Freie Journalisten: Noch nicht riestern!

Täglich erreichen uns Anrufe freier Kollegen aus allen Bereichen, was denn nun zu tun ist, um die ohnehin schon schwach ausfallende gesetzliche Rente in der Zukunft aufzubessern, nachdem der sozialdemokratische Arbeitsminister den Unternehmern zuliebe den hälftigen Arbeitgeberbeitrag der gesetzlichen Rentenversicherung für die Zukunft festgeschrieben hat. Ein nobler Beitrag zur Senkung der Lohnnebenkosten zu Lasten der Arbeitnehmerinnen. Gleichzeitig wurde das Rentenniveau auf 67 Prozent des durchschnittlichen Nettoentgeltes gesenkt. Dafür darf der Arbeitnehmer, also auch der Freie, in der sogenannten dritten Säule der Alterssicherung (private Vorsorge) sein staatlich oder steuerlich gefördertes Scherflein (eigenes Geld) dazu beitragen, um über Pensionskassen, Pensionsfonds oder Direktversicherungen den materiellen Lebensabend zu versüßen. Die Produkte, die man dazu nehmen soll, gehen in die Tausende. Doch Eile ist nicht geboten: Hier noch einmal die Warnung: Bitte das Geld auf den Konten, im Sparstrumpf und in der Schweiz lassen. Es müssen erst noch eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt werden, bis dass die Gewerkschaft grünes Licht zum riestern oder Steuersparen gibt.

Die Tarifkommission Redakteure und Redakteurinnen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten Union (dju) hat ihrem Bundesfachbereich Medien, Kunst und Industrie per Beschluss aufgegeben, die zur Zeit laufenden Bemühungen um ein eigenständiges Versorgungswerk Medien (ver.di und die Arbeitgeber Bundesverband Druck, Papier-Unternehmer, Zeitungs- und Zeitschriften-Verleger) unter Einschluss der Freischaffenden in den Medien zu führen. Auch für freie Journalisten soll es möglich sein, etwa über Honorarzahlungen und den Verleger sogenannte Arbeitgeberentgelte steuer- und sozialversicherungsfrei zum Beispiel in einer Pensionskasse anlegen zu können. Bis dahin ist aber noch ein schwieriges Stück Weg zurückzulegen. Die ganze übrige Palette von Versicherungen soll auch über dieses Versorgungswerk angeboten werden. Der Fachbereich steht erst am Anfang. Gegenwärtig werden Verhandlungen geführt, wer wohl der Versicherer sein wird.

Warten auf bessere Produkte

Auch über alternative Möglichkeiten der zusätzlichen Altersvorsorge für Freie hat eine Arbeitsgruppe nachgedacht. So gut und schön manche Idee war, sie endet meistens bei dem Gesetzgeber, der uns schon oft bewiesen hat, dass er nicht so oft an die Belange der Arbeitnehmer und schon gar an die Freischaffenden Medienmenschen denkt. Resumee: Abwarten und Tee trinken. Bis nach der Sommerpause muss unsere Gewerkschaft Klarheit und Fakten schaffen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Tarifeinigung bei Zeitschriften

Für die Redakteur*innen von Zeitschriften gibt es ab April mehr Geld. In der sechsten Verhandlungsrunde am 23. März in Hamburg wurde zwischen ver.di und dem DJV mit dem Medienverband der Freien Presse (MVFP) ein Tarifergebnis mit rund acht Prozent mehr erreicht. Die Entgelterhöhung für die rund 5000 Redakteur*innen und Volontär*innen setzt sich zusammen aus 4,4 Prozent Tariferhöhung ab April und einer Festbetragserhöhung von 125 Euro ab März 2024. Die Volontariatsvergütung steigt dann um 100 Euro. 
mehr »

Dreyeckland geht gegen Durchsuchung vor

Gemeinsam mit Radio Dreyeckland (RDL) hat die Gesellschaft für Freiheitsrechte e.V. (GFF) heute eine Beschwerdebegründung beim Landgericht Karlsruhe gegen die im Januar erfolgten Durchsuchungen und die Beschlagnahmung von Laptops eingereicht. RDL hatte in einem Artikel die Archivseite der verbotenen Internetplattform linksunten.indymedia verlinkt. M berichtete darüber. Den Link wertete die Staatsschutzabteilung der Karlsruher Staatsanwaltschaft als strafbare Unterstützung einer verbotenen Vereinigung.
mehr »

Mehr Straftaten gegen Medienschaffende

Journalist*innen werden bedroht, bespuckt und aktiv an ihrer Arbeit gehindert. In Deutschland ist im vergangenen Jahr der höchste Wert an Straftaten gegen Medienschaffende seit Aufzeichnungsbeginn 2016 erfasst worden. Der kriminalpolizeiliche Meldedienst notierte 320 Straftaten gegen Medienschaffende, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linkspartei im Bundestag hervorgeht. Das Dokument liegt M vor.
mehr »

KI im Journalismus richtig nutzen

Einerseits kann Künstliche Intelligenz (KI) im Journalismus die Arbeit erleichtern, wenn Beiträge automatisch erstellt werden und KI-Systeme große Datenmengen auswerten. Andererseits besteht die Gefahr, von großen Tech-Unternehmen abhängig zu werden und Diskriminierungen Vorschub zu leisten. Im neuen „Whitepaper aus der Plattform lernende Systeme“ wird ausgelotet, wie KI zu einem zeitgemäßen Journalismus beitragen kann, der Medienschaffenden mehr Zeit für kreative und investigative Arbeit verschafft.
mehr »