Schon entdeckt? Der Kojote

„Fühle ich ein inneres Kichern, weiß ich, diese Themen muss ich bringen.“ Bernhard Pöschla ist seit November 2010 mit seinem Satire-Magazin „Der Kojote“ online, augenzwinkernd auch als „Deutschlands seriösestes Nachrichtenmagazin“ tituliert.

Der Kojote
Der Kojote

Hauptberuflich „Verwaltungsmensch“, dreht Pöschla „nebenberuflich und als Einzelkämpfer“ Alltagsbeobachtungen, Nachrichten und aktuelle Entwicklungen ins Absurde. „Ich hatte schon immer eine Affinität zum Humor, bis ich mir sagte, nun mach was draus“, erinnert sich der 47Jährige Berliner. Er gab seiner Website eine zeitungsähnliche Struktur, überlegte sich Rubriken wie Wissen, Zeitgeschehen, Berlin, Meinung, seit kurzem auch Sport. Seine Frau, die ihn organisatorisch unterstützt, fand den Namen „Der Kojote“ – in der Indianertradition Symbol für einen Gewitzten, Bissigen. Das Satire-Magazin füllte Pöschla nach und nach mit Inhalt und schickte es nach einem Vierteljahr Vorbereitung an den Start.
Heute ist es für ihn „ein gefundenes Fressen“, wenn Themen des Mainstreams eine „witzige Fallhöhe“ haben. So machte er für die Wende im Skandal um die verschobene Fertigstellung des Hauptstadtflughafens einen neuen Chef-Bauleiter mit seinem „Task Force Team“ Rollo und Buddel ausfindig: „Yo, wir schaffen das!“ Blaue Latzhose, gelber Helm, Schubkarre – das Foto zeigt eine Spielzeugpuppe. Von einigen ernst genommen wurde die Einladung zum Pfingstwochenende auf dem Berliner Kollwitzplatz. „Es kamen Beschwerden, als da nix los war. Spätestens aber bei der Ankündigung einer Gondelfahrt durch die Kulisse einer unsanierten Mietwohnung ohne Carloft zum Eintritt von 17 Euro netto/ kalt hätte man stutzig werden müssen.“
Alltagssituationen wecken in Pöschla oft spontane Ideen, für kompliziertere Themen baut er sich Assoziationsketten und „mind-maps“ auf. „Das Schreiben geht dann meist sehr schnell. Ein Gag, an dem man zu lange bastelt, wird nichts.“ Pöschla ist kritisch, verwirft manches, was seine Frau für brauchbar hält. Etwa fünf Mal in der Woche füttert er den Kojoten, ein bis zwei Stunden täglich sammelt er, klopft die Themen auf Logik ab, lässt Gegenlesen und aktualisiert die Rubriken. Bissiges ist dabei, auch Nonsens wie die Nachricht von der Weltneuheit eines TRASH COME Fix-Net Phones – ein schlichtes altes Telefon mit Wählscheibe.
Die Reaktionen auf den Kojoten sind „rundweg positiv. Es lachen auch diejenigen, die aufs Korn genommen werden – wie Leute mit Nerdbrille und Uniformitätszwang.“ Vielleicht, weil das Konzept aufgeht, bissige oder komische Geschichten zu erzählen, aber nie verletzend zu sein. Pöschla befürchtet nicht, dass ihm die Ideen ausgehen. „Ich habe keine Motivationsprobleme. Unter Druck setze ich mich höchstens selbst.“
Geld verdient Pöschla mit dem Kojoten nicht – die Seiten sind werbefrei, ein Spendenbutton fährt bislang höchstens Servicekosten ein – aber er wird weitergereicht. Ein Verlag wird bald ein Buch zum Kojoten mit Best Offs und unveröffentlichten Geschichten herausbringen. Für die Zukunft überlegt Pöschla, Gastautoren zur Mitarbeit einzuladen, um dem Kojoten „mehr Größe“ zu verleihen – „Leute, die so viel Spaß daran haben wie ich“. Denn Honorare wird es nicht geben.
www.kojote-magazin.de

 

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