Schon entdeckt? Deine Korrespondentin

Info

Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.

„Vier Jahre lang war das für mich ein teures Hobby“, sagt Pauline Tillmann, Chefredakteurin des Digitalmagazins Deine Korrespondentin, das Frauen und ihre Perspektiven in der Berichterstattung sichtbarer machen will. Mittlerweile hat die engagierte Gründerin die finanzielle Durststrecke überwunden und probiert mit ihrem Korrespondentinnen-Team immer wieder neue Wege aus, um Geschichten von mutigen Frauen in aller Welt zu erzählen.

Während ihrer Zeit als freie Korrespondentin in St. Petersburg nahm Tillmann auch ein Recherchestipendium in den USA 2014 wahr. Dort wurde sie von engagierten Start-ups inspiriert, in Deutschland ihr „Herzensprojekt“ zu realisieren. Zurück in Berlin startete sie im Frühjahr 2015 mit sechs weiteren Journalistinnen eine Crowdfunding-Kampagne, die rund 6.600 Euro einbrachte. Damit bezahlten sie einen Programmierer und den ersten Content. Das waren Artikel über Russland, Ukraine, Afghanistan, Israel oder den Kongo. Wie die Welt­kugel auf der Startseite zeigt, gibt es mittlerweile auf allen fünf Kontinenten Korrespondentinnen, die in Text, Bild und Ton berichten.

Außer Gastautorinnen arbeiten konstant etwa zehn freie Journalistinnen im Korrespondentin-Team, die außerdem für andere Medien schreiben. Das Digitalmagazin publiziert jeden Mittwoch eine neue Geschichte und ver­breitet sie auch über soziale Medien wie Facebook, Twitter oder Instagram. Zudem gibt es eine Vernetzung mit anderen, verlagsunabhängigen Indie-Start-ups und Kooperationen mit einigen der etwa 40 Mainstream-Medien, denen Tillmann regelmäßig die Korrespondentin-Beiträge zum hauseigenen Zeilenhonorar anbietet. Dazu zählen unter anderem Edition F und Zeit online, aber „unsere treueste Kundin ist die Frankfurter Rundschau“, sagt sie, weil FR-Chefredakteurin Bascha Mika genau solche Geschichten haben wolle. Von August 2019 bis Januar 2020 hatte Deine Korrespondentin dort z.B. eine achtteilige Serie zum Thema „Wie emanzipiert ist Europa?“ publiziert. Nun startet Deine Korrespondentin eine neue Reihe zu Gleichberechtigung in anderen Ländern der Erde. Am 6. Mai erschien etwa ein Bericht aus Chile über eine feministische Performance zu sexualisierter Gewalt, die um die Welt geht.

Aus Kooperationen finanziert das Digitalmagazin sich mittlerweile zu einem Drittel, zwei Drittel der Gelder stammen aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden, die treue Leser*innen über die Steady-Plattform zahlen. Dabei handelt es sich zu fast 70 Prozent um Frauen zwischen 30 und 65 Jahren. Es gebe etwa 200 bis 300 Seitenaufrufe pro Tag, aber den Korrespondentinnen sei es wichtiger, „einen guten Job zu machen“. Und da experimentieren sie immer weiter – jüngst mit einem Podcast, der in Coronazeiten auch noch andere Zielgruppen erreichen könne, hofft Pauline Tillmann.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Rechte Influencerinnen im Netz

Rechtextremismus und rechte Parolen verbinden viele Menschen automatisch mit testosterongesteuerten weißen Männern. Diese Zielgruppe füttert AfD-Politiker Maximilian Krah mit simplen Parolen wie: „Echte Männer sind rechts.“ Das kommt an bei Menschen, die im Laufe der Zeit irgendwann beim „Gestern“ stecken geblieben sind. Inzwischen verfangen solche rechten Klischees auch bei Frauen. Vor allem im Internet.
mehr »

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Rechtes Rauschen im Blätterwald

Ob Neuerscheinungen, Zusammenlegungen, Relaunches oder altgediente rechte Verlage: Was die Periodika der Neuen Rechten, ihrer Parteien, Organisationen oder auch einflussreicher kleinerer Kreise anbetrifft, lässt sich gerade angesichts des rechtspopulistischen Aufschwungs der letzten etwa 20 Jahre viel Bewegung ausmachen.
mehr »

Rundfunkfinanzierung in der Sackgasse

Bisher war Einstimmigkeit gefordert, wenn es um rundfunkpolitische Fragen ging. Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen gemeinsam agieren, zum Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kein einfaches Unterfangen, wenn es um das Thema Rundfunkfinanzierung geht. Dass diese Praxis nun überarbeitet wird, ist Ausdruck einer Krise – wenn nicht der Demokratie, dann doch zumindest der Rundfunkpolitik der Länder.
mehr »