Aktion für Enrique Aceituno

Nach dem Mord an einem Kollegen fürchtet der guatemaltekische Rundfunkjournalist um sein Leben

Zwei Tage lang war eine Delegation der Lateinamerikanischen Pressevereinigung SIP in Guatemala gewesen, um die Lage der Meinungs- und Pressefreiheit zu bewerten. Am gleichen Tag, als die Delegation wieder abreiste, wurde sie in ihrer Kritik auf brutale Weise bestätigt. Am 5. September wurde der Rundfunkjournalist Jorge Alegr’a erschossen. Sein Kollege Enrique Aceituno hat aus Furcht um sein Leben daraufhin seine Stelle bei „Radio Amatique“ aufgegeben. Wie Alegría hat auch Aceituno mehrmals Morddrohungen erhalten.

Die SIP-Delegierten forderten die Behörden auf, umgehend Ermittlungen in dem Mordfall aufzunehmen. Weil er das offenbar umsetzte, hat der Stellvertretende Staatsanwalt für Menschenrechte im Bezirk Izabal selbst Drohanrufe bekommen. Daraufhin stellte sich sein Vorgesetzter demonstrativ vor ihn und forderte den Generalstaatsanwalt auf, die Verantwortlichen für den Mord an Alegr’a vor Gericht zu stellen. Des Mordes beschuldigte er Mitarbeiter der Hafenbehörden von Santo Tom‡s de Castilla und Beamte der Stadtverwaltung von Puerto Barrios.

Jorge Alegría hatte als Moderator der Sendung „L’nea Directa“ des Senders „Radio Amatique“ immer wieder den Amtsmissbrauch und die Korruption der lokalen Verwaltung kritisiert. Von Seiten der Stadtverwaltung und der Hafenbehörden soll es mehrere Versuche gegeben haben, ihn durch Bestechung zum Schweigen zu bringen. Nachdem Alegr’a ablehnte, setzten Morddrohungen gegen ihn ein. Auch sein Kollege Enrique Aceituno vom gleichen Rundfunksender hat in Nachrichtensendungen über Korruptionsfälle berichtet. Auch bei ihm blieben Bestechungsversuche vergeblich. Einmal kurbelten Unbekannte in einem Auto neben ihm die Scheibe herunter und riefen ihm zu: „Du wirst sterben, du Hurensohn. Deine Tage sind gezählt“.

Schreiben Sie bitte
höflich formulierte Briefe an den guatemaltekischen Präsidenten und den Generalstaatsanwalt, in denen Sie eine gründliche Untersuchung des Mordes an Jorge Alegr’a verlangen und darauf dringen, dass umgehend Maßnahmen zum Schutz von Enrique Aceituno sowie der ermittelnden Staatsanwälte in dieser Sache ergriffen werden.

Fordern Sie, dass auch wegen der Morddrohungen strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet werden, damit die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie
in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Lic. Alfonso
Portillo Cabrera
Presidente de la
República de Guatemala
Palacio Nacional
6a Avenida 4-46
Zona 1
Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
Fax: 00502-2390090
E-mail: mensajes@presidenteportillo.gob.gt
sowie an:
Lic. Adolfo
González Rodas
Fiscal General
de la Nación
Ministerio Público
8a Avenida 10-67
Zona 1
Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
Fax: 00502-2212718

Schicken Sie
eine Kopie Ihres Schreibens an die guatemaltekische Botschaft:
Kanzlei der Botschaft der Republik Guatemala
S.E. Herrn Francisco
Villagrán de León
Joachim-Karnatz-Allee 45-47, 10557 Berlin
Fax: (030) 20643659

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Danica Bensmail: „Widerstände spornen an“

Danica Bensmail hat am ersten März das Amt der dju-Bundesgeschäftsführung übernommen. Ein Gespräch mit „der Neuen“ über kaltes Wasser, die Bedeutung von Paarhufern für Diversity in den Medien und Treppengeländer. Danica Bensmail ist erst wenige Wochen im Amt – eine kleine Ewigkeit und ein Wimpernschlag zugleich. „Die ersten 48 Stunden waren ein wenig wie der sprichwörtliche Wurf ins kalte Wasser“, sagt Danica und lacht. Aber alles halb so wild, so eine Abkühlung belebe schließlich die Sinne.
mehr »

Mehr Vielfalt statt Einfalt im TV

Die vielfach ausgezeichnete Britcom „We Are Lady Parts“ über eine islamische Mädchen-Punkband in London ist eines der vielen Beispiele von „Diversity“-Formaten, die in der Coronazeit einen regelrechten Boom erlebten. Die neue zweite Staffel der Comedy war vor kurzem für den renommierten Diversify TV Awards nominiert. Deutsche Anwärter waren diesmal nicht vertreten.
mehr »

Rassismus in den Kommentarspalten

Wenn Redaktionen in ihren Social-Media-Posts mit reißerischen Fragen und Generalisierungen arbeiten, kommen aus der Leserschaft häufiger rassistische Kommentare als wenn die Journalist*innen Kontext liefern. Das ist ein zentrales Ergebnis des Monitoring-Projekts „Better Post“, das die Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM) im September 2021 mit ihren Partnern im „Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz“ starteten, denn: „Rassismus darf kein Clickbait sein“.
mehr »

Ressourcen für Auslandsjournalismus

Der Auslandsjournalismus in Deutschland steckt in der Krise. Die Zahl der Korrespondent*innen nimmt ab, Freie arbeiten unter zunehmend prekären Bedingungen. So geraten ganze Weltregionen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Journalist*innen plädieren darum für eine andere Form der Finanzierung. Die gute Nachricht: Das Interesse des deutschen Publikums ist da. Dass die Menschen wissen wollen, was in anderen Ländern los ist, beweist nicht zuletzt das ARD-ZDF-Jugendangebot Funk.
mehr »