„Arbeit will Entlohnung“

Bayerischer Rundfunk will keine Wiederholungshonorare bei „DRadio Wissen“ zahlen

„Hirn will Arbeit“ – unter diesem Slogan startete am 18. Januar „DRadio Wissen“, das digitale dritte Programm von Deutschlandradio (vgl. M 1–2/10). „Arbeit will Entlohnung“ – mit dieser Forderung kontert jetzt ver.di die Absicht des kooperierenden Bayerischen Rundfunks (BR), die Programmzulieferungen freier Autorinnen und Autoren nicht zu honorieren.Wie berichtet, kooperiert DRadio Wissen mittels „Radiolinks“ mit geeigneten Redaktionen diverser ARD-Landesrundfunkanstalten oder auch ausländischer Wellen. Dabei werden im Rahmen eines „Best-of“-Konzepts bestimmte Wissensformate – Beiträge und Features – übernommen, wie etwa SWR2 Campus oder auch BR IQ. Zur Verblüffung der betroffenen Autoren hat der BR angekündigt, den Urhebern oder sonstigen Mitwirkenden solcher Programmbeiträge keine Wiederholungshonorare zu zahlen.
Ein „klarer Tarifbruch“, urteilt Jörg Reichel, Projektmanager bei connexx München, noch dazu „mit kruden Argumenten begründet“. Die Protokollnotizen im Urheber- und Mitwirkendentarifvertrag enthielten eine Liste von Programmzulieferungen, in denen keine Zahlungen an Urheber oder Mitwirkende erfolgen müsse. Wissenschaftsprogramme tauchten auf dieser Liste jedoch nicht auf. Im Gespräch mit ver.di-Vertretern habe der BR argumentiert, er habe die Wissenssparte als Ersatz für die weggefallenen Ausländerprogramme in die Liste aufgenommen. ver.di steht dagegen auf dem Standpunkt, die Liste könne nur im Einvernehmen geändert werden. Zudem handle es sich bei den muttersprachlichen Programmen um „Programmaustausch, bei DRadio Wissen aber schlicht um Zulieferung“.
Die Gewerkschaft forderte den BR auf, den Tarifvertrag einzuhalten und entsprechende Vergütungen durch Deutschlandradio zu veranlassen. „Wir sammeln jetzt Fälle, in denen solche Ansprüche geltend gemacht werden“, sagt Reichel. Sollte der BR bis Ende März nicht einlenken, will die Gewerkschaft den Rechtsweg beschreiten.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Weimer, ein konservativer Kulturkämpfer

Der neue Staatsminister und Bundesbeauftragter für Kultur und Medien Wolfram Weimer gilt politisch als Vertreter des liberal-konservativen Spektrums. Als ausgewiesener Kenner der Kulturpolitik war er bis zu seiner überraschenden Berufung im Mai nicht aufgefallen. Dagegen kann er aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen als Chefredakteur diverser Blätter (Welt, Cicero, Focus) sowie als Verleger des Magazins The European im Medienbereich eine beachtliche Expertise vorweisen.
mehr »

Pressegesellschaft schafft neues Monopol

Mit großen Bedenken und scharfer Kritik reagieren Gewerkschaften auf die Übernahme der Medienholding Süd durch die Neue Pressegesellschaft (NPG) mit Sitz in Ulm. Alle Stuttgarter Zeitungstitel, Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten sowie weitere traditionelle Regionalblätter aus Baden-Württemberg wie die Eßlinger Zeitung und der Schwarzwälder Bote werden künftig unter dem Dach der NPG, zu der auch die Südwest Presse, die Märkische Oderzeitung und die Lausitzer Rundschau gehören, weitergeführt.
mehr »

Das Schicksal von Toshiko Sasaki

Als am 31. August 1946 das us-amerikanische Magazin „The New Yorker“ an den Zeitungskiosken auslag, verriet das Titelblatt in keinster Weise, welche Geschichte im Heftinneren auf den Leser wartete. Die Vorderseite des Einbands stammte wie so oft von dem New Yorker Künstler Charles E. Martin und zeigte eine friedliche Parklandschaft, in der Menschen spielen, tanzen oder spazierengehen. Drinnen aber entfaltete sich in einer Reportage mit dem Titel „Hiroshima“das  Grauen, das dem Abwurf der ersten Atombombe am 6. August 1945 über Japan folgte.
mehr »

Rechte Gratiszeitungen machen Meinung

In Ostdeutschland verbreiten kostenlose Anzeigenblätter zunehmend rechte Narrative – etwa der Hauke-Verlag in Brandenburg. Unter dem Deckmantel von Lokaljournalismus mischen sich Werbung, Verschwörungserzählungen und AfD-Propaganda. Möglich wird das auch wegen der Krise des Lokaljournalismus: Wo es kaum noch Medienvielfalt gibt, füllen rechte Angebote die Lücken.
mehr »