Leserbrief: Mut für neue Wege

Verfehltes Comeback“ in M 3.2009

Die Möglichkeiten für kritische Menschen, sich in der Bundesrepublik Deutschland zu bestimmten Themen zu äußern und zu informieren, sind ziemlich geschrumpft.
Da gibt es „Politikum“ auf WDR 5 – Hörfunk, aber wer hört das? In meinem relativ großen Bekanntenkreis, in dem sich durchaus auch kritische Menschen befinden, kennt die Sendung kaum jemand. Welche Printmedien? Früher gab es den Freitag, aber seitdem Jakob Augstein den Laden gekauft hat, geht der wohl auch den Bach hinunter. Ein Artikel des neuen Besitzers und Herausgebers zu den System-Problemen hat mich fast zur Kündigung des Abos animiert .
Der ehemalige Chefredakteur der Frankfurter Rundschau (deren Abo ich leider schon kündigen musste) taucht dann bei Debatten im Berliner taz-Cafè auf zur Frage, ob linke Medien in der Krise Konjunktur hätten. Haben sie nicht! Nur der Chefredakteur des Neuen Deutschlands stellte bei dem genannten Caféhausgeplauder endlich die Frage nach dem anderen Weg. Die anderen jammerten am bestehenden System herum. Ist ein Medium überhaupt noch als „links“ zu bezeichnen, wenn das bestehende System im Prinzip akzeptiert wird?
Linke Medien, die nicht in der Lage sind, wozu Mut gehört, neue Wege aufzuzeigen (eine harmlose Umschreibung dessen, was ich meine), finden wohl immer weniger Leser.
Vielleicht ist die Lähmung einer gewissen „Verquickung“ mit dem System geschuldet? Und wenn man dann mal behauptet, was man u.a. in der UZ gelesen hat, dass es durchaus die angeblich fehlenden Vorschläge und Konzepte gibt, schon lange, dann wird man verteufelt. Auch von „linken“ Medien.

Weitere aktuelle Beiträge

Halbzeit bei der UEFA Frauen-EM

UEFA-Women’s Euro 2025 heißt das Turnier nach dem Willen des Europäischen Fußballverbands. Bei den Männern wird auf die geschlechtsspezifische Eingrenzung verzichtet. Möglichweise ein Relikt aus den Zeiten, als das Kicken selbstverständlich eine maskuline Sportart war, vermeintlich ungeeignet für die „zarte Weiblichkeit“. 
mehr »

Ist das der neue Meinungspluralismus?

Es sind nur zwei Fälle. Aber sie haben es in sich, wenn sie für eine Entwicklung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk stehen, die ein politisch bedenkliches Signal sendet. Eine Correctiv-Recherche beleuchtete Anfang Juli die Hintergründe, die nach vier Jahren zur Einstellung eines Klimapodcasts führten. Und eine Ende Juni veröffentlichte taz-Recherche fühlt den Umständen einer Reportage der Focus-online-Kolumnistin Julia Ruhs auf den Zahn, die der NDR ausstrahlte.
mehr »

Rechte Influencerinnen im Netz

Rechtextremismus und rechte Parolen verbinden viele Menschen automatisch mit testosterongesteuerten weißen Männern. Diese Zielgruppe füttert AfD-Politiker Maximilian Krah mit simplen Parolen wie: „Echte Männer sind rechts.“ Das kommt an bei Menschen, die im Laufe der Zeit irgendwann beim „Gestern“ stecken geblieben sind. Inzwischen verfangen solche rechten Klischees auch bei Frauen. Vor allem im Internet.
mehr »

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »