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Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.
Während ihrer Zeit als freie Korrespondentin in St. Petersburg nahm Tillmann auch ein Recherchestipendium in den USA 2014 wahr. Dort wurde sie von engagierten Start-ups inspiriert, in Deutschland ihr „Herzensprojekt“ zu realisieren. Zurück in Berlin startete sie im Frühjahr 2015 mit sechs weiteren Journalistinnen eine Crowdfunding-Kampagne, die rund 6.600 Euro einbrachte. Damit bezahlten sie einen Programmierer und den ersten Content. Das waren Artikel über Russland, Ukraine, Afghanistan, Israel oder den Kongo. Wie die Weltkugel auf der Startseite zeigt, gibt es mittlerweile auf allen fünf Kontinenten Korrespondentinnen, die in Text, Bild und Ton berichten.
Außer Gastautorinnen arbeiten konstant etwa zehn freie Journalistinnen im Korrespondentin-Team, die außerdem für andere Medien schreiben. Das Digitalmagazin publiziert jeden Mittwoch eine neue Geschichte und verbreitet sie auch über soziale Medien wie Facebook, Twitter oder Instagram. Zudem gibt es eine Vernetzung mit anderen, verlagsunabhängigen Indie-Start-ups und Kooperationen mit einigen der etwa 40 Mainstream-Medien, denen Tillmann regelmäßig die Korrespondentin-Beiträge zum hauseigenen Zeilenhonorar anbietet. Dazu zählen unter anderem Edition F und Zeit online, aber „unsere treueste Kundin ist die Frankfurter Rundschau“, sagt sie, weil FR-Chefredakteurin Bascha Mika genau solche Geschichten haben wolle. Von August 2019 bis Januar 2020 hatte Deine Korrespondentin dort z.B. eine achtteilige Serie zum Thema „Wie emanzipiert ist Europa?“ publiziert. Nun startet Deine Korrespondentin eine neue Reihe zu Gleichberechtigung in anderen Ländern der Erde. Am 6. Mai erschien etwa ein Bericht aus Chile über eine feministische Performance zu sexualisierter Gewalt, die um die Welt geht.
Aus Kooperationen finanziert das Digitalmagazin sich mittlerweile zu einem Drittel, zwei Drittel der Gelder stammen aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden, die treue Leser*innen über die Steady-Plattform zahlen. Dabei handelt es sich zu fast 70 Prozent um Frauen zwischen 30 und 65 Jahren. Es gebe etwa 200 bis 300 Seitenaufrufe pro Tag, aber den Korrespondentinnen sei es wichtiger, „einen guten Job zu machen“. Und da experimentieren sie immer weiter – jüngst mit einem Podcast, der in Coronazeiten auch noch andere Zielgruppen erreichen könne, hofft Pauline Tillmann.