Eine aktuelle Befragung der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union erhärtet: Der Madsack-Konzern, Monopolist in der Region Hannover, hält seine freien Journalist_innen mehr als kurz. Selbst vielbeschäftigte Schreiberinnen und Fotografen erreichen nur Mindestlohn-Niveau. Ein Ausreißer?
„Wir wollten wissen, wie die Arbeitsbedingungen der freien Tageszeitungsjournalisten in unserer Region sind“, sagt Annette Rose, dju-Landessprecherin Niedersachsen-Bremen. Die Ergebnisse der von Dezember 2016 bis März 2017 laufenden Befragung liegen jetzt vor. Danach zahlt das Unternehmen Tagespauschalen, die auch bei nahezu täglichem Vollzeit-Einsatz nur etwa 2000 Euro brutto Monatslohn ergeben. Fahrtkosten und Kameraeinsatz werden nicht erstattet. Nach Abzug der Kosten für Kranken- und Rentenversicherung bleibe für viele nur ein Mindestlohnlevel, für manche noch weniger. Selbst die, die ähnlich wie festangestellte Redakteure arbeiten, hätten erklärt, dass ihr Verdienst nicht ausreicht, ihren Lebensbedarf und die notwendige Absicherung zu finanzieren.
In Vorbereitung der nächsten Tarifrunde für Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen will die Journalistenorganisation in ver.di auch bundesweit über die Situation Bescheid wissen und hat eine Umfrage gestartet. Beteiligen können sich sowohl festangestellte als auch freie Journalist_innen. Auch die Teilnahme von Redakteur_innen aus Verlagen ohne Tarifbindung ist ausdrücklich erwünscht.
Nachdem die Tarifkommission der dju in ver.di im vergangen Sommer dem Tarifergebnis 2016 für die über 14.000 Tageszeitungsjournalistinnen und –journalisten zugestimmt hatte, war man sich dennoch einig, dass eine Trendumkehr in der Tarifentwicklung nötig ist. Das damalige Tarifergebnis und daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen waren auch in einem Diskussionsforum auf M Online heiß diskutiert worden.
Noch im vergangenen Herbst hat sich die „Task Force Trendumkehr“ gegründet, deren Aufgabe es ist, Ideen für die nächste Tarifrunde zu entwickeln und gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in Zeitungsverlagen die gewerkschaftliche Durchsetzungsfähigkeit zu stärken.
Ein Arbeitsergebnis dieser Task Force ist die nun gestartete bundesweite dju-Tarifumfrage. Sie soll auch helfen, die gewerkschaftliche Strategie zu verbessern. Deshalb fragt sie nicht nur Forderungen ab, die den Kolleginnen und Kollegen besonders wichtig sind, sondern soll auch einer realistischen Einschätzung der Kampfkraft auf Seiten der Gewerkschaften dienen. Die dju ruft alle Journalist_innen in ver.di auf, sich an der Internet-Befragung zu beteiligen.
Der Direktlink zur Online-Umfrage
Hier gelangt man zu Umfrage-Seite auf der Website der dju in ver.di, wo der Fragebogen auch als pdf heruntergeladen werden kann.