dju rügt Verleger für ungenügendes Angebot

Als „enttäuschend“ bewertet die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di das vom Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV) am 20. Februar für die Tageszeitungsredaktionen vorgelegte Angebot. Was in Düsseldorf in der zweiten Verhandlungsrunde von Verlegerseite geboten wurde, sei in mehrfacher Hinsicht ungenügend und mit geringen Steigerungen und Nullmonaten auch ein falsches Signal in die Redaktionen.

Dem Verlegerangebot nach sollen die 13.000 Tageszeitungsjournalistinnen und -journalisten frühestens ab dem 1. August 2018 mehr Geld erhalten. Nach den Arbeitgebervorstellungen sollen insgesamt 2,4 Prozent mehr gezahlt werden – verteilt auf zwei Stufen bei einer Laufzeit von insgesamt 30 Monaten. Sprünge in der Berufsjahresstaffel sollen zudem von Weiterbildung und entsprechenden neuen Zuständigkeiten abhängig gemacht werden. „Das ist eine dreifache Zumutung: bezogen auf die lange Laufzeit, die vielen Nullmonate und die geringe Erhöhung der Gehälter und Honorare. Das ist ungenügend“, kritisierte der Verhandlungsführer der dju in ver.di, Matthias von Fintel.

Eine von der dju geforderte Mindesterhöhung, die vor allem den Einstiegsgehältern zugute käme, werde vom BDZV nicht angeboten: „Statt Berufseinsteigern und erfahrenen Zeitungsjournalisten spürbare Einkommenssteigerungen anzubieten, wollen die Verleger den Zugang zu Berufsjahresstufen einschränken“, erklärte von Fintel.

Dahinter stecke das Misstrauen, die Beschäftigten in Redaktionen wollten den Wandel der Zeitungen nicht mitmachen. „Das Gegenteil ist der Fall. Das muss sich aber auch auszahlen“, so der ver.di-Verhandlungsführer. Er bezeichnete das unzureichende Angebot als „verheerendes Signal für die Redaktionen“. Tageszeitungsjournalistinnen und -journalisten würden es sich absehbar nicht gefallen lassen, weiter hinter der allgemeinen Einkommensentwicklung herzuhinken und damit journalistische Arbeit zu entwerten. Der BDZV trage dem Druck in den Redaktionen und der Forderung, dem mit attraktiven Bedingungen zu begegnen, fahrlässig wenig Rechnung.

Die dju in ver.di verlangt 4,5 Prozent mehr Geld für die Tageszeitungsredaktionen, mindestens aber 200 Euro. Die Tarifverhandlungen sollen am 12. März fortgesetzt werden.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rechtsstaat lässt Journalist*innen im Stich

Mehr als siebeneinhalb Jahre nach dem schweren Angriff von Neonazis auf zwei Journalisten in Fretterode (Thüringen) im April 2018 beginnt zwei Tage vor Weihnachten am Montag, den 22. Dezember 2025 am Landgericht Mühlhausen das Revisionsverfahren gegen zwei Neonazis aus dem Umfeld von Thorsten Heise in Fretterode (Thüringen).
mehr »

Russland erklärt DW zur «unerwünschten Organisation»

Nach der gestern, am 14. Dezember 2025, bekanntgewordenen Hochstufung des deutschen Auslands-TV durch den russischen Staat von einer Auslandsagenten-Organisation zur unerwünschten Organisation fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) den wirksamen Schutz von durch Sanktionen betroffenen Journalistinnen und Journalisten.
mehr »

Freie unter Honorar-Druck

Die prekären Arbeitsverhältnisse im Journalismus sind schon lange bekannt. Besonders trifft es aber freie Journalist*innen, deren Honorare sogar noch weiter sinken. Das hat auch Auswirkungen auf die Art des journalistischen Arbeitens.
mehr »

Anti-SLAPP-Gesetz ungenügend

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di kritisiert das von der Bundesregierung beschlossene Anti-SLAPP-Gesetz. Es beschränke den Schutz vor Einschüchterungsklagen nur auf grenzüberschreitende Fälle. Damit bleibe ein Großteil der realen Bedrohungslagen für Journalist*innen in Deutschland unberücksichtigt.
mehr »