Der Deutsche Presserat feiert am 20. November sein 60-jähriges Bestehen. Journalisten und Verleger gründeten 1956 die Freiwillige Selbstkontrolle der Presse als ein staatsfernes, rein kollegiales Gremium. Seither setzt sich der Presserat für die Verteidigung der Pressefreiheit ein und hat mit dem Pressekodex ein ethisches Regelwerk geschaffen hat, das mittlerweile für eine ganze Branche verbindlich ist.
Der Deutsche Presserat wacht über die Einhaltung presseethischer Grundstandards. Seine Sprüche, speziell die Rügen, haben eine wichtige Funktion im Journalismus, zunehmend auch über die Printmedien hinaus. Unverzichtbares Instrument ist die Entgegennahme und Beurteilung von Leserbeschwerden. „Das Prinzip der Freiwilligen Selbstkontrolle hat sich seit 60 Jahren bewährt. Mit seinem Kodex und seiner Spruchpraxis setzt der Presserat verbindliche Qualitätsmaßstäbe für die tägliche journalistische Arbeit“, sagte Manfred Protze, Sprecher des Deutschen Presserats, zum Jubiläum. Für die Zukunft sei die Selbstkontrolle wichtiger denn je: „Mit dem System der Selbstkontrolle schützt er Gemeinwesen und Öffentlichkeit vor Versuchen, die Arbeit von Medien und Journalisten staatlich organisierter Aufsicht und Kontrolle zu unterwerfen. Zugleich entzieht er mit der Prüfung konkreter Beschwerden unbegründeter Kritik den Boden.“ Das gewinne an Gewicht, sofern versucht werde, die Unabhängigkeit der Medien „durch pauschale Vorwürfe und Verunglimpfung in Zweifel zu ziehen oder unter Druck zu setzen“, sagte Protze. Von einer deutlichen Zunahme der Beschwerden sprach Presserats-Geschäftsführer Lutz Tillmanns. Das Interesse von Leser_innen, auf kritische Weise an journalistischer Arbeit Anteil zu nehmen, werde größer. Im Jahr 2015 sei in 2.358 Fällen um eine Überprüfung von Artikeln, Interviews oder Fotos ersucht worden. Daraufhin wurden 35 Rügen ausgesprochen. 2014 waren es 21. „Die Arbeit des Presserats ist komplexer geworden, weil die journalistische Arbeit komplexer geworden ist. Sie ist schneller geworden durch das Internet“, sagte Tillmanns gegenüber dpa. Auch werde die Diskussion über ethische Bewertungen von journalistischen Telemedienangeboten und im Rahmen der Rundfunkprogramme auf Grundlage des Pressekodex stärker geführt. Die dju in ver.di ist neben dem DJV, dem BDZV und dem VDZ einer der Träger des Deutschen Presserates. ver.di-Vize Frank Werneke bekräftigt: „Der Presserat ist unverzichtbar: Er stellt sicher, dass die Medien frei arbeiten können. Dadurch, dass Profis und die Branche selbst die Regeln dafür festlegen und nicht der Staat.“
Das Gremium wird sein 60. Jubiläum am 1. Dezember 2016 mit einem Festakt in Berlin begehen, zu dem 250 Gäste aus Medien, Politik, Wissenschaft, Kirche und Wirtschaft erwartet werden. Bundespräsident Joachim Gauck soll die Festrede halten. Unter dem Titel „Journalismus in Zeiten von Amokläufen, Terroranschlägen, Krisenlagen – Brauchen wir neue berufsethische Regeln für Live-Journalismus?“ wird es zudem eine prominent besetzte Diskussionsrunde geben.