Lokaljournalismus unter Druck

Die jüngsten Wahlergebnisse haben  auch die kommunalpolitische Landschaft weiter nach rechts verschoben. Dadurch stehen Lokaljournalist*innen einer Vielzahl Mandats- und Funktionsträger*innen gegenüber, für die Medienfeindlichkeit ein zentraler Bestandteil ihrer politischen Strategie ist. Eine neue qualitative Studie mit 15 Interviews untersucht das Sicherheitsempfinden und die Bedrohungserfahrungen von Lokaljournalist*innen in Sachsen und Thüringen.

Auf Basis qualitativer Daten beleuchtet die Studie des Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und dem Europäischen Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) konkrete Bedrohungserfahrungen und analysiert, wie sich eine latente oder direkte Gefährdungslage auf das Sicherheitsempfinden sowie die journalistische Berichterstattung auswirkt. Während viele Lokaljournalist*innen eine hohe Resilienz zeigen, lassen sich in einigen Fällen Auswirkungen auf ihre Arbeit feststellen. Diese Einschränkungen sind auf persönliche Bedrohungserfahrungen oder miterlebte Vorfälle bei Kolleg*innen zurückzuführen. Zwei Drittel der Befragten habe bereits direkte Bedrohungserfahrungen gemacht, die von
Beleidigungen über Verleumdungen bis hin zu Diffamierungen reichen.

Lokaljournalist*innen berichten in der Studie davon teilweise bestimmte Themen weniger intensiv oder gar nicht aufzugreifen. Gleichzeitig zeigen die qualitativen Daten, dass Arbeitgeber und Sicherheitsbehörden auf die gestiegene Bedrohungslage reagierten und Schutzmaßnahmen eingeführt haben. Diese werden von den meisten Befragten positiv bewertet, wenngleich weiterhin Verbesserungsbedarf besteht.

Journalismusverbände rufen Medienhäuser daher dazu auf, dem Schutzkodex beizutreten und sich damit zu spezifischen Schutzmaßnahmen für ihre Mitarbeitenden zu verpflichten. „In seiner Wirkung ist das Schutzkodex-Bündnis nicht nur demokratiestärkend, sondern fördert auch den Solidargedanken gegenüber allen Journalist*innen.“ erläutert Christoph Schmitz-Dethlefsen, ver.di-Bundesvorstand.

 

 

Weitere aktuelle Beiträge

Top Ten der 2024 vernachlässigten Nachrichten

Die Initiative Nachrichtenaufklärung e.V. ist eine medienkritische Nicht-Regierungsorganisation. Regelmäßig macht sie die Öffentlichkeit auf Themen und Nachrichten aufmerksam, die von den deutschen Massenmedien vernachlässigt werden. Einmal jährlich präsentiert die INA auf der Website derblindefleck.de die Top Ten der vernachlässigten Nachrichten. Auf der Website können auch eigene Themen-Vorschläge eingereicht werden.
mehr »

VG Wort wägt KI-Lizensierung ab

Ich bin seit 2019 Mitglied des Verwaltungsrats der VG Wort und begleite die Diskussion daher schon seit Monaten intern, habe Fragen gestellt und versucht, die Vor- und Nachteile der Änderung des Wahrnehmungsvertrags der VG Wort für die Lizensierung von Werken für das Training von generativer KI für unternehmensintern genutzte KI-Modelle abzuwägen. Auch auf der Mitgliederversammlung der VG Wort wurde dazu eine intensive Debatte geführt. Der Beschluss für diese Lizenzen erging am 1.6.2024.
mehr »

Open Access und VG Wort: Was beachtet werden muss

Wenn wissenschaftliche Autor*innen Open Access veröffentlichen, ist ihnen häufig unklar, ob dies mit einem vorher geschlossenen Wahrnehmungsvertrag bei der VG Wort vereinbar ist. Eine Handreichung von Berlin Universities Publishing klärt die grundlegende Frage, ob und gegebenfalls welche Konflikte hierbei entstehen können. Außerdem werden Hinweise zur deren Lösung gegeben.
mehr »

VG Bild-Kunst setzt Meldungen aus

In einem Sonder-Newsletter teilte die VG Bild-Kunst mit, dass die Meldemöglichkeiten für Mitglieder der Berufsgruppen I (Bildende Künstler*innen, beispielsweise Maler*innen, Bildhauer*innen und Architekt*innen) und II (Fotograf*innen, Bildjournalist*innen, Grafiker*innen, Illustrator*innen, Designer*innen, Karikaturist*innen, Pressezeichner*innen, Bildagenturen, angewandte Kunst) für das Jahr 2021 bis Anfang Dezember 2021 ausgesetzt werden.
mehr »