Eine wichtige Organisation

Jahresbilanz „Reporter ohne Grenzen“

Die Bilanz, die Barbara Petersen, Geschäftsführerin der deutschen Sektion von „Reporter ohne Grenzen“, am „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ (3. Mai) bei der „zentralen“ Veranstaltung in Köln vorlegte, scheint auf den ersten Blick „positiv“: 19 Journalisten und Journalistinnen wurden 1998 weltweit wegen ihrer Veröffentlichungen oder Recherchen getötet. 1997 waren es 26, 1994 sogar 103.

Doch täglich sitzen 100 Kolleginnen und Kollegen wegen ihrer Arbeit in Haft, verstärkt hat sich der Einfluß mafiöser Strukturen zwischen Verbrechertum, Polizei und staatlichen Stellen, die die Aufdeckung von Skandalen zu verhindern suchen. Und wenn unter dem Strich steht, daß zwei Drittel der Menschheit, rund 4 Milliarden, in Ländern mit eingeschränkter oder gar keiner Pressefreiheit leben, dann ist die Jahresbilanz alles andere als positiv.

Trotzdem: Die Arbeit von „Reporter ohne Grenzen“ war nicht folgenlos. Dafür sprechen etwa die Ausreise des iranischen Schriftstellers Faradsch Sarkuhi, den 1996 die Geheimpolizei 50 Tage lang gefangen hielt, oder der kurdische Journalist Ahmed Kahraman, der in der Türkei Berufsverbot hat und dem Haft droht. Ihm ermöglichte „Reporter ohne Grenzen“ einen Deutschlandaufenthalt. Beide waren in Köln dabei, beide betonten, wie wichtig diese Organisation vor allem für Menschen im Gefängnis sei. Einig war man sich, daß Menschenrechte wie Pressefreiheit universell und ungeteilt gültig seien, daß es zum Beispiel keine isalmischen Menschenrechte gebe. Und auch, daß die Einhaltung von Menschenrechten verstärkt als Druckmittel beim Abschluß von internationalen Verträgen eingesetzt werden sollten. Kahraman: „Wenn die USA und die Nato es wollten, hätten wir in der Türke schon längst Demokratie und damit Pressefreiheit“ – zur Zeit gibt es dort rund 200 Gesetze, die die Pressefreiheit einschränken.

300 Mitglieder finanzieren in Deutschland die Arbeit von „Reporter ohne Grenzen“, hinzu kommen Spenden. Das reicht nicht. So gibt es auch dieses Jahr wieder einen Fotoband „100 Fotos für die Pressefreiheit“, dessen Erlös der Hilfsorganisation zufließt. Diesmal sind es 100 Arbeiten von Henri Cartier-Bresson, dem legendären Begründer der Fotoagentur „Magnum“. Ganze 20 Mark kostet er und jede Seite ist er wert (Scheck über 23 Mark an: „Reporter ohne Grenzen“).


 

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