Bildungsstätte Lage-Hörste am seidenen Faden

Der Gewerkschaftsrat von ver.di hat auf seiner Sitzung am 10. März die Entscheidung getroffen, die ver.di-Bildungsstätte in Lage-Hörste zu schließen, sofern es bis Mai nicht gelingt, ein tragfähiges Finanzierungskonzept für die Sanierung vorzulegen, das auch Mittel über Partner einbezieht.

Beschäftigte aus Lage-Hörste argumentierten vor dem Gewerkschaftsrat in Berlin gegen die Schließung der Bildungsstätte Foto: Christian von Polentz
Beschäftigte aus Lage-Hörste argumentierten vor dem Gewerkschaftsrat in Berlin gegen die Schließung der Bildungsstätte
Foto: Christian von Polentz

Gefordert seien etwa der „Verein der Förderer und Freunde“, die Gemeinde Lage und andere. Dem Haus droht das Aus, weil Brandschutzauflagen und Asbestsanierung Investitionen von etwa drei Millionen Euro nötig machen.
Die vierstündige Beratung zu diesem Tagesordnungspunkt war unterbrochen worden, um angereiste Beschäftigte des Heinrich-Hansen-Hauses und Aktive anzuhören. Sie forderten bei dem Meeting im Foyer der ver.di-Bundesverwaltung den „politischen Willen zu einem schlüssigen Bildungskonzept“ und „Zeit, Alternativen zu prüfen“. Für den Betriebsrat der Bildungsstätte machte Regina Gorsboth geltend, dass der Schließungsempfehlung des ver.di-Bundesvorstandes keine rechtzeitige und ausführliche Information und Beratung vor Ort vorausgegangen sei. Walter Brinkmann, der Ortsvorsitzende von ver.di Lippe, sprach von der großen Ausstrahlung des Hauses in die Region und akut von einer „unglaublichen Solidarität, bis hin zu finanzieller Unterstützung“. Für den Beirat der Bildungsstätte und als Teamerin argumentierte Kirsten Lange gegen Eckpunkte der Schließungsempfehlung des ver.di-Bundesvorstandes. Sie plädierte für die „Erhaltung der gesamten Bildungslandschaft von ver.di“ und eine „Vielfalt von Lernorten“. Als „politisch falsch“ bezeichnete ver.di-Bildungsarbeiter Viktor Kalla die drohende Schließung. In „Zeiten großer Vereinfacher“ und angesichts der Gefahr von Entsolidarisierung sollte die Gewerkschaft ihre Bildungsarbeit vielmehr ausweiten und „Orte der Selbstvergewisserung und Verständigung“ stärken.
Die per Bus angereiste Delegation erinnerte an die 60-jährige Geschichte des Hauses, das in den 1950er Jahren in ehrenamtlicher Aufbauarbeit entstand und von der IG Medien in ver.di eingebracht wurde. Auch ein Teamleiterworkshop war aus der Bildungsstätte kurzerhand in die ver.di-Zentrale verlegt worden. „Du entscheidest heute über meinen Arbeitsplatz“ stand auf den Transparenten, mit denen die insgesamt 25 Beschäftigten aus Verwaltung, Küche oder Hausservice die Gewerkschaftsratsmitglieder auf die Bedeutung ihres Votums aufmerksam machten. Monika Brandl, die Vorsitzende des höchsten ver.di-Gremiums, sicherte zu, „alle Argumente zu prüfen“ und die Entscheidung über Lage-Hörste in Verantwortung für die Gesamtorganisation „sorgsam abzuwägen“.

neh

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ethisch kann KI berichten?

Ein ethischer Kompass ist angesichts zunehmender Desinformation immer wichtiger – für Journalist*innen, aber auch Mediennutzende. Positivbeispiele einer wertebewussten Berichterstattung wurden jüngst zum 20. Mal mit dem Medienethik Award, kurz META, ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden der Stuttgarter Hochschule der Medien HdM vergab den Preis diesmal für zwei Beiträge zum Thema „Roboter“: Ein Radiostück zu Maschinen und Empathie und einen Fernsehfilm zu KI im Krieg.
mehr »

VR-Formate im Dokumentarfilm

Mit klassischen Dokumentationen ein junges Publikum zu erreichen, das ist nicht einfach. Mit welchen Ideen es aber dennoch gelingen kann, das stand auf der Sunny Side of the Doc in La Rochelle im Fokus. Beim internationalen Treffen der Dokumentarfilmbranche ging es diesmal auch um neue Erzählformen des Genres wie Virtual Reality (VR).
mehr »

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

krassmedial: Diskurse gestalten

Besonders auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Telegram verbreiten sich rechtsextreme Narrative, die zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wie Journalist*innen dem entgegen wirken und antidemokratische Diskursräume zurückgewinnen können, diskutierten und erprobten etwa 70 Teilnehmende der diesjährigen #krassmedial-Sommerakademie von ver.di am Wochenende in Berlin-Wannsee.
mehr »