Die „Kieler Nachrichten“ wollen ein neues Honorarsystem für ihre freien Mitarbeiter*innen einführen. Danach sollen die Freien künftig nach einem „Baukasten-System“ entlohnt werden. Im Vergleich zu bisherigen Regelungen bedeute das für die Freien generell eine Reduzierung ihrer Honorare, schätzen die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und der DJV Schleswig-Holstein diese kritikwürdigen Pläne ein.
Anstatt Zeilen und Fotos konkret abzurechnen, soll es bei den „Kieler Nachrichten“ einen Paketpreis für Bilder und Text geben. Infokästen und Videoschnipsel werden obendrein erwartet. Betroffen sind auch diejenigen Freien, die ausschließlich Bilder liefern: Sie sollen ebenfalls mehrere Bilder zu Paketpreisen abtreten einschließlich der Rechte für Zweitverwertung und Archivnutzung.
„Bereits mehrfach mussten die Freien schmerzhafte Honorarabsenkungen hinnehmen, letztmalig 2017“, erklärt Tina Fritsche, Landesgeschäftsgeschäftsführerin der dju in ver.di in einer Pressemitteilung. Damals habe die Chefredaktion trotz Protesten das Kilometergeld für Fahrten im Auftrag der Redaktion gestrichen. „Dass Kolleginnen und Kollegen, die gerade im Lokalen und Regionalen das Gesicht der Zeitung sind, als Dank für ihre langjährige Tätigkeit in der Redaktion erneut weniger für ihre Leistungen gezahlt werden soll, hat deutlich eine andere Qualität“, sagt Kai Dordowsky, Vorsitzender des DJV-Schleswig-Holstein.
Die vorgesehenen Honorare weichen nach Auffassung der Gewerkschaften erheblich von den Mindesthonoraren ab, auf die sich Verlegerverband und Gewerkschaften geeinigt hatten. Diese Vergütungsregeln legen Mindesthonorare fest, die auch durch Gerichtsurteile als angemessene Untergrenzen im Sinne des Urheberrechtsgesetzes angesehen werden können.
Aus Sicht der Chefredaktion des Kieler Blattes, das inzwischen zu 50 Prozent plus einer Stimme zum Madsack-Konzern gehört, bedeute der neue Honorarrahmen keine Kürzung, sondern sei Teil eines neuen Systems, das Madsack-weit zum Einsatz kommt. Gespräche mit den Gewerkschaften lehne die Chefredakteurin bislang ab. Ein Fragenkatalog der Freien, den die Gewerkschaften übermitteltet haben, werde ebenfalls nicht beantwortet. „Zumindest bis zu Klärung der offenen Fragen raten die Gewerkschaften den Freien der Kieler Nachrichten, sich nicht auf diese neuen Honorare einzulassen“, sind sich Dordowsky und Fritsche einig.