Schon entdeckt? Africa Positive

Info

Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.

Als ich von Kamerun nach Deutschland kam, war ich so enttäuscht von den Berichten über Afrika“, erinnert sich Veye Tatah, Chefredakteurin von „Africa Positive“. Sie gründete das Magazin 1998, um das negative Medienbild Afrikas aus Kriegen, Hunger, Armut und Krankheiten mit positiven Nachrichten über die 54 Staaten dort zu ergänzen. Tatah studierte damals Informatik in Dortmund. Das Startkapital für den Druck der Zeitschrift lieh sie sich von ihren Eltern und journalistisches Fachwissen eignete sie sich durch „learning-by-doing“ an. Mit anderen Studierenden sammelte sie Geld für die jeweils nächste Ausgabe und akquirierte Anzeigen.

Mittlerweile erscheint „Africa Positive“ viermal im Jahr und bietet auf 52 Seiten einen bunten Themenmix aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur. In der jüngsten Ausgabe vom April wird Algerien als „größtes Land Afrikas“ vorgestellt, im Editorial und der Politik-Rubrik gibt es eine Analyse des Ukrainekriegs aus afrikanischer Perspektive, die westliche Deutungen kritisch einordnet. Themen im Wirtschaftsteil sind etwa Ruanda als Vorreiter bei der Kreislaufwirtschaft oder mehr Gasimporte aus Afrika. Die Rubrik Gesellschaft wird eröffnet durch ein Porträt von Florence Brokowski-Shekete, einer afro-deutschen Schulamtsdirektorin, deren Konterfei das Titelbild schmückt.

Auch die älteren Cover zeigen erfolgreiche Schwarze Menschen, etwa einen Bürgermeister oder eine Bundestagsabgeordnete. „Kinder brauchen Vorbilder und nicht nur Fußballer oder Musiker“, erläutert Tatah, die mit ihrer Zeitschrift „deutschsprachige Europäer“ erreichen will, aber auch hier lebende Afrikaner*innen, deren Selbstwertgefühl gestärkt werden soll. Inzwischen hat „Africa Positive“ etwa 700 Abonnent*innen in aller Welt, überwiegend deutsche Akademiker*innen. Das Hochglanzmagazin ist „textlastig“, so Tatah, denn es sollen alle Fakten, verschiedene Perspektiven und auch Problemlösungsansätze thematisiert werden. Redaktion und Autor*innen arbeiten ehrenamtlich. Herausgeber ist der gleichnamige Verein „Africa Positive“, der zur Integrationsförderung beitragen will und die Finanzierung der Zeitschrift als „Uraufgabe“ betrachtet. Vereinsvorsitzende Veye Tatah füttert den Spendentopf mit Einnahmen aus ihrer Cateringfirma „Kilimanjaro Food“, die sie nach ihrem Studienabschluss gründete, um das Magazin weiterhin „selber finanzieren“ zu können. Die Unabhängigkeit ist ihr wichtig, die Zeitschrift ihre „Leidenschaft“. „Ich bin ein Workoholic“, erklärt sie.

„Africa Positive“ wurde früher auch in Bahnhofsbuchhandlungen verkauft. Der Vertrieb war aber zu teuer und deshalb nehmen Tatah und ihr Team in Dortmund Einzel- und Abo-Bestellungen jetzt selbst in die Hand. Die Printausgabe kostet 22 Euro im Jahr oder als pdf-Datei 8 Euro.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Schon entdeckt?  Femotion Radio

Femotion Radio ist ein relativ neues digitales Audioangebot von Frauen für Frauen. Der Sender wünscht sich diejenigen, die „aktiv im Leben und zu ihrer femininen Seite stehen“. Das klingt zuerst einmal etwas nach „Frauenzeitschrift“, doch beim Reinhören entpuppt sich das Sendeangebot als vielschichtiger Kosmos aus Geschichten über leichtere, aber auch schwierige und/oder sensible Themen, von Ratschlägen und nützlichen Tipps und regelmäßigen Blicken über den (weiblichen) Tellerrand.
mehr »

Zeitschriften: Acht Prozent mehr gefordert

Die erste Runde der Tarifverhandlungen mit dem Zeitschriftenverleger-Verband (MVFP) für die knapp 5.000 Redakteurinnen und Redakteure an Zeitschriften ist am 11. November ohne Ergebnis vertagt worden. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der DJV fordern eine Tariferhöhung um acht Prozent. Außerdem soll der Geltungsbereich des Redakteurs-Tarifvertrages auch auf Journalist*innen in den digital publizierenden Redaktionsbereichen ausgedehnt werden.
mehr »

Kalt gestellt über Jahre

Es ist kaum vorstellbar und doch die aktuelle Situation eines lange Zeit im WDR anerkannten Reporters: Trotz voller Bezüge ist der fest angestellte Energie-Fachjournalist seit drei Jahren kaum auf Sendung. Seine Expertise wird nicht abgerufen. Fragwürdig – noch dazu in diesen Zeiten? Das will er nicht länger hinnehmen. Mit Hilfe des ver.di-Rechtsschutzes wurde beim Arbeitsgericht Köln Klage auf „Schadenersatz wegen Nichtbeschäftigung“ gegen den WDR eingereicht.
mehr »

Aktion für Edmund Wan, China

Mehr als eineinhalb Jahre schmorte Edmund Wan in Untersuchungshaft. Dann wurde der chinesische Journalist in Hongkong vor Gericht gestellt und zu 32 Monaten Haft verurteilt. Zum Verhängnis wurden ihm Kritik an der Regierung sowie eine Spendenaktion zugunsten von jungen Menschen aus Hongkong, die inzwischen in Taiwan leben.
mehr »