Lokalfunker erkämpfen Tarifabschluss

Protestaktion der Lokalfunker_innen in Oberhausen
Foto: Christof Büttner

Nach achtmonatigen Verhandlungen und zahlreichen Aktionen der Beschäftigten konnte am 4. Dezember eine Tarifeinigung für den Lokalfunk NRW erzielt werden. Demnach erhalten Angestellte und Volontär_innen eine Einmalzahlung in Höhe von 1.000 Euro, ab dem 1. Februar steigen dann die Gehälter um 1,95 Prozent. Schon im kommenden Jahr sollen Strukturfragen in Mantel- und Gehaltstarifvertrag beraten werden.

„Ohne die Aktionen der Beschäftigten wäre ein Abschluss nicht möglich gewesen“, erklärte ver.di-Verhandlungsführer Christof Büttner. „Wir sind froh, dass wir einen Kompromiss gefunden haben, der einerseits die Erwartungen der Lokalfunkerinnen und Lokalfunker berücksichtigt, andererseits den Arbeitgebern ermöglicht, den Flächentarifvertrag fortzuführen“, beschreibt Alexandra Fobbe aus der DJV- NRW-Tarifkommission die extrem schwierigen Verhandlungen.

Diese waren von zahlreichen Aktionen der Beschäftigten begleitet worden. So trafen sich am 14. Oktober Angestellte in Lokalfunksendern aus ganz NRW in Oberhausen, um bei einer Sitzung der Veranstaltergemeinschaften und Chefredakteure zu protestieren. Im weiteren Verlauf wurden Protestbriefe verschickt und aktive Mittagspausen in den Sendern durchgeführt. Am 21. November dann ein Warnstreik: Die Belegschaften von Radio Essen, Radio Wuppertal und Radio Köln haben ihre Arbeit niedergelegt. Damit war es ihnen unter anderem gelungen, Angriffe der Arbeitgeberseite auf die Jahressonderleistung zunächst abzuwehren.

Der Lokalfunk in Nordrhein-Westfalen basiert auf einem Zwei-Säulen-Modell, bei dem die wirtschaftliche und die programmliche Verantwortung voneinander getrennt sind. Jeder der 45 Sender besteht aus zwei rechtlich selbstständigen Einrichtungen: der Veranstaltergemeinschaft (VG), die für das Programm zuständig ist, und der Betriebsgesellschaft (BG), die die wirtschaftlichen Aufgaben übernimmt. In der VG sind alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen vor Ort vertreten, also etwa Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Sport- und Jugendverbände. Die BG ist privatwirtschaftlich organisiert. Gemeinsam bilden VGen und BGen der Lokalfunksender die Tarifgemeinschaft Lokaler Rundfunk (TGL), mit der die Gewerkschaften das nun erzielte Tarifergebnis verhandelt haben.

Die zuständigen Gremien beider Seiten müssen dem Verhandlungsergebnis bis zum 18. Dezember noch zustimmen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Dreyeckland-Journalist wegen Link angeklagt

Am 18. April beginnt der Prozess gegen den Journalisten Fabian Kienert. Dem Mitarbeiter von Radio Dreyeckland in Freiburg wird die Unterstützung einer verbotenen Vereinigung vorgeworfen, weil er das Archiv eines Onlineportals in einem Artikel verlinkt hat. Das Portal mit Open-Posting-Prinzip war von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) 2017 als kriminelle Vereinigung verboten worden.
mehr »

Türkische Presse im Visier der Justiz

Der Journalist Nedim Türfent berichtet über die Situation von Medienschaffenden in der Türkei. Sein Film "Ihr werdet die Macht der Türken spüren!" über die schikanöse Behandlung kurdischer Bauarbeiter erregte große Aufmerksamkeit und brachte ihm 2015 einen Journalistenpreis ein - und 2016 seine Verhaftung. Er wurde gefoltert und zu acht Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Die meiste Zeit davon verbrachte er im Hochsicherheitsgefängnis in der östlichen Stadt Van. Türfent wurde am 29. November 2022 nach sechs Jahren und sieben Monaten Haft entlassen. Schon wenige Monate später arbeitete er wieder als Journalist. Zurzeit nimmt er an einem Stipendium für bedrohte…
mehr »

Kinostreik über Ostern angekündigt

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft die Beschäftigten im Kinokonzern CinemaxX noch vor Ostern, zum Warnstreik auf. Grund dafür ist die Verweigerungshaltung von CinemaxX ein konstruktives Angebot vorzulegen. Die Tarifverhandlungen sind ins Stocken geraten. „Auch in der gestrigen dritten Verhandlungsrunde hat die Geschäftsführung von CinemaxX kein substanziell verbessertes Angebot vorgelegt. Die Tarifforderung der Beschäftigten von 14 Euro stellen in der aktuellen Preissteigerungssituation eine notwendige Basis für ein existenzsicherndes Einkommen dar.
mehr »

Filmtipp: One Life

„Was hat das mit uns zu tun?“, fragen sich manche Jugendliche, wenn sie in der Schule mit dem Horror des Holocaust konfrontiert werden. Eine ganz ähnliche Frage stellt der Chefredakteur einer Provinzzeitung, bei der Nicholas Winton 1988 vorstellig wird. Der damals knapp achtzig Jahre alte Rentner ist beim Ausmisten auf ein Album gestoßen, das die Rettung jüdischer Kinder aus Prag dokumentiert. Auf Umwegen landet die Information bei der Frau des Verlegers Robert Maxwell. Sie glaubt zunächst, es habe sich um eine Handvoll Jungen und Mädchen gehandelt, aber Winton hat einst 669 Kindern die Ausreise nach England ermöglicht; und davon erzählt „One Life“.
mehr »