Erfrischend politisch

Die Zeitschrift FrauenRat

Alle Brigittes, Petras, Allegras, Tinas und die anderen in der Hand von Burda, Gruner+Jahr oder sonst eines Großverlags. Ansonsten noch die Emma in der Hand von Alice Schwarzer. Das war’s dann wohl mit den „Frauenzeitschriften“ auf dem deutschen Markt.

Halt, nicht ganz: Es gibt Zeitschriften für Frauen, die es nicht an die Kioske schaffen und doch richtig gut sind – auch ohne Hochglanz, Modewelt, Kochrezepte, Strickanleitungen und Kosmetiktipps, kritisch und politisch: Zum Beispiel die Zeitschrift FrauenRat – Informationen für die Frau. Zugegeben: Der Titel ist nicht gerade – ähm – sexy, aber er hat Tradition und ist älter als die meisten der zahllosen Mädels, die sich im bunten Blätterwald tummeln. Herausgeber ist der Deutsche Frauenrat, ein Zusammenschluss von über fünfzig bundesweit aktiven Frauenverbänden, die größte politische Frauenlobby in diesem Land.

Die „Informationen“ haben sich in mehr als fünfzig Jahren von einem Nachrichtendienst für die mündige Staatsbürgerin in ein frauen- und genderpolitisches Fachmagazin entwickelt, in dem aktuelle Themen oft auf hohem Niveau und von vielen Seiten beleuchtet werden, weil das Fachwissen von vielen Mitgliedsverbänden mit einfließt. Klingt kompetent und furchtbar dröge. Das ist der FrauenRat aber erstaunlicher Weise überhaupt nicht. Im Gegenteil: Er liest sich gut, denn er lässt viele Profis schreiben, die ihre Brötchen bei anderen Medien verdienen, sich aber gern mal von der Redakteurin und früheren taz-Frau, Ulrike Helwerth, zur Mitarbeit bitten lassen. So wächst der Pool von regelmäßigen und gelegentlichen AutorInnen und FotografInnen – und das ist gut so. Das bringt noch mehr Farbe in den quietsch-grünen (autsch!) Titel. Und manchmal sogar Humor. Außerdem ist der FrauenRat so erfrischend altmodisch, dass er Frauenpolitik (noch) nicht automatisch mit Familien- und Bevölkerungspolitik übersetzt, wie es derzeit gern und überall der Fall ist.

Das einzige wirkliche Manko: Die Zeitschrift gibt es leider auch in gut sortierten Fachgeschäften nicht zu kaufen. Sie kann aber abonniert werden.

FrauenRat – Informationen für die Frau

6 Ausgaben pro Jahr
Abo (Inland): 23,52 Euro
Informationen und Bestellungen:
www.frauenrat.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »

Revolte: Boulevard mit progressiven Inhalten

Wie können progressive Inhalte leicht verständlich und zugänglich medial aufbereitet werden? Das Online-Magazin Revolte hat sich vorgenommen, mit den Mitteln des Boulevards neue Zielgruppen zu erschließen, diese langfristig für Journalismus zu interessieren und Medienkompetenz aufzubauen. Optisch „knallt“ es direkt, wenn die Seite sich öffnet – mit grellen Farben und riesigen Überschriften, die „Klick mich!“ rufen: Revolte ist eine Ansage.
mehr »