Endlich: Tarifergebnis in der Druckindustrie

Streikende aus der Druckindustrie demonstrierten am 16. April auf dem Münchner Marienplatz.
Foto: Werner Bareth

Nach 16stündigen „zugespitzten und zähen Verhandlungen“ in der achten Runde haben ver.di und der Arbeitgeberverband der Druckindustrie am frühen Morgen des 3. Mai ein Ergebnis für die 134.000 Beschäftigten der Branche in Deutschland erzielt. Das Hauptergebnis: Der komplette Manteltarifvertrag gilt rückwirkend ab 1. Oktober 2018 wieder. Die Entgelte steigen in drei Stufen bis 2021.

Die Arbeitgeber in der Druckindustrie hatten den Manteltarifvertrag, der unter anderem die 35-Stunden-Woche und Maschinenbesetzungen festschreibt, zum 30. September 2018 gekündigt. Die Argumentation: Die Reglungen seien veraltet und starr. Verändert werden sollte die Arbeitszeit – mit Verlängerung bis zu 40 Stunden. Es ging dem Bundesverband Druck und Medien (bvdm) auch um eine Reduzierung der Maschinenbesetzung und darum, Zuschläge und Sonderzahlungen zu kürzen. Gegen diese Zumutung, Arbeitsbedingungen zu verschlechtern und Einkommen zu kürzen, wehrten sich Beschäftigte und ver.di nach Ende der Friedenspflicht bundesweit mit zahlreichen Aktionen und Warnstreiks in etwa 50 Druckbetrieben. Die Erhaltung des Manteltarifvertrages hatte bei den gewerkschaftlichen Forderungen oberste Priorität. Aber auch unzureichende Entgeltangebote wurden abgelehnt. Zwischenzeitlich waren die Verhandlungen gänzlich festgefahren, wollten die Arbeitgeber auch die Lohnrunde nur fortführen, wenn ver.di auf das Streikrecht für den Manteltarifvertrag verzichtete.

Umso schwerer wiegt das jetzige Ergebnis. Der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke erklärte, damit seien „massive Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen verhindert“ worden. „Nur der ausdauernde Streikdruck in den Betrieben hat die Spaltung der Belegschaften verhindert und einen akzeptablen Lohnabschluss möglich gemacht.“

Nicht nur der Manteltarifvertrag wird mit seinen Anhängen rückwirkend ab 1. Oktober 2018 wieder unverändert für zwei Jahre in Kraft gesetzt. Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen sollen ab 1. Mai 2019 um 2,4 Prozent, ab 1. Juni 2020 um weitere zwei Prozent und zum 1. Mai 2021 noch einmal um ein Prozent erhöht werden. Vereinbart wurde eine Laufzeit des Entgelttarifvertrages vom 1. September 2018 bis zum 31. August 2021.

ver.di und der bvdm vereinbarten für die nächsten Monate weitere Gespräche, bei denen es auch um die Forderung der Gewerkschaft nach einer Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge gehen soll. Wird dabei keine Verständigung über eine Neuregelung des Manteltarifvertrags erzielt, gilt dieser Vertrag auch nach dem 1. Mai 2021 weiter.
Über das Verhandlungsergebnis vom 3. Mai vereinbarten die Tarifvertragsparteien eine Erklärungsfrist bis zum Monatsende.

Weitere Informationen zur Tarifrunde

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »

Ein Plädoyer fürs Zuhören

Zuhören, Gehörtwerden, den Dialog auf Augenhöhe führen – das sind Schlagworte unserer Zeit, Leerformeln der politischen Rhetorik. Mit dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sprachen wir über journalistisches Zuhören, BigTech und den Sofortismus der Sozialen Medien.
mehr »

Presse-Versorgung hält hohes Zinsniveau

Die Vertreter*innenversammlung der Versicherten der Presse-Versorgung hat beschlossen, die Gesamtverzinsung für das Jahr 2026 im dritten Jahr in Folge beizubehalten. Damit behauptet die Presse-Versorgung erneut ihre Spitzenposition im deutschen Lebensversicherungsmarkt.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »