MDR: Tarifpremiere bei MCS Sachsen

Beleuchtete MDR-Zentrale in Leipzig Foto: MDR/ Stephan Flad

Nach langem Ringen steht der erste „Tarifvertrag über die Vergütung für arbeitnehmerähnliche Personen“ bei der Media Communication Systems GmbH (MCS) Sachsen. Nun arbeiten die aktiven Freien gemeinsam mit ver.di an einer Regelung für alle vier Enkeltöchter im Verbreitungsgebiet des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), die unter einem Dach vereint werden sollen. Der MDR ist die öffentlich-rechtliche Landesrundfunkanstalt für das Land Sachsen-Anhalt sowie für die Freistaaten Sachsen und Thüringen. 

Acht Tage hatten die fest-freien Mitarbeiter*innen der MDR-Enkeltochter MCS Sachsen, die für den Sender in Dresden Technik und Produktionsdienstleistungen bereitstellt, tapfer gestreikt. Damit wurde der Weg zum ersten Tarifvertrag der MSC-Firmengeschichte geebnet. ver.di-Fachbereichssekretär Detlef Heuke, der die Verhandlungen bei MCS führte, ist voller Hochachtung für die mutigen Freien: „Es war ein langer Weg, den wir zusammen beschritten haben. Im Herbst 2018 hatten wir uns zum ersten Mal getroffen und die Problemfelder – jahrelang stagnierende Honorare, soziale Absicherung, Urlaub – miteinander besprochen. Drei Jahre vergingen, bis im Dezember 2021 eine kleine Gruppe freier Mitarbeiter*innen in gelben Warnwesten vor dem Landesfunkhaus in Dresden erstmals streikte. Das sorgte zunächst für Verwunderung – jedoch haben sich die Kolleg*innen in den Wochen und Monaten darauf den Respekt hart erkämpft.“

Der Erfolg gab ihnen recht: Im März 2022 begannen die Tarifverhandlungen, nach drei Runden war man sich einig. Die fest-freien Mitarbeiter*innen bei MCS Sachsen bekommen vier Prozent Honorarerhöhung, den Arbeitgeberanteil zur Pensionskasse Rundfunk in Höhe von vier Prozent sowie eine Coronaprämie von 750 Euro (jeweils rückwirkend zum 01.01.2022). Das ist bei einer Inflationsrate um die zehn Prozent nicht gerade sensationell, aber: „Jetzt gibt es klare Regelungen, einen Rahmen für alle, auf dessen Grundlage man weitere Verbesserungen angehen kann. Wir sind am Anfang eines langen Weges“, sagt Detlef Heuke.

Nächstes Ziel: Ein Tarifvertrag für MCS Team

Der Tarifvertrag für MCS Sachsen war nur ein erster Schritt. Jetzt bereitet sich die Tarifkommission auf Verhandlungen mit dem neuen Firmenkonstrukt vor, das die vier MDR-Enkeltöchter MCS Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie die Media Mobil GmbH (MMG) ab 1. Januar 2023 unter einem Dach vereinen wird. Der neue Name: MCS Team GmbH mit Sitz in Magdeburg.

In einem Schreiben an die Festangestellten der zu fusionierenden Firmen hatte die Chefetage ihnen vollmundig betont, das „wesentliche Kapital“ des neuen Unternehmens zu sein. Damit fühlten sich auch die festen Freien angesprochen und forderten Kommunikation auf Augenhöhe ein. Im Team mit den festangestellten Kolleg*innen arbeiten sie nun in der Gesamttarifkommission, haben gemeinsame Ziele formuliert und wählten ihre Vertreter*innen in die Verhandlungskommissionen für Feste und Freie. Der Start der Tarifverhandlungen für die MCS Team GmbH ist für den 13. Oktober terminiert. „Wir verhandeln zwar getrennt, halten aber zusammen“, so der Tenor der Festangestellten und Freien.

Auf die Tarifkommission und die ver.di-Gewerkschaftssekretäre wartet nun viel Arbeit: „Wir wollen eine fusionierte MCS Team, die einen Manteltarifvertrag hat, einen Vergütungs- und einen Honorartarifvertrag“, sagt Verhandlungsführer Heuke. Das sei ein Mammutprojekt. Und was bleibt: „Wir haben bei MCS Sachsen gute Pflöcke eingeschlagen und unseren Zusammenhalt eindrücklich demonstriert. Wir können auf Augenhöhe in die Verhandlungen mit dem Tarifpartner gehen.“

Weitere aktuelle Beiträge

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Vertrauen in die Medien wächst wieder

Eine repräsentative Studie im Auftrag des WDR zeigt: Das Vertrauen in Medien in Deutschland ist wieder gewachsen. Als glaubwürdig gelten vor allem öffentlich-rechtliche Angebote. Auch das Vertrauen in Institutionen hat leicht zugenommen. Und: Junge Menschen schätzen ihre Hauptinformationsquelle Soziale Medien mehrheitlich als nicht ausgewogen oder glaubwürdig ein.
mehr »

Aktive Medien gegen Rechts

„Wie weiter?“ – unter dieser Fragestellung wollten am 7. Mai in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung in Berlin Medienpolitiker*innen und Journalist*innen über „Visionen für eine demokratische Medienlandschaft“ diskutieren. Den Rahmen bildete das Roman Brodmann Kolloquium zum Oberthema „Rechtsruck in Europa! Ohnmacht der Medien?“ Anstelle von überzeugenden Visionen spiegelte die Debatte eher die Ratlosigkeit der Demokraten angesichts eines erstarkenden Rechtsextremismus.
mehr »