Bewährungsstrafe für Ex-Unterhaltungschef des MDR in Leipzig

Udo Foht (r.), früherer Unterhaltungschef des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), wartet im Saal des Landgerichts neben seinem Anwalt Ulrich Wehner auf die Fortsetzung des Prozesses. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren TV-Manager im Tatzeitraum ab Februar 2008 Betrug, Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit seiner beruflichen Tätigkeit zum Nachteil verschiedener mutmaßlich Geschädigter vor. Foto: picture alliance/dpa/Hendrik Schmidt

Der frühere MDR-Unterhaltungschef Udo Foht ist im Leipziger Betrugsprozess zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Das Landgericht Leipzig sprach ihn am 17. Februar wegen 13-fachen Betrugs und wegen Bestechlichkeit schuldig. Damit endete der im vergangenen September begonnene Prozess, bei dem ihm zunächst auch Untreue und Steuerhinterziehung vorgeworfen worden waren. Im Kern ging es um Geldschiebereien. Dabei sei ein Vermögensschaden von 314.000 Euro entstanden, stellte das Gericht fest.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten gefordert, die Verteidigung für ein Jahr auf Bewährung plädiert. Die Tatvorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum 2008 bis 2011.

Udo Foht war bis zur Aufdeckung des Skandals 2011 Unterhaltungschef beim MDR. Der heute 72-Jährige hat das Schlagergeschäft des Senders vorangetrieben und Karrieren wie die von Florian Silbereisen oder Helene Fischer gefördert. Er hatte eingeräumt, bis zu seiner Entlassung mehrfach Musikmanager und TV-Produzenten um Darlehen in meist fünfstelliger Höhe gebeten zu haben. Dabei sei ihm bewusst gewesen, dass er sie nicht pünktlich zurückzahlen könne. Das Geld brauchte er angeblich, um Sendungen für den MDR zu entwickeln und umzusetzen.

Carsten Weidling als Schlüsselfigur

Es war eine Art Schneeballsystem: Foht zahlte mit neu eingeworbenen Geld Auslagen anderer zurück, vor allem, wenn die sich an den MDR wandten oder Druck ausübten. Empfänger des Geldes war die Berliner Firma „Just for Fun“. Dort war sein Schützling Carsten Weidling, Sohn der DDR-Conférenciers O.F. Weidling, als Autor angestellt. Aus Sicht des Gerichts war er die Schlüsselfigur im Verfahren gegen Foht und reiste als Zeuge eigens aus Argentinien an. Weidling hatte zunächst Jörg Kachelmann als Moderator beim „Riverboat“ abgelöst, wurde aber nach einem Jahr ersetzt. Das Format „Moderator unter Kontrolle“ mit ihm verschwand schnell in der Versenkung. Später war Weidling als Reporter im eigens entwickelten TV-Format „Wir sind überall“ über ostdeutsche Auswanderer in aller Welt unterwegs.

Der 56-jährige war als letzter Zeuge geladen und äußerte sich zu seiner Zusammenarbeit mit Foht und dem gemeinsamen Plan, eine Denkfabrik zur Entwicklung neuer Fernsehformate aufzubauen. Er habe sich um die finanziellen Dinge nicht gekümmert, so Weidling. Die seien über die Firma „Just for Fun“ gelaufen.

Ungeklärt bleibt, wofür das Geld letztlich genau eingesetzt wurde. Weil er von Foht immer wieder vertröstet worden war, habe er Mails geschrieben, die ihm als Erpressung ausgelegt wurden, sagte Weidling. Deswegen wird er sich ab 19. April vor dem Landgericht Leipzig verantworten müssen. Der Staatsanwalt im Foht-Verfahren machte klar, dass der Ex- Unterhaltungschef nicht aus persönlichen Motiven heraus kriminell agiert habe, sondern weil er Weidling fördern und im MDR-Programm unterbringen wollte. Wobei unklar bleibt, warum er Weidling trotz offensichtlich nicht vorhandenen Moderationstalents so lange protegiert hat.

Kontrollmechanismen beim MDR verschärft

Anfang Dezember ist MDR-Intendantin Karola Wille befragt worden. Sie war als Juristische Direktorin an der Aufdeckung des Skandals beteiligt. Der Fall kam ins Rollen, nachdem eine Produktionsfirma einen Mahnbescheid an die MDR-Intendanz wegen eines nicht zurückgezahlten, aber von Foht zugesagten Kredits geschickt hatte. In diesem Fall sei sie von einem Regelverstoß ausgegangen, erklärte Wille. Sie wurde 2011 Intendantin und verschärfte die Kontrollmechanismen beim MDR massiv.

Foht hatte zu Beginn des Prozesses eine vom Gericht vorgeschlagene Verständigung angenommen. Nach dem Deal sollte mit einem Geständnis eigentlich das auf 19 Tage angelegte Verfahren verkürzt werden. Aber offensichtlich hatten die Aussagen Fohts mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Das Gericht unter dem Vorsitzenden Richter Michael Dahms wollte es genauer wissen. Letztlich wurden es so 18 Verhandlungstage, wenn auch nicht alle als solche voll ausgenutzt werden konnten, weil sie etwa wegen Krankheit abgebrochen werden mussten. Allerdings könnte es auch an den komplizierten Details gelegen haben.


Aktualisierung am 27.03.2023

Ex-MDR-Unterhaltungschef Foht legt Revision ein

Der frühere MDR-Unterhaltungschef Udo Foht hat Revision gegen seine Verurteilung wegen Betrugs und Bestechlichkeit eingelegt. Diesen Schritt seiner Verteidiger bestätigte ein Sprecher des Landgerichts Leipzig am Montag (27.03.23) auf Anfrage des Evangelischen Pressedienst (epd). Zuerst hatte die „Sächsische Zeitung“ (online) darüber berichtet.

 

 

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