Es geht um die Zukunft der Tageszeitungen

Der Slogan "Gute Leute, gute Arbeit, gutes Geld" gilt für die Redakteur_innen an Tageszeitungen auch 2018 - sie lehnen den Tarifabschluss zwischen DJV und BDZV als zu gering ab
Foto: Joe E. Roettgers

Die Tarifverhandlungen für die 13.000 fest angestellten und freien Tageszeitungsjournalistinnen und –journalisten sind ohne Ergebnis auf den 20. Februar 2018 vertagt worden. Die dju in ver.di fordert 4,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro. In den Verhandlungen mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger gehe es aber auch um die Zukunft der Tageszeitungen.

„Wir hören von Betriebsrätinnen und Betriebsräten, dass die Verlage endlich wieder wirtschaftlich gut dastehen. Das ist eine positive Nachricht. Um diesen Trend fort zu setzen, muss in die Redaktionen investiert werden, denn hier wird die Arbeit gemacht, die für den Erfolg der Medienhäuser maßgeblich ist. Das gilt insbesondere für Online-Redaktionen, die zwar vom Tarifvertrag erfasst sind, aber immer häufiger ausgelagert und von der Lohnentwicklung abgehängt werden. Das ist eine fatale Fehlentwicklung“, unterstrich der Verhandlungsführer der dju in ver.di, Matthias von Fintel, im Vorfeld der beginnenden Tarifrunde.

Die dju in ver.di hatte die Verlegerseite daher zu einer „Attraktivitätsoffensive“ aufgefordert und auf eine schnelle Einigung gedrängt. „Die Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen begreifen den Wandel der Medien auch als Chance. Die positiven Entwicklungen in den zunehmend wieder gesundenden Medienhäusern sind ihrem hohen Einsatz zu verdanken und zeichnen sich zum Beispiel konkret im Bereich der Bezahlinhalte und der Gewinnung neuer Leserinnen und Leser ab. Im öffentlichen Diskurs weht den Redaktionsmitgliedern gleichzeitig ein heftiger Wind entgegen. Zukunftsaufgaben können die Tageszeitungsjournalistinnen und -journalisten nur meistern, wenn die Bedingungen stimmen. Dazu gehört natürlich eine entsprechende Bezahlung“, erklärte von Fintel.

Es sei enttäuschend, dass der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) zum Verhandlungsauftakt seinerseits kein beziffertes Angebot vorlegen konnte. Der BDZV-Forderung nach strukturellen Abstrichen im Gehaltstarifvertrag erteilte die dju in ver.di eine klare Absage: „Ja, wir wollen uns gemeinsam für starke Zeitungen einsetzen. Dafür bedarf es jetzt zügiger Verhandlungen und spürbar höherer Honorare und Gehälter, vor allem für den Nachwuchs auf der Suche nach attraktiven Arbeitsplätzen“, betonte der ver.di-Verhandlungsführer.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

USA: Gefährliche Berichterstattung

Zahlreiche Journalist*innen wurden während der Berichterstattung über die Demonstrationen in Los Angeles in der vergangenen Woche angegriffen, festgenommen und in ihrer Arbeit massiv behindert. Presserechtsgruppen verklagen nun die Polizei. Bei den Angriffen soll es sich um gezielte Attacken haben. Auch Reporter ohne Grenzen fordert eine Aufklärung aller dokumentierter Fälle.
mehr »

Innovatives Arbeiten im Journalismus

Flache Hierarchien, flexible Workflows und rollenbasierte Teamarbeit sind Kernelemente von agilem Arbeiten. Das Konzept stammt aus der Softwareentwicklung und hält inzwischen auch im Journalismus Einzug. Die Studie „Agiles Arbeiten im Journalismus: Einführung, Anwendung und Effekte von agilen Methoden in deutschen Medienhäusern“ untersucht, wie deutsche Medienhäuser agile Arbeitsmethoden in den redaktionellen Arbeitsalltag integrieren.
mehr »

Rundfunkfinanzierung in der Sackgasse

Bisher war Einstimmigkeit gefordert, wenn es um rundfunkpolitische Fragen ging. Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen gemeinsam agieren, zum Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kein einfaches Unterfangen, wenn es um das Thema Rundfunkfinanzierung geht. Dass diese Praxis nun überarbeitet wird, ist Ausdruck einer Krise – wenn nicht der Demokratie, dann doch zumindest der Rundfunkpolitik der Länder.
mehr »

Nachrichtenvermeidung nimmt zu

Der „Reuters Digital News Report“ stellt fest:  Zwei Drittel der Deutschen vermeiden es inzwischen mindestens gelegentlich, sich mit aktuellen Nachrichten zu beschäftigen. Gleichzeitig wollen viele wissen, was los ist. Was da scheinbar nicht zusammenpasst, stellt sich angesichts der Nachrichteninhalte in Teilen nachvollziehbar dar - ein genauerer Blick auf den Bericht.
mehr »