Leserbrief: Der eigentliche Skandal

Das ist natürlich wacker vom dju-Journalistentag, von der iranischen Regierung die „sofortige Freilassung“ der beiden Bild am Sonntag-Journalisten zu fordern.

Haben die 240 Teilnehmer auch darüber gesprochen, wie die beiden auf die Idee kommen konnten, mit einem Touristenvisum einzureisen und sich so in große Gefahr zu begeben? Wer ihnen den Auftrag dazu gegeben hat? M zitiert „Reporter ohne Grenzen“: die beiden hätten die „restriktive Visa-Praxis für ausländische Journalisten im Iran“ umgehen wollen. Da machen es sich alle zu einfach. Für die genannte Zeitung und die beiden Reporter war doch klar, dass sie auf diese Weise sich, die verurteilte Frau und ihren Sohn, den sie interviewen wollten, extrem gefährden würden. Gegen die eingeschränkte Pressefreiheit im Iran kämpfen zwei Bild am Sonntag-Journalisten mit einem Touristen-Visum nicht wirkungsvoll an. Und das ist der eigentliche Skandal: dass Journalisten freiwillig oder im Auftrag mit einem Touristen-Visum ins Feuer gehen oder geschickt werden.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Das Manifest für die Schublade

Schwein gehabt: Das „Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland“, (meinungsvielfalt.jetzt) wurde weder ein Fest für die Freunde einer völlig verstrahlten medienpolitischen Debatte, noch eines für die Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus dem konservativen, neoliberalen und rechts-außen Lager. Ein paar Aufmerksamkeitszeilen in den Medienspalten der Zeitungen und wenige Interviews im Radio – das war’s. Glücklicherweise ist das Manifest fast schon wieder in der Versenkung verschwunden. Dort gehören diese Halbwahrheiten und unausgegorenen Neustartvisionen für meinen Geschmack auch hin.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »

Einschüchterungsversuche der Hohenzollern

Eine Studie der Universität Leipzig hat am Beispiel der deutschen Adelsfamilie Hohenzollern untersucht, wie kritische Berichterstattung und Forschung durch gezielte Anwaltsstrategien beeinflusst oder behindert werden sollen. Die Kommunikationswissenschaftler*innen haben dabei die Wirkung von SLAPPs (Strategic Lawsuits Against Public Participation) aus Sicht der Betroffenen nachvollzogen. Verunsicherung und Einschränkung der Arbeitsfähigkeit sind direkte Folgen bei ihnen.
mehr »

Honoraruntergrenzen bei der Kulturförderung

Claudia Roth will ein Versprechen einlösen und Mindeststandards für Honorare von Freien bei der Kulturförderung des Bundes sichern. Laut Ampel-Koalitionsvertrag von 2021 sollten öffentliche Gelder für die Kultur an faire Vergütung gekoppelt sein. Nun, so die Kulturstaatsministerin, werden „für den Kernbereich der Bundeskulturförderung“ Mindesthonorare für Künstler*innen und Kreative eingeführt.
mehr »