Filettieren à la Märkische

Tariflos: MAZ-Druckerei in Potsdam und Lokalredaktionen

Die gute Nachricht zuerst: Bei der Märkischen Verlags- und Druckgesellschaft (Märkische Allgemeine) in Potsdam gibt es nach zähem Ringen des Betriebsrates nun eine Vereinbarung zur Qualifizierung der von Kündigung betroffenen Kolleginnen und Kollegen. Die Einbeziehung einer Transferagentur wurde vereinbart.

Betroffene – akut vor allem Druck-Helfer, die im Zuge der Anschaffung einer neuen Rotation eingespart werden sollen – können diese unter Fortzahlung der Bezüge für Umschulungen oder Weiterbildungen nutzen. Der Arbeitgeber stellt dafür Mittel bereit, die Agentur für Arbeit ebenfalls, die Kollegen selbst müssen nichts beisteuern.
Die künftige Arbeit der Interessenvertretung ist davon abhängig, ob ein „Gemeinschaftsbetrieb“ weitergeführt wird. Denn auch die Umstrukturierung der Redaktion der Märkischen Allgemeinen (MAZ) schreitet voran. Die bisher 13 Lokalredaktionen, in denen 14 Lokalausgaben produziert wurden, sollen bereits ab 1. September in vier Regionalverlagen zusammengelegt werden, die als Neugründungen tariflos sind. Der bisherige Standort Perleberg wird ganz geschlossen. Da in den MAZ-Regionalverlagen künftig nicht nur Redaktionelles, sondern auch Marketing, Anzeigen- und Vertriebsgeschäft gebündelt werden sollen, gelte den Arbeitsbedingungen besonderes Augenmerk, so Betriebsratsvorsitzende Karin Wagner. Nach Erfahrungen mit dem Newsdesk in Potsdam, wo unter „suboptimalen“ räumlichen und klimatischen Bedingungen gearbeitet werden muss, sehe man etwa die angekündigte Bildung weiterer Newsdesks in den Redaktionen der Regionalverlage kritisch. Die Interessenvertretung will auch für die von diesen Umstrukturierungen Betroffenen einen Sozialplan und Altersteilzeitregelungen analog zum Druckerei-Outsourcing abschließen. Bislang ist für die Beschäftigten lediglich klar, dass ein Betriebsübergang nach § 613a erfolgen soll und sie individuell für ein Jahr ihre Besitzstände mitnehmen. Was danach kommt, ist offen.

Weitere aktuelle Beiträge

Proteste bei TiKTok in Berlin

Rund 150 Beschäftigten der Trust and Safety-Abteilung (Content-Moderation) von TiKTok und einem Teil der Beschäftigten aus dem Bereich TikTok-Live (rund 15 Beschäftigte) in Berlin droht die Kündigung. Das  chinesische Unternehmen plant die Content-Moderation künftig verstärkt durch Large-Language-Models (Künstliche Intelligenz) ausführen zu lassen und die Arbeit an andere Dienstleister auszulagern. Dagegen protestierten heute vor der TikTok-Zentrale in Berlin Beschäftigte und Unterstützer*innen.
mehr »

Der Clickbait mit den miesen Botschaften

„Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“, nach diesem Motto bewertete einst Helmut Thoma, der kürzlich verstorbene ehemalige RTL-Chef, den Erfolg von Programmformaten. Dieses für private Sender typische Prinzip findet inzwischen seine Fortsetzung in immer mehr digitalen Nachrichtenportalen. Das untermauert eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung (MPIB) in Berlin nach der Auswertung von 40 Millionen Schlagzeilen.
mehr »

Halbzeit bei der UEFA Frauen-EM

UEFA-Women’s Euro 2025 heißt das Turnier nach dem Willen des Europäischen Fußballverbands. Bei den Männern wird auf die geschlechtsspezifische Eingrenzung verzichtet. Möglichweise ein Relikt aus den Zeiten, als das Kicken selbstverständlich eine maskuline Sportart war, vermeintlich ungeeignet für die „zarte Weiblichkeit“. 
mehr »

Für ein digitales Ökosystem

Markus Beckedahl, Journalist und Gründer des Online-Portals www.netzpolitik.org, erkennt  im System des öffentlich-rechtlichen Rundfunk den Ort, wo alternative digitale Infrastrukturen gut entwickelt werden können. Ungarn und Polen haben es vor Jahren gezeigt, die USA erleben es gerade aktuell und die Welt scheint dabei zuzuschauen: Die Aushebelung demokratischer Strukturen durch gewählte Regierungen.
mehr »