Mehr Mäuse

Erste Tarifverhandlungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Die ersten Tarifverhandlungen der aktuellen Runde im öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben stattgefunden. Den Anfang machten der HR und der MDR im Februar, es folgten BR, ZDF und WDR Anfang März. Die Angebote der Sender, sofern sie überhaupt vorliegen, sind für ver.di bisher nicht akzeptabel und ließen noch keine Abschlüsse zu (bis Redaktionsschluss).

Die Senderverbände hatten einheitlich Ende September 2008 die Gehalts- und Honorarverträge gekündigt. Gleichzeitig legte ver.di ihre Forderungen auf den Tisch, von der Tarifkommission ausgiebig diskutiert und beschlossen: Erhöhung aller Gehälter um 300 Euro monatlich und darauf eine lineare Erhöhung von 3%. Für die Freien eine wertgleiche Erhöhung der Honorare im selben Volumen! Beim HR, RB, MDR und ZDF wurden modifizierte Forderungen gestellt.
Die Tarifrunde im öffentlich-rechtlichen Rundfunk steht unter dem Motto: „Gute Arbeit, gutes Geld! Mitglieder VERDInen mehr!“ Sie wird mit zahlreichen, fantasievollen Aktionen begleitet. In der Region des MDR wurden Autoaufkleber verteilt. Darauf die Forderung: „Der MDR holt auf! 150 plus 8, sonst Schicht im Schacht!“ Mit einem am Sendemast befestigten Plakat: „Mehr Mäuse“ machten die Verdianer im Saarländischen Rundfunk auf ihr Anliegen aufmerksam. Kleine weiße Mäuse aus Fruchtgummi waren auf den Tarif-Flugblättern befestigt, die im SR verteilt wurden.
Inzwischen haben sich die Tiere weiter verbreitet, sind zum Beispiel auf dem Mainzer Lerchenberg beim ZDF gesichtet worden. Dort wurde auch das Thema Arbeitsverdichtung im gleichzeitig stattfindenden Personalratswahlkampf thematisiert. Ein ver.di-Kaffeemobil fuhr in den letzten Wochen durch den SR. Der Einladung neben dem Kaffeegenuss mit der Gewerkschaft über Arbeitsbedingungen und Bezahlung zu reden, und wo sonst noch so der Schuh drückt, waren viele Kolleginnen und Kollegen gefolgt.
Während die streikenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes des Saarlandes Ende Februar durch die Saarbrücker Innenstadt demonstrierten, wurden sie von ihren ver.di-Kollegen beim SR mit einer Flugblatt-Aktion unterstützt. Gleiche Ziele sind ausgemacht. Auch die Verdianer des NDR riefen dazu auf, den Beschäftigten im öffentlichen Dienst zur Seite zu stehen und an den Kundgebungen in Kiel, Hannover, Hamburg und Schwerin teilzunehmen.
Werner Ach, ver.di-Verbandsvorsitzender im ZDF, kommentiert die laufende Tarifrunde: „Nach dem Abschluss im öffentlichen Dienst für den Bund und die Gemeinden liegt jetzt ein weiterer Abschluss für die Länder vor. An beiden werden wir uns orientieren müssen. An unserer Forderung: Eine spürbare Erhöhung der Gehälter und Honorare, verbunden mit einer deutlichen sozialen Komponente, hat sich nichts geändert. Das sind wir unseren Kolleginnen und Kollegen schuldig, die mit immer weniger Personal in den Anstalten immer mehr Aufgaben bewältigen müssen. Nachdem wir mehrere Jahre lang durch maßvollste Abschlüsse geholfen haben, die Finanzen der Rundfunkanstalten zu sanieren, gibt es jetzt den berechtigten Anspruch auf eine kräftige Gehaltserhöhung angesichts des Reallohnverlustes bei gleichzeitig steigenden Preisen. Notfalls werden wir den Druck in den Anstalten erhöhen. Dazu sind wir dank ver.di schon jetzt in allen Anstalten vernetzt. Im ZDF wurden beim ersten Sondierungsgespräch drei Verhandlungstermine bis Ende März vereinbart.“
   wen 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Altersdiskriminierung beim WDR?

Der WDR serviert freie Mitarbeiter*innen ab, die im Rentenalter für den Sender arbeiten wollen. Damit tut er genau das Gegenteil von dem, was in der öffentlichen Diskussion derzeit geraten wird. Während Angestellte sich also über Jahre hinweg auf einen Termin für ihren Ruhestand vorbereiten konnten, wird langjährigen freien Mitarbeiter*innen nun mit kurzer Frist mitgeteilt, wann für sie angeblich Schluss sein soll. Altersdiskriminierung will man beim WDR aber nicht erkennen – für den Sender gehe es vielmehr darum, jüngeren Mitarbeitenden nicht den Einstieg zu blockieren.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

ARD: Durchbruch in Tarifrunde

In dem seit Januar andauernden Tarifkonflikt in ARD-Rundfunkanstalten gibt es erste Verhandlungsergebnisse. Zum Wochenende hin konnte am Freitag (15. November) ein Ergebnis im SWR erreicht werden. Für ver.di ist das ausschlaggebende Ergebnis, dass neben sechs Prozent Tariferhöhungen in zwei Stufen über eine Laufzeit von 25 Monaten auch eine für mittlere und niedrige Tarifgruppen stärker wirkende jährliche Sonderzahlung so stark erhöht wurde, dass es nachhaltige Tarifsteigerungen zwischen sechs und über zehn Prozent gibt.
mehr »