detektor.fm

Preisgekröntes Onlineradio

Seit Dezember 2009 sendet Radio detektor.fm – allerdings nicht „on air“, sondern übers Internet. Sozusagen vom Start weg kassierte der junge Leipziger Sender begehrte Preise in Serie, unter anderem den Deutschen Radiopreis 2012 als erstes Onlineradio überhaupt; er wurde vom Medium Magazin in die Liste der zehn wichtigsten Redaktionen 2011 gewählt, war letztes Jahr für den Grimme Online Award nominiert und gehörte zu den Kultur- und Kreativpiloten 2010/11 des Bundeswirtschaftsministeriums.

detektor.fm
detektor.fm

Man könnte meinen, die Radiomacher um die beiden Köpfe Christian Bollert (30) und Marcus Engert (29) sind ständig auf Preisjagd. „Alles andere als das“, beeilt sich Redaktionsleiter Engert richtig zu stellen: „Wir fallen auf, weil wir uns gegen viele Trends bewegen.“ Dass Engert richtig liegt, kann man auf der Seite von detektor.fm auf den ersten Blick sehen. Gleich unterm detektor-Logo steht das Credo des Senders: „Zurück zum Thema“. Den Besuchern ihrer Seite gewährt die Redaktion einen Blick in ihr Innenleben – sowohl räumlich als auch inhaltlich. Im Redaktionskodex kann u.a. nachgelesen werden, welchem Grundgedanken die journalistische Arbeit bei detektor.fm folgt: „Nicht Tempo, sondern Streben nach Qualität.“ Und das kann man deutlich hören: Wortbeiträge von zehn Minuten und mehr sind keine Seltenheit. Pauschal umschreiben lassen sie sich mit Attributen wie authentisch, ausführlich, gut recherchiert, verständlich. „Beiträge, Interviews und sämtliche andere Ergebnisse unserer publizistischen Tätigkeit lassen wir nicht autorisieren“, erklärt Engert. „Die anfängliche Skepsis vor allem medienroutinierter Gesprächspartner weicht schnell, wenn sie das detektor-Prinzip verstanden haben.“

Die Musikmischung bei detektor.fm ist wie eine Wundertüte, in der man alles findet, nur nicht das allerorts übliche Mainstream-Gedudel. Dafür garantiert Gregor Schenk, der sowohl bei Radiosendern als auch in der Musikindustrie Erfahrungen sammelte und selbst Musiker ist.

Kann dieses Konzept angesichts ständiger News-Beschleunigung langfristig funktionieren? „Es scheint so“, sagt der Redaktionsleiter, der die wichtigsten Inspirationen für sein Verständnis von guter journalistischer Arbeit bei einer Hospitanz beim BBC World Service bekam: „Du musst nicht der erste sein, der berichtet – aber der erste, der es richtig berichtet! Das war dort der Grundgedanke, den die BBC-Kollegen auch im größten Produktionsstress nie aus den Augen verloren.“ Das hat den Leipziger Radiomacher geprägt: „Unser Markenkern ist, dass wir Hintergründe erklären können und Fragen stellen, die im Windschatten eines Themas liegen.“ Auch Engerts Ex-Studienkollege und detektor-Geschäftsführer Christian Bollert sammelte international Erfahrungen, ist Mitglied im Netzwerk Recherche und lehrt wie Engert an der Martin-Luther-Uni Halle im Studiengang „Online Radio Master“.

Ganz nebenbei findet man bei detektor.fm die Bestätigung, dass der Leipziger Uni-Sender mephisto 97.6 eine Radiojournalistenschmiede erster Güte ist: Bollert, Engert und Schenk haben dort ihr Handwerk gelernt – wie viele andere, die inzwischen die Radiolandschaft on air ebenso wie online prägen.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »