„Hochmut und Niedergang?“ in «M» 12 / 2004 – 01 / 2005
Wer einem Feuilleton der „Rezensionen, die Lust auf ein Konzert, ein Buch, einen Film“ machen, das Wort redet, sollte nicht schweigen von den Mechanismen, die dort zum Tragen kommen: die zunehmend unklare Abgrenzung gegenüber redaktionell gewandeter PR-Arbeit, die tendenziell ins Korrupte changierenden Netzwerke von Abhängig- und Gefälligkeiten, in denen sich insbesondere (aber nicht nur) freie Autoren solcher Textformen gegenüber den Anbietern und Herausgebern der zu besprechenden Kulturgüter befinden. Zuzustimmen ist auch dem Einwand des Kollegen Peter Korfmacher (Leipziger Volkszeitung), was die besondere Problemstellung abseits der drei, vier relevanten (bzw. sechs, sieben relevant sich wähnenden) Blätter im Lande angeht.
Mir – sei es als Leser, sei es als gelegentlich für Feuilletons Arbeitender – erscheint ein am eigenen Anspruch sich dann und wann überhebendes (im weitesten Sinne) „politisches Feuilleton“ allemal gebotener als eines, das sich mit besseren Einkaufsempfehlungen begnügt, wahrscheinlich macht es am Ende auch schlicht die Mischung aus. Wer indes Anstoß daran nimmt, dass – so es denn überhaupt stimmt – „Vom Zahnersatz zu ökologisch bedenklichen Bremsbelägen, vom Schmelzen der Polkappen bis zu Geschlechtskrankheiten der Sänger im 17. Jahrhundert … kein Gegenstand … von irgendwie kulturkritischer Betrachtung verschont“ bleibt, stellt damit wenig mehr unter Beweis als den eigenen, durchaus engstirnigen Begriff von der Kultur selbst; diese findet demnach nur auf Sprech- oder Tanztheaterbühnen statt, zwischen Buchdeckeln oder – aber nur, wenn es denn unbedingt sein muss – auf silbernen Ton- oder Datenträgern.