Respekt!

Vor vier Jahren verwandelte der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) seinen Mitgliederrundbrief in eine dreimal jährlich erscheinende Zeitschrift für Lesben- und Schwulenpolitik. „respekt! hat einen komplett anderen Ansatz als andere Lesben- und Schwulenzeitungen“, schätzt Chefredakteurin und Verbandspressesprecherin Renate H. Rampf ein, „ohne Lifestyle, Sex und Kochrezepte. Wir besetzen mit politischer Berichterstattung ein eigenes Segment.“

Rechtspolitik, Gleichstellungsprobleme, soziale Projekte und Internationales werden auf 28 Seiten unter dem Blickwinkel lesbischer und schwuler Lebenswelten behandelt. „Wir verstehen uns als Trendsetter. Oft werden hier politische Forderungen, Projekt- und Kampagenideen das erste Mal ausgesprochen.“
Im Titel der Ausgabe April 09 geht es um die immer wieder eingeforderte Ergänzung des Gleichheitsartikels 3 im Grundgesetz, wonach Benachteiligungen wegen der sexuellen Identität auszuschließen sind, was auch ver.di unterstützt. Unter der Rubrik „Politik“ legt der LSVD Wahlprüfsteine vor. Es wird über den ersten Jahrestag des Denkmals für die vom Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen berichtet. Unter „initiativen“ wird mit „10 Jahre Lesben im LSVD“ an die Verbandserweiterung erinnert. Großer Wert wird auf Meinung, Analyse und Dokumentation gelegt. Im aktuellen Heft berichten Regenbogenfamilien – Mütter und Väter der Initiative lesbischer und schwuler Eltern – über ihren Alltag mit Kindern. Regelmäßig werden mit Tabellen und Statistiken Defizite rechtlicher Gleichstellung verdeutlicht.
Alle Texte sind professionell aufbereitet und auch für nicht der „Community“ Angehörende lesenswert. Abgeordnete des Bundestages und Multiplikatoren informieren sich im Blatt, das eine Auflage von 6.000 erreicht – davon geht mehr als die Hälfte direkt an Abonnenten. Redaktionsteam und Beirat achten auf eine ausgewogene Mischung von Autorinnen und Autoren, beziehen Anregungen von Mitgliedern ein. Auch Prominente wie Justizministerin Brigitte Zypris oder Wissenschaftler wie der Direktor des Deutschen Institutes für Menschenrechte Prof. Dr. Heiner Bielefeldt schreiben für respekt!.
„Nach wie vor, ist die Situation von Lesben und Schwulen gefährdet, gibt es Strömungen gegen die Gleichstellung von Homosexuellen“, schätzt die Chefredakteurin ein. Gefährdungspotenzialen mit neuen Argumentationen und einem innovativen Ansatz im Blatt zu begegnen, reizt die 50jährige studierte Philosophin, die 2003 zum LSVD kam. Dabei sind die schwierigen in respekt! behandelten Themen anspruchsvoll aufgemacht, das Layout locker und gleichzeitig von gestalterischer Konsequenz. „Farbe allerdings können wir uns nur auf den Umschlagseiten leisten“, bedauert Rampf. Das durch Mitgliedsbeiträge finanzierte Blatt hat bislang nur Werbeeinkünfte aus der Community oder etwa Tauschanzeigen der taz. „Wir sind auch offen für andere Kunden und Unternehmen, aber die Politik bleibt unser Kerngeschäft.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »

Klimaleugnung in den Medien

Rechtspopulistische Bewegungen machen weltweit mobil gegen den Klimaschutz. Sie zeigen sich „skeptisch“ gegenüber dem Klimawandel und lehnen klima- und energiepolitische Maßnahmen ab. Ein Widerspruch: Obgleich „Klimaskepsis“ und die Leugnung des menschengemachten Klimawandels vielfach zentrale Positionen der politischen Rechten markieren, existieren auch gegenläufige Tendenzen in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Denn auch Rechte waren stets in Umweltbewegungen zugegen. Das hat Tradition.
mehr »

Revolte: Boulevard mit progressiven Inhalten

Wie können progressive Inhalte leicht verständlich und zugänglich medial aufbereitet werden? Das Online-Magazin Revolte hat sich vorgenommen, mit den Mitteln des Boulevards neue Zielgruppen zu erschließen, diese langfristig für Journalismus zu interessieren und Medienkompetenz aufzubauen. Optisch „knallt“ es direkt, wenn die Seite sich öffnet – mit grellen Farben und riesigen Überschriften, die „Klick mich!“ rufen: Revolte ist eine Ansage.
mehr »