autoritärer werdenden Staaten und wie das Geschäft mit der Aufmerksamkeit eine ungleiche Machtverteilung befördert.
mehr »

Soziale Medien: Nachbarschaft fördern

Die Ergebnisse eines Forschungsprojekts zeigen, dass und wie Soziale Medien den Zusammenhalt in Nachbarschaften fördern können. Zwar sei eine niedrigschwellige Zugänglichkeit und eine auf realen Begegnungen basierende Vertrauensebene unerlässlich, aber die Online-Kommunikation schaffe unter Umständen eine neue Qualität sozialer Nähe, so die Forschenden.
mehr »